: Wolfgang Hohlbein
: Der Hexer 01 Auf der Spur des Hexers. Roman
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838721675
: 1
: CHF 0.50
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: Fantasy
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ein Universum des Grauens, beherrscht von bösen Gottheiten, von lebenden Schatten und von Büchern, in denen der Wahnsinn nistet.


Die vorliegende Sammleredition der Kultreihe aus der Feder von Wolfgang Hohlbein präsentiert die Hexer-Geschichten als 'Director's Cut' in ihrer ursprünglichen Form, in chronologischer Reihenfolge und mit Hintergrundinfos und neuen Vorworten von Wolfgang Hohlbein über die Schaffensphase der Hexer-Reihe erweitert.


F lge 1: Auf der Spur des Hexers.

Weil Roderick Andara von den GROSSEN ALTEN verfolgt wird, gibt er seinen Sohn Robert in die Obhut von Maude Craven. Doch kaum hat der Hexer Walnut Falls verlassen, als er von den mächtigen Göttern attackiert wird. Mit knapper Not entkommt Andara der Falle der dunklen Götter und kehrt nach Walnut Falls zurück. Aber Robert und Maude wurden bereits entführt. Im verwüsteten Haus trifft der Hexer auf einen Mann, der sich als H.P. vorstellt und dessen Diener Rowlf. Der Mann bestellt Andara in den Ort Arkham, wo er sich mit ihm treffen will. Doch H.P. erscheint nicht und Andara wird zunehmend von finsteren Träumen und Visionen geplagt. Er forscht bei der örtlichen Zeitung nach und findet Hinweise auf das mysteriöse Verschwinden von Menschen in den umliegenden Wäldern...

Diese erste Band erschien zuerst am 02.01.1990, 16 Jahre nach dem Start der eigenständigen Romanheftserie DER HEXER, als Bastei Lübbe Taschenbuch. Da er allerdings die Vorgeschichte des Hexers erzählt, wurde er hier wie in den Taschenbuch-Sammelbänden zur chronologischen Richtigkeit an erster Stelle gesetzt.


Beg eite Robert Craven auf seinen fantastisch-schaurigen Abenteuern in einer Welt zwischen Horror und Wahnsinn!

Perfekt für Fans von Lovecraft, dem Cthulhu-Mythos und schauriger Horrorspannung!



Wilson führte ihn in die Bibliothek der Universität, die für sich allein genommen schon beinahe einen Besuch gelohnt hätte, denn so klein und unbedeutend Arkham an sich sein mochte, so umfassend und erstaunlich war der Schatz an zu Papier getragenem Wissen, der hier angehäuft war. In dem guten halben Dutzend Sälen, die das Bibliotheksgebäude ausfüllten, stapelten sich buchstäblich zahllose Bücher, Folianten und Loseblattsammlungen, manche davon so alt, dass Andara einen deutlichen Schauder von Ehrfurcht verspürte, wenn er sie nur ansah. Wie er rasch feststellte, befasste sich derüberwiegende Teil dieses Wissensschatzes mit Dingen, die an jeder anderen denkbaren Hochschule nur Naserümpfen oder Gelächter ausgelöst hätten– mit Mystik, Zauberei und allen nur denkbaren Arten von Geheimwissenschaften. Sicherlich war der allergrößte Teil nichts als krauses Zeug, das Papier nicht wert, auf das er geschrieben war; aber der verbliebene Rest wäre noch immer groß genug gewesen, einen einzelnen Menschen für den Rest seines Lebens vollauf zu beschäftigen.

Aber so interessant dieserüberraschende und unerwartete Fund sein mochte, so wenig ergiebig waren die Papiere, die Wilson ihm zeigte. Im Allgemeinen handelte es sich nur um eine große Zahl eng mit Bleistift bekritzelter Blätter, deren Inhalt Andara entweder nicht entziffern konnte, oder der keinen Sinn ergab, des Weiteren um ein sehr alt erscheinendes, in steinhart gewordenes Leder gebundenes Buch, das aber in einer Sprache abgefasst war, die auch Wilson nur ein bedauerndes Kopfschütteln abnötigte, dazu noch eine Anzahl von Zeichnungen, Diagrammen und Tabellen, die entfernt an astronomische Berechnungen erinnerten, wenngleich Andara das nötige Fachwissen fehlte, dies mit Bestimmtheit sagen zu können. Die Papiere erschienen ihm nicht vollständig, aus manchen Blättern waren gar Stücke herausgeschnitten oder mit Tinte unleserlich gemacht worden, aber Wilson versicherte, dass nichts verändert oder auch nur angerührt worden sei, seit man den unglückseligen Henry vor drei Tagen hier vorgefunden habe, auf dem Boden kauernd und wahnsinnige Laute ausstoßend. Und er war nicht in einem Zustand, in dem er die Unwahrheit hätte sagen können. So, wie es aussah, gab es nur zwei Möglichkeiten: Die eine war, dass Henrywirklich verrückt gewesen war, ebenso wie der arme Professor, die andere– von Andara favorisierte–, dass irgendjemand vor Wilson hier gewesen und die Aufzeichnungen durchgesehen hatte. So oder so– sein Besuch in der Universität erwies sich als völliger Fehlschlag. Alles, was er erreicht hatte, war, der Liste unbeantworteter Fragen noch ein gutes Postskriptum hinzugefügt zu haben; und er hatte das ungute Gefühl, dass es nicht das letzte sein würde.

