: Reimer Boy Eilers
: Mit Magellan Bd. 2: Das Paradies. Vom Guadalquivir zum Landt Presil
: Kulturmaschinen Verlag
: 9783967632408
: 1
: CHF 6.50
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: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 404
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Im September 1519 verlässt die Armada der Molukken Spanien. Mit an Bord sind der Fischer Pay Edel vom Hilligen Eylandt und sein Freund, der Esquimeau Qivitoq. Kaum auf See entspinnt sich der Machtkampf zwischen dem Admiral Fernando Magellan, der portugiesischer Herkunft ist, und drei erz-adeligen spanischen Kapitänen. Hass, Hochmut und Intrigen entladen sich in einer ersten Meuterei. Der Kosmologe al Gharb erklärt den Freunden die Welt. Stürme und tödliche Flauten wechseln sich ab, bis der Atlantik überwunden ist. Die Armada landet in Rio de Janeiro. Ein kurzer Aufenthalt im Paradies. Pay Edel verliebt sich in Cunhapora, eine indianische Schöne.

Die schwarzen Schiffe

Bu iza– o – dio,
ayuta noy– o – que somo,
servi soy– o – voleamo,
ben server– o – la fede,
de cristiano– e – malmeta.

(Was wir Schiffskinder auf den spanischen Karavellen beim Segel­setzen und Ankeraufholen singen. Man muss die Gesänge der Mannschaft nicht verstehen, Hauptsache auf– o – wird angepackt, damit gebrasst wird oder die Ankertrosse einkommt. Im Großen und Ganzen ist es der übliche Wunsch, dass Gott uns helfen möge, denn so wie wir dem Segel dienen, so auch dem Glauben, heißt es da.)

Am Montag, den 10. August, dem Tag des Heiligen Laurentius, im Jahr 1519 nach unserer Erlösung, ich tue noch vier Glasen dazu – also gegen zehn Uhr morgens nach den Schlägen der Kirchenglocken gezählt – wurden die Laufplanken eingezogen. Dann warfen wir die Leinen los, um den Hafen von Sevilla zu verlassen. In den Mienen der Mannschaften mischten sich Stolz und Ungläubigkeit und eine bange Erwartung. Frau Sehnsucht und ihre magere Stiefschwester, der Abschiedsschmerz, waren an Bord, das ist geschenkt. Frau Hoffnung grüßte, doch war sie ein wenig hohlwangig und schaute grämlich drein, weil sie von den Buben zu oft betrogen wurde. Lange vor meiner Ankunft in dieser Stadt hätte die Armada bereits in See stechen sollen, so war es zwischen dem Generalkapitän und dem Kaiser vereinbart gewesen. Kaum mag ich mir vorstellen, was das für mich be­deutet hätte, um wie viel gradliniger mein Leben verlaufen wäre, bei allen Bögen, die es bis zu diesem Zeitpunkt bereits genommen hatte. Längst würde ich wieder hoch und trocken auf der Roten Klippe sitzen, und von meinen Schiffsreisen in Europa – von der Elbe bis zum Guadalquivir – würde ich gewisslich keine ­einzige Periode zu Papier bringen, allein schon deshalb nicht, weil ich die Mönchs­kunst erst auf der Fahrt mit Magellan erlernen sollte, als wir unterwegs unser Winterlager im kalten Süden von ­Amerika aufschlugen und mein Meister al Gharb seinen Rohr­stock schwang.

Ich tue einen Eid zum Schöpfer aller Dinge und zu den Heiligen Evangelien, dass ich nichts von dem gewollt habe, was auf den folgenden Seiten steht. Ja, warum habe ich es dann überhaupt festgehalten? Die erzählte Geschichte ist die Mutter der Wahrheit, so sie nicht mutwillig erstunken und erlogen ist – was meine liebe leibliche Mutter auf dem Hilligen Eylandt sehr missbilligen würde – eine Geschichte ist die artige Neben­buhle­rin der Zeit, wenn sie die Taten aufbewahrt, uns damit belehrt und uns für künftiges Handeln eine Warnung mitgibt.

Ihr Lieben auf