Darcy ist fort. Ich weiß nicht, wie es nun weitergeht.
Ich hätte wissen müssen, dass es zu schön war, um wahr zu sein.
Ich hatte die beiden vergangenen Monate auf dem Stammsitz von Darcys Familie, Kilhenny Castle, verbracht. Ich hatte das schönste Weihnachtsfest, das ich jemals erlebt hatte, dort gefeiert, gemeinsam mit Darcy, seiner exzentrischen Familie und der polnischen Prinzessin Zou Zou Zamanska. Wir hatten hart dafür gekämpft, Lord Kilhennys Unschuld zu beweisen, nachdem er zu Unrecht eines Verbrechens angeklagt worden war, und es war uns gelungen, sein Schloss zurückzubekommen. Den folgenden Monat verbrachten wir damit, es wieder bewohnbar zu machen. Es war herrlich gewesen, beinahe wie ein Wunder, dass ich in der Nähe meines Liebsten sein konnte und wir tatsächlich unsere Hochzeit planten, die im Sommer stattfinden sollte. Darcy hatte außerdem seinem Vater dabei geholfen, dem Rennstall wieder zu alter Größe zu verhelfen, der nun der Prinzessin gehörte. Sie hatten es geschafft, den Gold Cup bei den Punchestown-Rennen zu gewinnen.
Aber irgendwann neigt sich auch die schönste Zeit dem Ende zu. Darcy war nicht dafür bekannt, allzu lang am selben Ort zu bleiben. Die Prinzessin ebenso wenig. Sie war in ihrem kleinen Flugzeug zwischen Irland und London hin und her gereist, so selbstverständlich, als würde sie zum Laden an der Ecke gehen, um Brot zu kaufen. Dann, an einem Tag im März, hatte sie verkündet, dass sie bei einem Wettflug um die Welt antreten und bald abreisen würde. Darcys Vater, der eigentlich nicht dafür bekannt war, seine Gefühle zu zeigen, verbrachte die ersten Tage nach ihrer Abreise damit, schlecht gelaunt auf und ab zu gehen. Sie fühlten sich zwar eindeutig zueinander hingezogen, aber soweit ich wusste, hatte er ihr seine Liebe noch nicht erklärt. Vielleicht glaubte er, stur und stolz wie er war, dass er ihr nicht genug zu bieten hatte, weder an gesellschaftlichem Ansehen noch an Vermögen. Nicht, dass ihr das etwas ausgemacht hätte. Zou Zou, wie sie von ihren Freunden genannt wurde, war einer der offensten und großzügigsten Menschen, die ich je getroffen hatte. Und ich war mir sicher, dass sie sich in den düsteren, gut aussehenden Lord Kilhenny verliebt hatte. Wer konnte es ihr verübeln? Er hatte die gleichen attraktiven, kantigen Gesichtszüge und das gleiche schelmische Funkeln in den Augen wie sein Sohn!
Kurz nachdem Zou Zou mit ihrem winzigen Flugzeug abgehoben war, eröffnete mir Darcy, dass er für eine Weile fortgehen müsse. Er hatte einen Auftrag erhalten, den er nicht ablehnen konnte. Obwohl wir verlobt waren und heiraten wollten, hatte er mir nie verraten, für wen er eigentlich arbeitete. Er hatte lediglich angedeutet, dass es sich um den britischen Geheimdienst handelte.
„Wie lange wirst du weg sein?“, fragte ich und gab mir Mühe, unbeschwert und fröhlich auszusehen.
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte er.
„Und du willst mir auch nicht verraten, wohin du gehst oder was du vorhast?“
Bei diesen Worten grinste er. „Du weißt ganz genau, dass ich das nicht darf. Außerdem weiß ich es selbst noch nicht.“
Als ich dastand und ihn ansah, kam mir in den Sinn, wie unglaublich gut er aussah mit seinen wilden, dunklen Locken und seinen strahlend blauen Augen. Ich ergriff seine Hände. „Darcy, wird unsere Ehe so aussehen?“, fragte ich und konnte ein leichtes Zittern meiner Stimme nicht unterdrücken. „Wirst du immer in die Ferne reisen, während ich mich zu Hause um dich sorge?“
„Um mich brauchst du dir keine Sorgen zu machen“, beruhigte er mich. „Ich bin ein großer Junge. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Und was unsere Ehe angeht … wir werden sehen. Vielleicht ziehen wir hierher, in dieses Schloss, und unsere Kinder wachsen so auf, wie ich aufgewachsen bin. Aber ich möchte genug Geld verdienen, um dich gut versorgen zu können. Das weißt du.“
„Ja, ich weiß“, sagte ich und blinzelte krampfhaft eine peinliche Träne fort, „aber du wirst mir fehlen.“
„Du wirst mir auch fehlen, du albernes Mädchen.“ Er strich mir eine Locke aus dem Gesicht. „Zuerst reise ich nach London“, fügte er hinzu. „Ich mache einen Termin für ein Treffen mit dem Privatsekretär des Königs und finde heraus, wie der Stand der Dinge ist.“
Er sprach natürlich von unserer Hochzeit. Falls ihr es nicht wusstet, ich bin die Tochter des Dukes of Rannoch, Urenkelin von Königin Victoria und Cousine zweiten Grades des Königs. Als solche bin ich Teil der Thronfolge – gegenwärtig an fünfunddreißigster Stelle. Und das Gesetz verbietet es Mitgliedern der Königsfamilie, Katholiken zu heiraten. Darcy war katholisch, also konnte ich ihn nur heiraten, indem ich meinen Anspruch auf den Thron aufgab. Es war nur eine belanglose Formalität, da es sehr unwahrscheinlich war, dass ich eines Tages zur englischen Königin gekrönt werden würde (es sei denn, es gab eine S