: Christian Dörge, Clifton Adams, Lewis B. Patten, Harry Whittington
: BRANDZEICHEN DER GEWALT Drei Western-Romane US-amerikanischer Autoren auf über 700 Seiten!
: BookRix
: 9783748758341
: 1
: CHF 7.20
:
: Erzählende Literatur
: German
: 553
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Shorty Gibbs hat Glück im Unglück: Bei einem Überfall wird der kleine, zähe Postreiter angeschossen und schwer verletzt. Pferd und Postsack sind verschwunden, aber Shorty kann sich noch bis zur Stadt schleppen... Lane Sauer sucht in Saguaro nach seinem Bruder. Doch sein Empfang in dieser Stadt ist alles andere als freundlich. Man geht ihm aus dem Weg und stiehlt ihm das Pferd. Warum steht man ihm so feindselig gegenüber? Lane versucht hinter das Geheimnis zu kommen - und hat die ganze Stadt gegen sich... Carmack schien eine Stadt wie jede andere im Westen zu sein. Aber Steve Garrison tat dort gut daran zu vergessen, dass er das Gesetz vertreten muss... Die von Christian Dörge zusammengestellte und herausgegebene Sammlung Brandzeichen der Gewalt enthält drei ausgesuchte und klassische Spitzen-Romane US-amerikanischer Autoren, perfekten Lesestoff also für alle Western-Fans und Leser der Reihe APEX WESTERN: Ein Mann und ein Revolver von Clifton Adams, Kein Gott in Saguaro von Lewis B. Patten sowie Brandzeichen der Gewalt von Harry Whittington.

  Clifton Adams: EIN MANN UND EIN REVOLVER(Shorty)


 

 

 

 

Erstes Kapitel

 

 

Shorty Gibbs hatte seine Augen fest geschlossen. Er befand sich an der Grenze der Bewusstlosigkeit und versuchte zu erraten, wo er war.

War es eine Gefängniszelle? Eines von jenen knapp zwei Quadratmeter großen Löchern in irgendeiner namenlosen Trailstadt? Dann würde es keineswegs der fremdeste Ort sein, an dem er jemals erwacht war...

Aber Moment mal, er hatte sich doch schon im Jahre ‛85 vom Trail zurückgezogen – oder war es bereits ‛84 gewesen?

Sein Gedächtnis arbeitete nicht so richtig. Er hatte Kopfschmerzen, dann noch diesen seltsamen Geschmack im Mund und das merkwürdige Rumoren in seinen Eingeweiden. Seine Gedanken begannen träge herumzuwandern. Ein Erinnerungsfetzen an seine Zeit in Caldwell tauchte auf. Da hatte ein rothaariges Saloonmädchen im Namen von Brickyard Floyd...

Zum Teufel, dachte er,das war vor fünf, sechs Jahren! 

Tatsache war, dass Shorty Gibbs ein bisschen Angst hatte, die Augen zu öffnen – der Himmel mochte wissen, was es zu sehen gab. Vielleicht blickte er mitten ins Höllenfeuer, und vor ihm stand ein bocksfüßiger Gentleman mit Hörnern, der einen roten Frack trug und mit einer dreizinkigen Gabel herumschwirrende Seelen in die Glut warf. Er stellte sich allen Ernstes die Frage, ob er noch am Leben war.

Endlich wurden seine Gedanken ein wenig elastischer. Er hatte die alte Mobeetee Road verlassen und war in nordöstliche Richtung geritten in der Hoffnung, seinen Postbotenritt noch vor Sonnenuntergang in Hardrow beenden zu können. Sein Pferd musste in ein Fuchsloch getreten haben, denn Shorty erinnerte sich, dass er wie eine Kanonenkugel durch die Luft geflogen war. Schon der Gedanke daran ließ ihn zusammenzucken. Fuchslöcher und sonstige Überraschungen bei Wegabkürzungen – so sah die Versicherung eines Reiters gegen ein hohes Alter aus.

Eine krächzende Stimme sagte gereizt, und so, als habe sie es schon einige Male gesagt: »Leben Sie noch, Mister?«

Vorsichtig öffnete Shorty ein blutunterlaufenes Auge und entgegnete heiser: »Weiß ich im Augenblick nicht genau...« Er betrachtete mit einem Auge das lederartige, bärtige Gesicht seines Gastgebers und fragte schließlich: »Können Sie mir vielleicht verraten, wo ich bin, Alter?«

Der alte Mann zuckte gleichmütig die Achseln. »Auf meinem Wagen«, antwortete er dann, »und da haben Sie gelegen, seit ich Sie hinaufgepackt habe.«

»Und wo habe ich vorher gelegen?«

Der Alte musterte ihn nachdenklich. »Nun, ich habe Sie im Süden entdeckt«, murmelte er, »nicht sehr weit vom Gyp Creek entfernt.«

»Haben Sie nirgendwo mein Pferd, einen Scheckwallach, gesehen?«

»Nicht die Spur.« Der Alte drehte den Kopf und spie durch einen Schlitz in der Wagenplane.

Was war aus dem Wallach geworden? Auf drei Beinen konnte er nicht weit gelaufen sein.

»Und wann haben Sie mich gefunden?«, erkundigte sich Shorty.

Der Mann kratzte seine Bartstoppeln.

»Vor drei Tagen, wenn ich mich nicht irre.«

Drei Tage!

Shorty riss jetzt auch das andere Auge auf. »Stimmt das?«, fragte er.

»Ein paar Stunden mehr oder weniger.«

Shorty war beunruhigt, aber der Alte zeigte sich nicht im mindesten beeindruckt. Er stützte seine Hände auf und versuch