Er verabschiedete sich von Wilson, verließ die Bibliothek und den Campus und machte sich auf den Weg zurück zur Pension, ging dann aber an der Jenkins-Street vorbei bis zum Mietstall, in dem er sein Pferd abgestellt hatte. Der Tag war noch jung; es ging auf zwei Uhr zu, und er hatte das bestimmte Gefühl, dass es sehr wenig Sinn haben würde, bei Miss Lugosi auf H.P. zu warten. Und es gab noch eine Menge Dinge, die er erledigen konnte. Bei einem der Stallburschen erkundigte er sich nach dem Weg zum Haus der Fallenthorpes, der ihm auch– freilich sehr widerwillig und erst, nachdem er mit einem glänzenden Fünf-Dollar-Stück nachgeholfen hatte– beschrieben wurde.

Der Weg zu Jennifer Fallenthorpesärmlicher Holzhütte war einfach zu finden, aber weit; es war fast vier, als er die kleine, halb mit Unkraut und wild wucherndem Gestrüppüberwucherte Lichtung fand, und wenn er sich nicht endgültig Miss Lugosis heiligen Zorn zuziehen und abermals zu spät zum Essen erscheinen wollte, blieb ihm kaum eine halbe Stunde, ehe er den Rückweg antreten musste.

Er band sein Pferd an einen Pfosten neben dem Haus, ging zur Tür und klopfte. Hinter dem Fenster, an dem keine Gardine hing, bewegte sich ein Schatten, und er hörte Laute aus dem Haus, die deutlich die Anwesenheit von Menschen verrieten. Aber es dauerte trotzdem fast fünf Minuten, ehe ihm aufgetan wurde.

Eine kleine, ganz in Schwarz gekleidete Frau von sicherlich sechzig Jahren blickte ihn an. Ihr Haar, das schlohweiß geworden war, war zu einem strengen Knoten zurückgekämmt, und in ihrem Blick lag jener vage, niemals ganz erlöschende Schmerz, der den Menschen kenntlich macht, der zu viele Unbillen des Schicksals hatte erdulden müssen. Hinter ihr huschte ein Schatten davon und verschwand hinter einer Tür. Andara hatte einen flüchtigen Eindruck wippender blonder Zöpfe und eines runden, noch sehr kindlichen Mädchengesichtes.

Er stellte sich vor und bat höflich darum, eintreten zu dürfen. Mrs. Fallenthorpe sagte noch immer kein Wort, sondern blickte ihn nur voller Misstrauen und Furcht an, trat dann aber zurück und machte eine kaum sichtliche, einladende Geste mit der Linken. Andara war sehr sicher, dass es keine Höflichkeit war, die sie bewegte, ihm Einlass zu gewähren, sondern schlicht und einfach Angst. Sie hatte einfach nicht den Mut, ihn abzuweisen.

»Ich hoffe, Sie verzeihen meinen unangemeldeten Besuch, Mrs. Fallenthorpe«, begann er, nachdem er in die kleine Wohnküche geführt worden war, die die Hälfte der Hütte einnahm, und sich gesetzt hatte.»Aber ich bin in einer sehr wichtigen Angelegenheit unterwegs, und ich hoffe, dass Sie mir einige Fragen beantworten können, die von großer Bedeutung für mich sind.«

Die Furcht in Mrs. Fallenthorpes Blick nahm noch zu, und Andara begriff bestürzt, dass es allein seine geschraubte Ausdrucksweise war, die sie noch mehr verängstigte.»Sie leben allein hier draußen?«, fragte er.

Mrs. Fallenthorpe nickte, schüttelte dann den Kopf und schlurfte mit kleinen, trippelnden Schritten um den Tisch herum, an dem er Platz genommen hatte. Als sie sich auf den einzigen anderen Stuhl setzte, zuckten ihre Lippen, als bereite ihr die Bewegung Schmerzen.»Mit… mit meiner Tochter«, antwortete sie stockend.»Mein Mann und meine Söhne sind…«

»Ich weiß«, sagte Andara sanft, als sie nicht weitersprach.»Man hat mir erzählt, was geschehen ist. Mein aufrichtiges Beileid.«

In die