: Frank Kane, Paul W. Fairman, Christian Dörge
: DAS OFFENE GRAB 31 Kriminal-Erzählungen internationaler Spitzen-Autoren!
: BookRix
: 9783748780328
: 1
: CHF 7.20
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 709
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Spannende und packende Erzählungen mit verblüffenden Pointen... Ungewöhnliche Kriminal-Erzählungen für den verwöhnten Kenner... Kriminalgeschichten weltbekannter Autoren! Der Band Das offene Grab, herausgegeben und zusammengestellt von Krimi-Experte Christian Dörge,enthält 31 Crime-Noir-Erzählungen internationaler Spitzen-Autoren - u. a. von Frank Kane, Paul W. Fairman, Richard Prather, Warren Frost, David Burk, Frederic Brown und Christian Dörge. Der Apex-Verlag veröffentlicht Das offene Grab in seiner Reihe APEX NOIR, in welcher Klassiker des Hard-boiled- und Noir-Krimis als durchgesehene Neuausgaben wiederveröffentlicht werden.

  Bruno Fischer: KUNDENDIENST


 

 

Für gewöhnlich halte ich freitags keine Sprechstunden. Aber in dringenden Fällen muss ein Zahnarzt natürlich immer zur Verfügung stehen. Also musste ich an diesem Vormittag doch in die Stadt, um einen Patienten zu behandeln, der unerträgliche Schmerzen hatte.

Als ich mittags nach Hause kam, traf ich Margaret auf der Veranda. Wie gewöhnlich war sie damit beschäftigt, ihre Nase in fremde Angelegenheiten zu stecken. Seit unsere Tochter im Internat war, hatte meine Frau nicht genug zu tun und langweilte sich häufig.

»Dieses Flittchen hat schon wieder den Kerl vom Fernsehkundendienst bei sich«, bemerkte sie.

Ich brauchte sie nicht zu fragen, welches Flittchen sie diesmal meinte. Sie sah wie gebannt zu dem Haus der Hamiltons hinüber, das uns gerade gegenüberliegt. Davor stand ein Lieferwagen mit der AufschriftKundendienst, Reparatur von Fernsehgeräten.

»Er ist schon eine ganze Weile drinnen«, berichtete sie mir. »Und es ist nicht das erste Mal.«

»Na und? Wahrscheinlich haben sie Scherereien mit ihrem Gerät.«

»Alle paar Tage?«, sagte sie anzüglich. »In den letzten Wochen stand der Lieferwagen dort, sooft ich aus dem Fenster sah!«

Ich zog meine Jacke aus. Es war ein warmer Tag.

»Das braucht doch nichts weiter zu bedeuten, als dass man ihnen ein besonders schlechtes Gerät angedreht hat. Es gibt welche, die alle Augenblicke kaputt sind.«

»Wie praktisch für sie, wenn es stimmt.« Meine Frau stieß verächtlich die Luft durch die Nase. »Aber natürlich, ihr Männer habt immer eine Entschuldigung für Frauen wie Norma Hamilton.«

»Oje!«, stöhnte ich. »Die alte Platte.«

Ich ging ins Haus und überließ Margaret ihrem Vergnügen. Zwei unserer Schlafzimmerfenster liegen an der Vorderfront des Hauses. Während ich mir ein frisches Polohemd anzog, warf ich unwillkürlich einen Blick über die Straße. Das Haus der Hamiltons lag still und friedlich hinter dem gepflegten Rasen und den grünen Hecken. Der Lieferwagen des Kundendienstes stand immer noch davor.

Wir ließen unser Gerät von derselben Firma reparieren. Vor ein paar Monaten waren bei uns ein paar Röhren auszuwechseln gewesen, und ich erinnerte mich an den jungen Mann, der die Reparatur ausgeführt hatte. Vermutlich war es derselbe. Ein blonder Hüne mit niedriger Stirn, der seine Ärmel fast bis zu den Schultern aufkrempelte, um seine Muskeln spielen zu lassen. Vielleicht hatte Margaret diesmal wirklich recht, denn Norma Hamilton war eine Frau mit starker Anziehungskraft auf Männer.

Sie war ungefähr dreißig und ziemlich hübsch. Aber was sie von anderen Frauen unterschied, war eine erotische Ausstrahlung, die von ihr ausging und jeden Mann gefangen nahm. Selbst ich konnte mich diesem Zauber nie ganz entziehen, obwohl ich ein ganz solider Mann in mittleren Jahre