: Margot Schmitz, Michael Schmitz
: Liebe, Lust und Ehebett Ein Buch zur Sache
: Verlag Orac im Kremayr& Scheriau Verlag
: 9783701505807
: 1
: CHF 15.30
:
: Partnerschaft, Sexualität
: German
: 256
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Für frisch Verliebte ist alles leicht, beschwingt, romantisch - und oft schnell vorbei. Liebe ist Arbeit. Romantiker sind weltfremd. Sie wollen alles ohne Anstrengung: Glück, Rettung, Versorgung, Lebenssinn. Die erfahrenen Paarberater Margot& Michael Schmitz zeigen, wie dauerhafte Liebe gelingt, wie Eigenständigkeit und Individualität der Partner für Zusammenhalt, Aufregung und Verlässlichkeit sorgen. Sie beschreiben, wie Affären zu nehmen sind - als berauschende Abenteuer und als Fallen. Wer eine Affäre eingeht, muss lügen können, so die Autoren. Bekenntnisse schmerzen zu sehr. Kommt die Sache doch ans Licht, ist harte Arbeit angesagt. Sie kann zur Trennung führen, oder zu einem Neubeginn. Um Liebe zu genießen, müssen Partner sich immer wieder auf das Gemeinsame und Verbindende besinnen. Liebe, gepaart mit Verstand, ist in der Wirklichkeit verankert, akzeptiert Sehnsüchte und kommt mit Dummheiten zurecht.

Dr. Michael Schmitz, Psychologe, Professor an der Lauder Business School. Unterrichtet Leadership und Team-Work. Coacht Führungsfähigkeiten, Karriereentwicklung, wie mit Veränderungen umzugehen ist und Ziele zu erreichen sind. Dr. Margot Schmitz, Fachärztin für Psychiatrie, Leiterin des Instituts für Psychosomatik und Projektleiterin an der Sigmund Freud Privatuniversität. Berät Einzelne, Partner, Unternehmen und Organisationen in Konflikt- und Krisensituationen. Gemeinsam beraten sie Paare in Beziehungskrisen.

VERLIEBTHEIT – EIN RAUSCH


Wie von Sinnen


Katja ist frisch verliebt. In Sven. Ihrer besten Freundin schwärmt sie von ihm vor: „Mit Sven ist alles ganz anders. Er ist so aufmerksam und einfühlsam. Ich habe mich noch von niemandem so verstanden gefühlt wie von ihm. Sven ist so zärtlich. Er hat nur Augen für mich. Und er sieht toll aus. Ich fühl mich großartig an seiner Seite. Er weiß schon, was ich möchte, ohne dass ich irgendetwas sage. Wir lachen viel zusammen, über jeden Blödsinn. Wenn wir nicht zusammen sein können, schreiben wir uns andauernd kleine Nachrichten auf WhatsApp – dass wir aneinander denken, was wir gerade tun, dass wir scharf sind aufeinander. Sex ist aufregend. Wir können voneinander nicht genug kriegen. Und wenn wir mal keine Lust aufeinander haben, ist es auch gut. Es muss gar nichts passieren, dass wir uns wohl fühlen. Es ist wunderbar, einfach zusammen zu sein.“

Sven erzählt seinen Freunden mit strahlenden Augen von Katja: „Sie sieht klasse aus, sehr sexy. Sie ist völlig unkompliziert, auch im Bett. Sie ziert sich nicht. Vorspiel kann sein, muss aber nicht sein. Wir können genauso gut einfach übereinander herfallen. Alles geht spontan, ohne Gebrauchsanweisung. Sie weiß, was sie will, und lässt mich das genau spüren. Sie ist witzig und kann sogar über meinen schrägen Humor lachen. Sie interessiert sich für alles. Sie sagt mir, dass sie mich toll findet, als Liebhaber und überhaupt als Typ. Wenn ich sie dabei so verliebt anschaue, schwillt mir alles Mögliche, auch die Brust.“

Verliebte sind voneinander berauscht. Alles finden sie aneinander toll. Was vielleicht nicht so toll ist, nehmen sie nicht wahr, oder es fällt nicht ins Gewicht. Es hat für sie keine Bedeutung. Würde jemand sie darauf hinweisen, würden sie nur darüber lachen, es nicht ernst nehmen. Freunde, die Bedenken hegen, mischen sich besser nicht ein. Sie sollten den Zustand schlicht zur Kenntnis nehmen – und sich mitfreuen.

Wer verliebt ist, für den ändert sich zunächst das ganze Leben. Nichts ist mehr bedrückend. Probleme schrumpfen zu Bagatellen oder lösen sich in Luft auf. Die Zeit setzt aus. Alltag als Last gibt es nicht mehr. Jede Langeweile ist verflogen. Tristesse adieu. Verliebte sind fröhlich. Sie fühlen sich beschwingt. Sie schweben in scheinbar unendlicher Leichtigkeit des Seins. Mit strahlenden Gesichtern. Schöner könnte es nicht sein. Es ist wie im Märchen.

So fängt es an: Plötzlich tritt jemand in unser Leben, der uns vereinnahmt, uns beseelt, jemand, der uns mehr bedeutet als jeder sonst und wichtiger ist alles andere. Wir sind nicht mehr, wer wir waren. Weil wir begehren, verehren, umschwärmen, weil wir selbst begehrt, verehrt, umschwärmt werden. Wir fühlen uns erweckt, bewundert dafür, dass wir sind, wie wir sind. Nichts an uns ist unzureichend, nichts peinlich oder blöd. Mehr Selbstwert können wir nicht empfinden. Grenzen scheinen zu schwinden, die Zeit scheint stehen zu bleiben. Verliebtheit kommt wie ein großer Knall. Und hüllt uns in Illusion.

Jonas sieht Marie in einem weißen Bikini auf der steinernen Plattform, von der Sportler zwanzig Meter hinabspringen in den Rio Santos. Lange dunkle Haare, gebräunte Haut. „Sie wandte sich um, und nun erst sah Jonas, wie umwerfend diese Frau wirklich war. Da war etwas Geheimnisvolles in ihrem Gesicht, das er nicht einordnen konnte. Sie war nicht perfekt, ihre Bewegungen waren etwas ungelenk, fast schüchtern, und sie ließ die Schultern hängen, aber sie hatte eine Aura von Größe, von Einzigartigkeit, er konnte es nicht erklären, und er hatte so etwas noch nie zuvor gesehen. Er war ihr verfallen, sofort.“ (Thomas Glavinic: „Das größere Wunder“. S. 202)

Es kann sehr schnell gehen. In Romanen wie im richtigen Leben. Ohne dass es dafür eine richtige Erklärung gebe