: Ina von Hochried
: In Adelskreisen - Folge 35 Geheimnis um Schloss Windenburg
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838757582
: In Adelskreisen
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Fahne auf Schloss Windenburg weht auf Halbmast. Prinz Martin ist tot! Jemand hat einen Anschlag auf die Jacht des Prinzen verübt, mit der er vor der griechischen Küste unterwegs war. Über die Hintergründe ist nichts bekannt, denn der Prinz hat ein durch und durch seriöses Leben geführt. Wer also hatte ein Interesse, ihn umzubringen? Die sterblichen Überreste des Prinzen sind bereits überführt worden. Unter großer Anteilnahme findet an diesem Tag die Beisetzung in der Familiengruft statt. Natürlich sind die Blicke der Leute vor allem auf seine Witwe gerichtet. Doch die schöne Sandra wirkt beinahe erschreckend gefasst und weint keine einzige Träne...

Über dem vornehmen Jachthafen von Vouliagmeni, etwas mehr als zwanzig Kilometer südlich von Athen gelegen, schien die Sonne, aber das war an diesem herrlichen griechischen Platz die Regel.

In kurzen Zeitabständen schwebte ein zur Landung auf dem nahen Flughafen ansetzendes Flugzeug ein. Hochüber dem Hafen, auf einer schmalen Landzunge gelegen, erhob sich das HotelAstir Palace, eines jener Prachthotels, in dem es stets mehr Personal als Gäste gab – und in dem die Preise entsprechend waren.

Es wehte eine leichte Brise, die Meeresoberfläche war schwach gekräuselt. Im Innern des Hafens war das Wasser jedoch unbewegt, die Jachten lagen still Seite an Seite.

Vor einer dieser Jachten, die am Kai lagen, stand ein weißer Sportwagen.

Der Fahrer, der ein weißes Hemd und eine schwarze Hose trug, war damit beschäftigt, eine Reihe von Koffern aus dem Wagen zu heben und sie an Bord der Jacht zu bringen.

Das Schiff war weiß, etwa mittelgroß und nagelneu. Der Bug war scharf, die Kabinenfenster groß, undüber der Heckplattform war ein Sonnensegel gespannt, damit man dort im Schatten sitzen konnte.

Einälterer Mann, der einen verschlissenen blauen Overall und weiße, aber nicht saubere Segeltuchschuhe trug, half dem Fahrer des Wagens, das Gepäck an Bord zu bringen.

Der Mann war unrasiert, hatte graues Haar und ein wettergegerbtes Gesicht – ganz offensichtlich hatte er die meiste Zeit seines Lebens auf Schiffen zugebracht.

Endlich waren alle Koffer an Bord.

»Wann kommt die Durchlaucht?«, fragte der Alte den Fahrer.

Der Fahrer wies zum Palasthotel hinauf, das man vom Hafen aus sehr gut sehen konnte. Stolz und majestätisch thronte der Prachtbau auf dem Hügelrücken.

»Der Prinz ist noch im Hotel«, entgegnete der Fahrer.»Ich habe erst die Koffer gebracht, jetzt fahre ich zurück und hole ihn. Er kommt gleich an Bord.«

Der alte Seebär nickte. Er deutete auf den Fahrer.

»Du fahren mit auf Schiff?«, fragte er in seinem gebrochenen Deutsch.

»Nein, ich bringe den Wagen nach Hause«, erklärte der Fahrer.

»Ich also mit Durchlaucht allein auf Meer?«, wollte der Seemann wissen.

»Ja, Sie allein. Das klappt doch, wie?«

»Ich alles können!« Der Seemann grinste und zeigte eine Zahnlücke.»Durchlaucht sicher auf Schiff wie in Bett in Hotel.«

»Dann ist es ja gut«, meinte der Fahrer.

Er half dem Alten noch, die Koffer in die luxuriöse Kabine zu bringen, die für den Jachteigner zur Verfügung stand. Aber nicht nur die Schlafkabine warüppig eingerichtet, auch dieübrigen Räume des Schiffes ließen an Luxus nichts zu wünschenübrig.

Neben dem Salon und einem kleinen Speiseraum waren insgesamt vier Schlafkabinen an Bord, daneben natürlich auch die Kombüse und andere Wirtschaftsräume.

Jetzt waren die beiden Männer mit ihrer Arbeit fertig. Der Fahrer wandte sich dem Alten zu.

»Der Prinz kommt gleich«, sagte er ihm.»Warten Sie, bis er an Bord gekommen ist. Er möchte mit Ihnen noch ein paar Einzelheiten besprechen.«

»Ich warten«, versprach der Alte und sah zu, wie der Fahrer das Schiff verließ, sich in den Wagen setzte und davonfuhr.

Er fuhr vom Jachtgelände zur schmalen, vielfach gewundenen Küstenstraße hinauf, wandte sich nach rechts und hatte nach wenigen Hundert Metern die pompöse Einfahrt zum Palasthotel erreicht. Der Wagen passierte das Torhäuschen und fuhr zum Hotel hinauf.

Vor dem Hotelportal brachte der Fahrer den Wagen zum Stehen, stieg aus und betrat die Eingangshalle. Der Mann schaute sich um, aber er konnte den Prinzen nicht entdecken.

Daher trat er an die Rezeption.

»Haben Sie den Prinzen von Windenburg schon gesehen?«, fragte er den schwarz gekleideten Empfangschef.

»Der Prinz ist in die Bar gegangen«, lautete die Auskunft.

Der Fahrer nickte und machte sich auf den Weg. Die Bar lag am hinteren Ende der Halle.

An einem der Tische saß Martin Prinz von Windenburg. Er mochte etwa fünfunddreißig Jahre alt sein, hatte dichtes dunkles Haar, ein markant geschnittenes, von der Sonne tief gebräuntes Gesicht, dunkle, scharfe Augen und ein energisches Kinn. Die Nase besaß einen feinen Schwung, und dem sehr männlich wirkenden Mund sah man an, dass er gern lachte.

»Ah, da sind Sie ja, Kodermann«, sagte der Prinz, als der Fahrer an ihn herantrat.

Der Fahrer deutete eine Verbeugung an.

»Die Koffer sind an Bord, Durchlaucht. Es ist alles bereit. Ich habe dem Alten gesagt, dass er auf Sie warten soll«, gab er Auskunft.

»In Ordnung. Sie können mich gleich zum Hafen hinunterbringen. Ich brauche Sie d