: Alice Spogis
: Inselmord Ein Nordsee-Thriller
: dp Verlag
: 9783986375997
: 1
: CHF 5.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German

Albtraum Juist– In dieser Klinik ist nichts so, wie es scheint…
Der spannende Küsten-Thriller mit Gänsehautgarantie

Ohne Job, frisch getrennt und seelisch am Ende scheint die Dunenburg-Klinik auf der Insel Juist für Journalistin Ella Brandt die letzte Rettung zu sein. Doch hinter den Fassaden der Klinik geht etwas Unheilvolles vor sich. Gerade als Ella beginnt sich auf die Therapie einzulassen, wird eine Patientin tot aufgefunden: Selbstmord. Als eine weitere Patientin in der Nordsee ertrinkt, kommen Ella immer mehr Zweifel, ob in der Klinik alles mit rechten Dingen zugeht. Mit Hilfe von Lysander, einem der Patienten, geht sie der Sache auf den Grund und begibt sich dabei selbst in Lebensgefahr. Denn sie könnte bereits das nächste Opfer eines perfiden Killers sein …

D es ist eineüberarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Romans Burnout ndash; für immer auskuriert.

E ste Leser:innenstimmen
„Thriller mit Kliniken sind einfach die besten!“
„Einmal angefangen, konnte ich das Buch nicht mehr zur Seite legen.“
„Wahnsinn– im wahrsten Sinne des Wortes!“
„Spannung pur, sprachlich hervorragend und daher eine ausdrückliche Leseempfehlung.“
„Ich habe total mit Ella mitgefiebert!“

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Alice Spogis, geboren im Jahr der Mondlandung und aufgewachsen im Ruhrgebiet, ist gelernte Juristin, hat die Robe jedoch fürs Schreiben an den Nagel gehängt. Nach ihrer anschließenden Ausbildung zur Journalistin war sie als PR-Fachfrau und Redakteurin, unter anderem beim regionalen Fernsehen und als Chefin eines Printmagazins tätig. 2006 stieß sie zu der Autorenvereinigung 'Mörderische Schwestern'. Mit dem Erfolg der Erstveröffentlichung ihres Thrillers kamen die Mitgliedschaft in der größten deutschsprachigen Krimiautor:innenvereinigung 'DAS SYNDIKAT' und die Leitung eines Krimistammtisches hinzu. Seitdem arbeitet sie ausschließlich als freie Autorin.

1. Kapitel


Montag, 13. Juni

Intercity 2206 von Münster/Westfalen nach Norddeich/Mole

Mein Leben ist ein Acker voller Tretminen. Eine davon geht gerade hoch.

»Jemand zugestiegen?«

Grünschattierungen rauschen an mir vorbei wie ein monotoner Refrain. Felder, Hecken, Bäume. Ich nehme sie nicht wahr, erlebe sie nur als Kulisse für meine Gedanken. Alles verloren, flüstern sie. Immer wieder, einem Mantra gleich. Als wüssten sie nicht, dass ich es längst begriffen habe. Den anderen Reisenden kann ich mit dem Blick aus dem Fenster entkommen, mir selbst nicht.

Langsam wende ich mich von der Landschaft ab, durch die ich seit einer Viertelstunde hindurchstarre. Der Schaffner kämpft noch mit der Abteiltür. Sie hakt in der Mitte, und es bereitet ihm Mühe, seinen massigen Körper durch den Spalt zu zwängen. Kaum hat er es geschafft, ist mir, als schrumpften Raumvolumen und Atemluft um die Hälfte. Mein Nacken beginnt zu kribbeln. Eine leise Panik schleicht sich von dort an. Es ist das Gleiche wie mit Aufzügen. Enge will Flucht.

Seine Frage hängt noch in der Luft und löst geschäftiges Kramen in Jackentaschen und Handgepäck aus. Das reißt mich aus der Starre. Mit schweißfeuchten Fingern durchwühle ich meinen Rucksack nach dem gefalteten Papier und ertaste – nichts.

Hitze schießt mir in die Ohren. Himmel, das darf nicht wahr sein. Ich habe den Wisch eben noch eingepackt.

»Fahrschein«, blökt es zu mir herunter.

Jaja, ich suche doch.

Eine Schrecksekunde glaube ich, das war’s. Dann finde ich den Zettel und halte ihn hoch. Er klebt so sehr an meiner Hand, dass der Schaffner ihn mir förmlich wegreißen muss.

»Ihre Legitimation«, sagt er, ohne mich anzusehen, und ich reiche ihm meinen Personalausweis nach.

»Der interessiert mich nicht. Ich will Ihre Legitimation. Ihre Kreditkarte.« Jetzt sieht er mich mit hochgezogenen Brauen an. Um mich herum wird es ganz still.

»Das Plastikding, mit dem Sie Ihre Fahrkarte bezahlt haben!«, fügt er hinzu, als würde ich schlecht Deutsch verstehen.

»Ich … ich habe das Ticket bezahlt. Im Internet. Sonst hätte ich es ja gar nicht ausdrucken können.«

Er verdreht die Augen. »Können Sie nicht lesen? Steht doch unten drauf. Wenn Sie bei der Buchung angegeben haben, dass Sie sich mit Ihrer Kreditkarte identifizieren wollen, müssen Sie die auch mitführen.«

»Wozu? Der Ausdruck ist der Beweis!«

Er sieht durch mich hindurch aus dem Fenster, dann fixiert er mich. »Wenn Sie mir Ihre Kreditkarte nicht zeigen, ist das Ticket ungültig.«

Mir fällt nichts ein, was ich dazu sagen könnte. Die Mastercard liegt zu Hause, in der Nische hinter dem Kühlschrank. Ich war mir sicher, dass ich sie dort, wohin ich gerade unterwegs bin, nicht brauchen würde. Das Kleingedruckte meines ersten Onlinefahrscheins habe ich glatt übersehen. Früher wäre mir so was nicht passiert. Früher, das war vor drei Monaten. In einem anderen Leben.

»Ts.« Er seufzt tief und unterstreicht es mit einem ausladenden Kopfschütteln.

Wortlos sehe ich ihn an.

Das scheint ihn herauszufordern. Seine Haltung strafft sich, und der Ausdruck in seinen Augen wird hart. »Zwei Möglichkeiten. Entweder Sie zahlen jetzt hundertsieben Euro, oder der nächste Halt ist für Sie Endstation.«

Etwas in mir regt sich. Ein Rest Widerstand und das Wissen, dass ich bloß schlappe achtzig Euro bei mir habe – als Reserve für besondere Ausgaben.

»Das sehe ich nicht ein. Ich habe einen bezahlten Fahrschein!«

Der Schaffner macht einen Schritt auf mich zu. Ich versuche, an ihm vorbei Luft zu holen. Ausweichen kann ich nicht. Das Abteil ist voll besetzt, und der ganze verdammte Intercity gleicht schon am Vormittag einer Pressfleischkonserve, die in der Sonne schmort.

Ich muss diesen Zug nehmen, wenn ich mich retten will.

Der Fahrscheinsheriff zuckt mit den Augen und versucht, eine Schweißperle zu ignorieren, die ihm über Stirn und Schläfe an der Wange hinunterläuft, kurz am Kinn verharrt und dann ihren Weg Richtung Kragen nimmt. Es ist nur ein Moment der Irritation, doch irgendwie untergräbt das seine Autorität. Sein Gesichtsausdruck sagt mir, dass er mich dafür bestrafen wird.

»Okay. Sie stehen jetzt sofort auf und packen Ihren Kram zusammen. I