: Justine Pust
: With you I dream Roman
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426462928
: Belmont Bay
: 1
: CHF 10.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Manchmal muss alles in Scherben liegen, damit du neu beginnen kannst Mit »With you I dream« startet Justine Pust ihre New-Adult-Reihe »Belmont Bay«, die im wild-romantischen Idaho spielt. Hals über Kopf verlässt die Studentin Mia New York, um einer toxischen Beziehung zu entkommen. Bei ihrer Adoptivschwester in der Kleinstadt Belmont Bay in Idaho, umgeben von glitzernden Seen und den Rocky Mountains, will sie zur Ruhe kommen. Stattdessen beschert ihr der mürrische, aber irritierend gutaussehende Conner bald ziemliches Herzklopfen. Doch je näher Mia Conner kommt, desto größer werden ihre Zweifel: Ist sie wirklich schon wieder bereit, sich jemandem zu öffnen? Und was verheimlicht ihr Conner, das ihn immer wieder in die endlosen Wälder Idahos zieht? Dramatisch, berührend und hoffnungsvoll erzählt die New-Adult-Liebesgeschichte vom Mut, sein Leben in die eigenen Hände zu nehmen und wie die Liebe dabei helfen kann. In »With you I hope«, der 2. Liebesgeschichte der »Belmont Bay«-Reihe, ist Mias Adoptivschwester Megan hin- und hergerissen zwischen der Suche nach ihren leiblichen Eltern und ihrer Liebe zu Leo, die sie vor ungeahnte Konflikte stellt.

Justine Pust ist ein typisches Küstenmädchen, tanzt am liebsten zu Songs aus den 80ern und verliert sich oft in mitreißenden Geschichten. Das Schreiben hat sie schon früh für sich entdeckt, und ihre Lesesucht teilt sie begeistert auf ihrem Instagram-Kanal @justinepust. Wenn sich die Autorin nicht gerade in Büchern verliert, arbeitet sie im sozialen Bereich oder führt Hunde aus.

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Mia

Das Leben ist ein Theaterstück, und wir alle spielen die eigene Hauptrolle. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wer diesen Satz gesagt hat, doch wer auch immer es war, hatte recht. Aber an Tagen wie heute fühlt es sich an, als hätten wir nur eine Komparsenrolle.

Meine heiße Stirn lehnt an der Fensterscheibe des Busses, während die Landschaft an mir vorbeizieht, ohne dass ich sie wirklich wahrnehme. Die Sommerhitze steht im Bus und lässt meinen Kopf dröhnen.

Zum wiederholten Mal bietet mir die ältere Frau vor mir geschnittenes Obst an, aber ich lehne es mit einem verkrampften Lächeln ab. Sie zuckt mit den massigen Schultern und wendet den Blick wieder von mir ab. Ich weiß ihr Angebot zu schätzen, ihre Rolle ist eindeutig: die nette alte Dame.

Links hinter mir sitzt das Pärchen, das so verliebt ist, dass sich ihre Welt um nichts anderes mehr dreht als sie selbst. Sie küssen sich so intensiv, dass ich mich frage, wie die beiden überhaupt noch Luft bekommen. Trotz der unebenen Straße scheinen sie sich nicht stören zu lassen. Mir selbst setzt das Geruckel allerdings langsam, aber sicher zu, jedes neue Schlagloch sorgt für einen stechenden Schmerz, der durch meinen gesamten Körper jagt. Dennoch werfe ich einen kurzen Blick über die Schulter, um das versunkene Pärchen zu beobachten. Man kann das Glück fast an ihnen riechen. Es vermischt sich mit dem Biergeruch des Mannes in der letzten Reihe. Dem Außenseiter. Und ich?

Welche Rolle würden sie mir wohl geben?

Gerade weiß ich nicht mal, ob ich die Antwort auf diese Frage wirklich hören möchte. Also betrachte ich die Welt außerhalb des Busses.

Mit seinem spärlich besiedelten Land und den scheinbar unendlichen Wäldern und Feldern voller Kartoffeln ist Idaho das genaue Gegenteil von New York City. Doch die Eintönigkeit, mit der ich begrüßt werde, verfliegt schon bald, denn nun nähern wir uns einer dramatischen Naturschönheit. Ein Fluss, der sich über Jahrmillionen durch das Gebirge gegraben hat. Ich rutsche auf meinem Sitz weiter nach vorn, um den Anblick in mich aufzusaugen. DerSnake River hat einige tiefe Schluchten hinterlassen, aus denen Seen gewachsen sind, auf deren ruhigen Wasseroberflächen sich das ewige Grün der Wälder spiegelt. Idaho erstreckt sich in seiner ganzen Pracht vor mir. Die gigantischen Berge ragen in den Himmel, viel atemberaubender, als ich es mir vorgestellt habe. Aber nichts davon entlockt mir eine nennenswerte Regung.

»Schön, nicht wahr?«, fragt die alte Dame.

Stumm nicke ich, denn das Wortschön beschreibt es nicht mal annähernd. Nach einer Weile wird die Straße wieder ebener, während die beeindruckende Natur langsam von der Einöde abgelöst wird.

Genügend freie Fläche für die düsteren Gedanken, die in meinem Kopf einen Knoten gebildet zu haben scheinen. Tausend Erinnerungen sind miteinander verwoben. Nichts geht mehr vor oder zurück, alles in mir fühlt sich taub an. Selbst in der brütenden Hitze des Sommers schaffe ich es nicht, die Kälte aus meinem Herzen zu vertreiben.

Wann ist das Leben so schrecklich kompliziert geworden? Ich habe meine eigene Rolle so lange gespielt, dass ich darüber vergessen habe, wer ich wirklich bin. Oder wusste ich es vielleicht nie?

Noch vor ein paar Monaten habe ich gedacht, mein Leben würde in die richtige Richtung gehen. Medizinstudium, Traumhochzeit und für die Statistik1,5 Kinder, noch ehe ich meine Doktorarbeit schreibe. Doch nun sitze ich in diesem Bus, auf dem Weg zu einer neuen Rolle, von der ich noch nicht weiß, wie sie aussehen wird.

Felder werden allmählich zu Grundstücken mit einzelnen Häusern, an denen Flaggen im leichten Sommerwind flattern. In der Mitte des blauen Hintergrundes befindet sich das Siegel des Staates Idaho: ein Bergarbeiter und eine Frau, die Seite an Seite ste