: Karin Spieker
: Im Bann der Quelle
: epubli
: 9783753153520
: 1
: CHF 3.20
:
: Science Fiction, Fantasy
: German
: 319
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die magische Quelle sorgt dafür, dass Luise und ihre Freunde alles haben können, was sie sich wünschen. Aber dafür zahlen sie einen hohen Preis: Der Rat von Südental regelt das Leben aller Dorfbewohner. Freundschaften außerhalb Südentals sind streng verboten. Und niemand darf Südental den Rücken kehren. Mysteriöse Todesfälle ereignen sich, wann immer jemand die Regeln der Quelle missachtet. Luise passt sich an - bis ein Neuer an ihre Schule kommt: Leander. Versehentlich liest sie seine Gedanken und auf einmal schlägt ihr Herz Purzelbäume. Sie muss sich entscheiden: zwischen dem Leben, das sie kennt, und ihrer großen Liebe... Luxus oder Freiheit - was würdest du wählen? (aktualisierte und überarbeitete Neuauflage des Romans 'Das Geheimnis der Quelle' von Karin Marold)

Karin Spieker lebt mit ihrem Mann bei Paderborn. Nach einem Studium der Literatur- und Medienwissenschaften arbeitete sie im PR-Bereich und als Werbetexterin. Irgendwie geschrieben hat Karin Spieker schon immer: In ihrer Kindheit waren es lustige Gespenster-Geschichten für die kleinen Geschwister, in der Jugend hat sie ausufernd Tagebuch geführt und seitenlange Briefe an die beste Freundin verfasst. Die Autorin sammelte zunächst Erfahrung als Selfpublisherin. Außerdem veröffentlichte sie einige Theaterstücke für Kinder und Erwachsene. Heute schreibt Karin Spieker romantische Komödien. Wenn sie nicht schreibt oder Freunde trifft, macht sie Musik. Sie spielt seit früher Kindheit Klavier und Gitarre, außerdem singt sie in einem A-cappella-Ensemble und leitet einen evangelischen Kirchenchor.

2.


Wie immer gab es auf dem Heimweg nichts zu sehen. Ackerfläche folgte auf Ackerfläche – man konnte jederzeit die Augen schließen und verpasste garantiert nichts.
Der Bus war angenehm leer. Die Schüler aus den umliegenden Dörfern würden erst die nachfolgenden Busse bevölkern. Um uns herum saßen nur ein paar alte Leute und eine Mutter mit Kinderwagen und Baby.
Sina und ich lümmelten allein auf der Rückbank. Wir waren die einzigen Südentaler in unserer Klasse und hatten auf dem Schulweg deshalb selten Gesellschaft. Es gab wenig Kinder und Jugendliche bei uns im Dorf. Auf unserer Schule, dem Städtischen Gymnasium Papenbrück, waren außer Sina und mir nur noch sieben weitere Südentaler Jungs und Mädchen. Eine weitere Handvoll Jugendlicher bevölkerte die Haupt- und Realschule in Papenbrück und das war’s. Im Moment gab es in Südental nur dreiundzwanzig Jugendliche, Sina und mich eingerechnet. Sehr übersichtlich. Aber so ist das eben, wenn man in einem kleinen Dorf lebt, in dem seit rund fünfhundert Jahren der Zuzug von Fremden vermieden wird …
Gut, dass ich wenigstens eine Freundin in meinem Alter hatte, wie meine Mutter nicht müde wurde zu erwähnen. Sina dachte zwar über viele Dinge anders als ich, aber ich kannte sie seit meiner Geburt und wir fühlten uns oft wie Schwestern. Sie verstand meine Sorgen und Nöte besser, als eine nichtbegnadete Freundin es je gekonnt hätte. Wenn sie doch nur – manchmal - eine Spur weniger Sina wäre …. Ein bisschen verantwortungsvoller, ein klein wenig sozialer …
Sina umgekehrt, das wusste ich, fand mich manchmal zu besonnen, zu vernünftig. Dann nannte sie mich „Heilige Luise“ oder gleich „Mutti“. So wie jetzt.
„Hör auf zu schmollen, Mutti!“ Sina stieß mir sachte ihren Ellenbogen in die Seit. „Freu dich doch lieber! Jetzt, wo wir den früheren Bus erwischt haben, sind wir viel eher zu Hause!“
„Schon, aber …“, ich senkte meine Stimme zu einem Wispern, „nötig gewesen wäre das nicht! In zwanzig Minuten hätte es sowieso geklingelt und Frau Schulte wird Ärger bekommen, wenn du so etwas immer wieder abziehst!“
„Ach, tu doch nicht so!“, höhnte Sina leise und verdrehte die Augen gen Himmel, „du bist doch auch vor Langeweile gestorben!“
Ich sah mich im Bus um. Konnte die weißhaarige Oma, die zwei Reihen vor uns saß, uns womöglich hören? Sollte ich schnell mal nachsehen, worum sich ihre Gedanken drehten? Nein, Luise, Blödsinn, verwende die Gabe sparsam! Außerdem – wem machte ich etwas vor? Auf diese Entfernung würde ich die Gedanken der Frau sowieso nicht lesen können. Da war ich Sina weit unterlegen.
„Wir reden gleich weiter!“, bestimmte ich leise, „auf dem Weg.“
Sina verdrehte noch mal die Augen, nickte genervt und steckte die Kopfhörer ihres Handys in die Ohren. Leise ertönte ein scheppernder Beat.
Ich starrte in die vorbeiziehende Landschaft.
Wieder einmal wünschte ich mir sehnsüchtig, es gäbe die Gabe nicht und Südental wäre ein Dorf wie jedes andere. In Momenten wie diesem, wenn wieder einmal ein wichtiges Gespräch auf später verschoben werden musste, fühlte ich mich schmerzvoll daran erinnert, wie allein wir waren, wir Begnadeten. Die Gabe machte uns stark, das schon, aber sie trennte uns auch von allen anderen.
Wie ein Felsblock hing mir das kollektive Geheimnis manchmal um den Hals.
Oft stellte ich mir vor, wie es wäre, normal zu sein. Ich könnte Freunde haben, viele Freunde, auf Partys gehen – richtige Partys außerhalb des Dorfes mit vielen fröhlichen Jugendlichen. Ich könnte in einer Band singen, vielleicht sogar reisen. Nach Spanien, in die Türkei, nach Thailand, Costa Rica, Frankreich … Es gab so viel zu sehen auf der Welt!
Aber nein. Nichts davon war möglich und schlimmer no