: Christian Dörge
: DIE LASTERHAFTE TÄNZERIN Ein Frankenberg-Krimi
: BookRix
: 9783755410782
: 1
: CHF 5.60
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 241
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Frankenberg an der Eder, November 1960: Der Ex-Schauspielerin Catherin Burgund ist der Ehemann davongelaufen, und das nicht zum ersten Mal. Allerdings ist er bislang immer wieder zu ihr zurückgekehrt - dieses Mal jedoch scheint er länger als üblich verschwunden zu bleiben. Catherin Burgund beauftragt Lafayette Bismarck damit, ihren Ehemann zu finden und ihn zur Rückkehr zu bewegen. Kein sonderlich aufregender oder gar gefährlicher Fall, meint Bismarck, aber gegen leicht verdientes Geld ist nichts einzuwenden. Doch hier sollte sich der Privatdetektiv gründlich irren...    Die lasterhafte Tänzerin  von  Christian Dörge, Autor u. a. der Krimi-Serien  Ein Fall für Remigius Jungblut ,  Die unheimlichen Fälle des Edgar Wallace  und  Friesland , ist der vierte Band einer Reihe von Noir-Krimis um den Frankenberger Privatdetektiv Lafayette Bismarck. 

  Erstes Kapitel


 

 

Ihre unruhigen, hungrigen Augen ließen vermuten, dass sie zu jenem Typ Frau gehörte, der stets auf der Suche nach einem neuen Mann ist. Das Rot ihrer Lippen und der spitzen langen Fingernägel war vollendet auf die Farbe ihrer Handtasche abgestimmt. Über dem eleganten grauen Kostüm trug sie einen Blaufuchs mit einem Veilchensträußchen und einer Juwelen-Agraffe. An ihren Fingern funkelten zwei Diamanten.

Ich schätzte sie auf knapp über dreißig. Ihr blondiertes Haar wirkte um eine Nuance zu blond, und die beiden Federn an ihrem schwarzen Hut sahen aus wie zwei Fragezeichen. Wie treffend dieser Vergleich war, fiel mir erst später ein. Ein Fragezeichen... passte wunderbar zu dieser Frau.

»Mir hat jemand aus demDrachenclub von Ihnen erzählt, Herr Bismarck.« Sie beschrieb mit ihrer langen roten Zigarettenspitze einen Bogen. »Aber sagen Sie... Lafayette klingt reichlich Französisch, nicht wahr?«

»Ich wurde in Frankreich geboren, habe einen deutschen Vater und eine französische Mutter«, erklärte ich bereitwillig.

»Tatsächlich? Das klingt ja direktexquisit! Dann kennen Sie doch sicher Paris? Ich habe gehört, es sollexquisit sein.« Mit ihrer harten, klaren Schuljungenstimme schwatzte sie munter drauflos.

Ich spielte derweil mit dem Brieföffner.

Zu einem Privatdetektiv kommen zwei verschiedene Arten von Menschen – die einen fassen sich kurz und erläutern präzise ihre Wünsche, die anderen reden ohne Punkt und Komma. Ich ziehe die erste Sorte vor. Man braucht sich anschließend nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, was Dichtung und was Wahrheit gewesen ist.

Als sie von Paris zu schwärmen begann, unterbrach ich sie kurz. »Entschuldigen Sie bitte, Fräulein Burgund«, sagte ich mit einem Blick auf die Uhr. »Es ist bereits sechs vorbei. Ich habe heute Abend eine Verabredung zum Essen, und ich bin es gewohnt...«

»Aber selbstverständlich«, winkte sie ab. »Ich komme jetzt wirklich zur Sache.«

Sie zündete sich eine neue Zigarette an, schlug die Beine übereinander und schob den Stuhl etwas zurück. Damit sollte wohl der geschäftliche Teil eingeleitet werden.

»Also«, begann sie kühl, »es ist ganz einfach. Wie Sie vielleicht wissen, ist Catherin Burgund mein Künstlername. Eigentlich... bin ich die Ehefrau von Karl-Heinz Klingelhöfer. Mein Mann hat mich verlassen, und Sie sollen ihn finden.«

Ich nahm ein Päckchen Player's aus der Schreibtischschublade und zündete mir bedächtig eine Zigarette an. »Scheidungsangelegenheiten sind das reinste Lotteriespiel«, erwiderte ich abweisend. »Und dabei spiele ich niemals mit.«

»Davon habe ich bereits gehört, Herr Bismarck. Mein Fall hat auch nicht das Geringste mit einer Scheidung zu tun. Im Gegenteil, es ist so...«

Sie zog den Stuhl näher an den Schreibtisch heran und bemühte sich, viel Überzeugungskraft in ihre Worte zu legen. Immer wieder unterstrich sie das Gesagte durch merkwürdige, ruckartige Ges