: Karin Spieker
: Landeierforschung Roman
: Piper Verlag
: 9783492984287
: 1
: CHF 4.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 350
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Was passiert, wenn eine eingefleischte Städterin Urlaub in der tiefsten Provinz macht - ein witzig-romantischer Roman um die ungeahnten Vorzüge des Landlebens! Die 40-jährige Anne gerät eher zufällig mit ihrem unkonventionellen Cousin Mike in das 300-Seelen-Nest Eisheim. Dort lernt sie nicht nur, dass es auf dem Land mehr zu entdecken gibt als Kühe und Schützenfeste, sie entdeckt auch, dass sie sich auf dem Rücken eines Pferdes erstaunlich gut fühlt. Außerdem trifft sie den attraktiven Reitlehrer Ben, der zwar ihre schlechtesten Eigenschaften zum Vorschein bringt, aber komischerweise trotzdem genau das zu sein scheint, was Anne braucht.

Karin Spieker, Jahrgang 1976, lebt mit ihrem Mann und ihrer Katze Lotti bei Paderborn und ist Mutter eines erwachsenen Sohnes. Irgendwie geschrieben hat sie schon immer: In ihrer Kindheit waren es lustige Gespenster-Geschichten für die kleinen Geschwister, in der Jugend hat sie ausufernd Tagebuch geführt und seitenlange Briefe an die beste Freundin verfasst. Nach einem Studium der Literatur- und Medienwissenschaften arbeitete sie zunächst im PR-Bereich und als Werbetexterin, bevor sie sich hauptberuflich dem Schreiben widmete. Die Autorin hat mit einigen Romanen für Kinder und Jugendliche bereits Erfahrung als Selfpublisherin gesammelt. Außerdem schrieb sie Theaterstücke für Kinder und Erwachsene, die unter Pseudonym erschienen sind. Wenn sie nicht schreibt oder Freunde trifft, macht Karin Spieker Musik. Sie spielt seit früher Kindheit Klavier und Gitarre, außerdem singt sie in verschiedenen Ensembles und leitet einen evangelischen Kirchenchor.

Kapitel 2


Das war gestern gewesen. Und heute war Sonntag und ich saß unglücklich auf dem Sofa und streichelte Kurti. Mike und Katti waren unterwegs und besuchten eine gemeinsame Freundin, während ich nach dem Frühstück verkatert aufs Sofa gekrochen war. Gerade hatte ich mit Max telefoniert und erfahren, dass er Mike und mich auf keinen Fall aufs Land begleiten würde.

Inzwischen fragte ich mich nur noch, wie ich aus der Nummer von gestern wieder herauskam. Nüchtern betrachtet fand ich die Provinzurlaub-Idee ehrlich gesagt nur noch scheußlich. Wenn nicht einmal Max mitfuhr, konnte ich mir nichts, rein gar nichts vorstellen, was ich in einem deutschen Durchschnitts-Kaff unternehmen wollte. Welcher Teufel hatte mich gestern nur geritten, dass ich den Mund dermaßen voll genommen hatte? Nie, nie wieder würde ich Gin Fizz trinken!

Aber musste ich denn wirklich fahren? Ich konnte doch meinen heiligen Sommerurlaub nicht in öden Dörfern verbringen, nur weil ich ausnahmsweise mal ein Glas zu viel erwischt hatte! Wäre es nicht verrückt, diese dummen Pläne umzusetzen, obwohl ich gar keine Lust darauf hatte?

Klar, Mike freute sich auf diese bizarre Landpartie, der hatte heute beim Frühstück schon wieder von ländlichen Stillleben geschwärmt, aber mit dem konnte ich zum Trost einfach ein, zwei Tagesausflüge planen, bei denen wir sozusagen ambulant die Provinz studierten. Nein, ich würde diesen Blödsinn nicht durchziehen, nur um in der Agentur besser dazustehen. Das war doch albern. Ich würde die Notbremse ziehen.

Mit diesem Entschluss kullerte ein Felsmassiv von meinem Herzen. Ich bildete mir sogar ein, dass die Symptome meines Katers schlagartig nachließen. Ich würde meine beiden Urlaubswochen einfach wie geplant in Köln verbringen. Ich würde nach Herzenslust shoppen, mich an einen der romantischen Rheinstrände legen, Freunde treffen und einen Roman nach dem anderen verschlingen.

Schnell, ehe ich es mir anders überlegen konnte, schnappte ich mir mein Handy und tippte an Katti und Mike: ›Leute, das Thema Dorfurlaub ist gestorben. Ich hab keine Lust darauf und ich werde morgen einfach behaupten, dass das alles nur ein Witz war.‹

Die Antworten kamen prompt. Mike schrieb: ›Schade. Überleg es dir noch mal in Ruhe, ich glaube wirklich, dass wir Spaß haben könnten!‹

Katti schrieb: ›Deine Entscheidung. Ich stehe in jedem Fall hinter dir.‹

Zufrieden lächelte ich in mich hinein. Auf Katti war Verlass. Sie würde mir schon helfen, mein Gerede von Samstag einigermaßen passend darzustellen. Aber je länger ich über die ganze Sache nachdachte, desto mehr hoffte ich einfach, dass meine Kollegen mein Geschwafel sowieso längst vergessen hatten.

 

Diese Hoffnung war leider vergebens. Als Katti und ich am nächsten Tag die Agentur betraten, lungerten Thomas und Oliver wieder mal bei Nicole am Empfang herum. Beim Anblick dieser Gruppe sank meine Laune prompt in den Keller.

»Anne, Anne, hast du mal wieder zu tief ins Glas geschaut?« Oliver grinste schadenfroh, als ich ihm entgegentrat. »Thomas hat mir gerade von deinem Ausbruch am Samstag erzählt. Wirst du für solche Exzesse nicht langsam zu alt?«

Nicole und Thomas lachten meckernd.

Ich hingegen sah zu Boden und schwieg. Zu gern hätte ich mit ein paar treffenden Worten das selbstzufriedene Grinsen aus Olivers Gesicht gefegt. Aber erstens fiel mir absolut nichts ein und zweitens war es sowieso egal, was ich sagte. Gemeinheiten aus meinem Mund perlten an Oliver generell ab wie Wasser an einer nagelneuen Teflonpfanne.

Zum Glück sprang Katti für mich ein. »Was hast du denn schon wieder für einen Ton drauf?«, fauchte sie. »Man begrüßt seine Kolleginnen normalerweise, indem man ihnen einen guten Morgen wünscht. Und um deine Frage zu beantworten: Nein. Anne w