: Sandra Poppe
: Liebe ist schön, von einfach war nie die Rede Roman. Eine Camping-Anfängerin auf einem bezaubernden Zeltplatz an der Ostsee
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783751728164
: 1
: CHF 6.40
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 352
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Zelten? Was hat sich Großtante Lisbeth denn dabei gedacht? Nach ihrem Tod im gesegneten Alter von 92 Jahren macht diese den Zelturlaub zur Bedingung für ein stattliches Erbe. Evi, getrennt, alleinerziehend und gestresst, nimmt die Herausforderung schließlich an. Sie packt ihre Sachen und fährt mit ihrer vierzehnjährigen Tochter Helena auf einen Campingplatz nach Rügen.

Doch Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander. Das Wetter ist schlecht, die Ausrüstung fehlerhaft, die Leute seltsam, die Tochter mies gelaunt. Aber da gibt es diesen attraktiven alleinstehenden Familienvater, einen ungebetenen nächtlichen Besucher, den amüsanten Chakra-Klub und die sehr netten Besitzer des Campingplatzes. Evi bleibt, und die Geschichte nimmt ihren Lauf ...

Drei Wochen totale Entschleunigung auf einem bezaubernden Zeltplatz an der Ostsee

Ein wunderbarer Roman für alle Camping-Fans und solche, die es werden wollen


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Sandra Poppe, geboren 1975, lebt mit ihrer Familie in Bonn. Nach dem Geschichtsstudium arbeitet sie heute bei einer NGO, die sich der fairen Mode verschrieben hat. Sie liebt es, sich Geschichten auszudenken und mit den Händen zu arbeiten: nähen, Gartenarbeit oder kochen. Ihr voriger Roman LIEBE BEGINNT, WO PLÄNE ENDEN punktet mit viel Charme und besonderem Setting: einem Freilichtmuseum, in dem ihre Heldin sechs Wochen lebt wie im 18. Jahrhundert.

Komm, wir brauchen Seeluft!


Samstag, sternenklarer Himmel, 15 Grad Celsius


Ich drücke die Kofferraumklappe langsam nach unten und quetsche dabei die hineingestopften Kissen zusammen. In letzter Sekunde ziehe ich die Hand weg und lasse den Deckel mit einem Knall zufallen. Geschafft! Ich hüpfe vor Freude wie Rumpelstilzchen. Zeitweise dachte ich, wir müssten spontan einen Lieferwagen mieten, aber nein, alles ist drin. Unfassbar! Wir können losfahren! Jetzt muss ich nur noch Helena aus dem Haus lotsen.

Mein Vater kommt mit der letzten Fuhre. In der einen Hand trägt er eine Kühltasche, in der anderen einen prall gefüllten Korb mit Lebensmitteln.

»Paps, wir brauchen keine drei Tage bis zum Campingplatz.«

»Es ist Samstag. Wir werden mit Sicherheit im Stau stehen. Den Rest könnt ihr abends essen. Glaub mir, du wirst froh sein.«

Ich seufze. Nach dem Tod meiner Mutter hat er ihre Rolle mit Inbrunst übernommen, und seitdem er Rentner ist, ist es noch schlimmer. Er ist nun hauptberuflich Töchterbetüddler. Der Karrieremensch a.D. verrichtet diesen Job mit derselben Hingabe wie einst seinen Posten als Prokurist einer kleinen Firma für Sanitärtechnik.

Ich nehme ihm die Kühltasche ab, öffne die Tür hinter dem Fahrersitz und stelle sie auf das letzte freie Fleckchen auf der Rückbank.

Anschließend marschiere ich die Kieseinfahrt unseres großzügigen Einfamilienhauses aus den Sechzigern hoch. Seit zwei Jahren lebe ich hier mit meiner vierzehnjährigen Tochter Helena und meinem Vater. Wir bewohnen das Erdgeschoss, mein Vater den ersten Stock, die Küche teilen wir uns. Es ist nicht optimal, aber mit dem Geld aus Großtante Lisbeths Erbe könnten wir umbauen und zwei geschlossene Wohnungen daraus machen. Ich erklimme die Eingangsstufen zu der braunen Holztür aus dem 18. Jahrhundert. Meine Mutter sammelte Antiquitäten, und die Haustür hatten meine Eltern aus einem Frankreichurlaub mitgebracht. Es ist eine gern erzählte Familienanekdote, wie mein Vater dem Händler in gebrochenem Französisch und mit wilden Gesten klarmachte, dass dieses kostbare Stück unbedingt auf dem Dach ihres Autos transportiert werden müsste. Ich liebe diese Tür. Es ist, als würde meine Mutter mich umarmen, wenn ich hindurchgehe.

Ich finde Helena im Wohnzimmer. Sie hat riesige Kopfhörer auf und schickt ihrer besten Freundin Annika die letzten Sprachnachrichten, die diese sowieso erst morgen hören wird. Es ist nämlich mitten in der Nacht. Wir haben acht Stunden Fahrt vor uns – ohne Stau.

»Ja, also meine Mum ist da, ich glaub, wir fahren jetzt. Ich meld mich wieder und hoffe schwer, dass es auf dem PlatzWLAN gibt. Sonst krieg ich echt die Krise.«

Ich baue mich vor ihr auf und stütze die Hände in die Hüften. Sie verdreht die Augen und nimmt ihre Kopfhörer ab. Ich brauche nichts zu sagen, mein Text landet via Mutter-Tochter-Datenübertragung direkt in ihrem Gehirn.

»Is gut, ich mach ja schon, aber echt, wenn’s da keinWLAN gibt, fahr ich sofort wieder nach Hause.«

»Fragt sich nur, wie du das ohne Auto und Führerschein bewerkstelligen willst.«

»Dann tramp ich halt.«

»Nur über meine Leiche. Zieh dich an, wir fahren!«

Während Helena der Aufforderung ohne Murren nachkommt – ein Wunder? –, kontrolliere ich den Herd, die Rollladen und schaue ein letztes Mal in den Briefkasten. (Klar, die Post kommt um zwei Uhr nachts.) Zum Schluss schn