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»Wir haben die Auswertung der auf dem Habitat erbeuteten Datensätze weitgehend abgeschlossen – soweit das geht, muss ich hinzufügen. Einiges ist sehr aufwendig verschlüsselt, und selbst Sara quält sich ein wenig damit herum«, eröffnete der alte Kybernetiker das Treffen der Schiffsführung.
»Ich bin durchaus dazu in der Lage, die Codierungen aufzubrechen«, warf Sara ein. »Es nähme aber überproportional viel von meiner Rechenkraft in Anspruch, was sich negativ auf die Schiffsführung auswirken würde.«
»Danke, Sara! Ich wollte deine Fähigkeiten nicht in Abrede stellen.«
Sanftes Gelächter ging durch die Runde. Vara sah sich um. Angespannte Gesichter, gewiss, einige mit einer gewissen Erwartung und Neugierde, andere gelangweilt wirkende Masken. Für beides hatte der Erste Offizier großes Verständnis: Sie alle lechzten nach Informationen über die jüngste Entwicklung im Gebiet der auseinanderfallenden Allianz. Solange sie sich hier aufhielten, mussten sie sich dringend Orientierung verschaffen.
Bei solchen Meetings wurde meist am Ende immer das Gleiche gesagt, nur jeweils von jemand anderem. Dann hatte jeder das Gefühl, die drei Stunden hätte man sich sparen können, eine Nachricht über das schiffsinterne Kommsystem hätte es auch getan. Doch diesmal war es anders.
Dr. Adrian Maarten verfügte nicht gerade über außergewöhnliche rhetorische Fähigkeiten, mit denen er seine Zuhörer in den Bann zu schlagen vermochte. Diesen Eindruck unterstrich seine fragil wirkende Gestalt mit dem faltigen Gesicht sowie die langsamen, übervorsichtigen Bewegungen, mit denen seine Hände seine wohlüberlegten Worte begleiteten. Vara zweifelte seine Kompetenz nicht an, aber vielleicht hätten die Eierköpfe besser daran getan, jemanden auszuwählen, der bei der Präsentation wenigstens ein bisschen Dynamik ausstrahlte.
Sein Blick traf den der Bordärztin Sandra von Kampen. Er spürte einen kleinen Stich, wenn er sie ansah, und er wusste auch, woher das kam. Als er auf dieser Urlaubswelt in Polizeigewahrsam einem Lügendetektor ausgesetzt worden war, hatte er einige sehr private Dinge über seine wahren Gefühle für die Ärztin enthüllt. Seitdem herrschte zwischen ihnen eine geradezu ohrenbetäubende Funkstille. Sie sprachen immerhin miteinander, wenn es um den Dienst ging – denn von Kampen war die Professionalität in Person. Sie vermied nun sogar aggressivere Bemerkungen und wirkte generell entspannter als früher, seitdem sie keine Flottenuniform mehr tragen musste. Ihre zivile Aufmachung als Ärztin und ihr damit verbundenes unmilitärisches Verhalten nahmen viel Anspannung aus ihrer Arbeit. Vara fand das wirklich gut. Von Kampen wurde dadurch wieder mehr zu sich selbst. Und er musste sich eingestehen, dass dieser Prozess die Frau nur noch attraktiver machte, als sie ohnehin …
Von Kampen sah weg, als sie bemerkte, wer sie anschaute. Vara blickte ebenfalls zur Seite, wollte nicht starren, nichts implizieren, nicht aufdringlich sein, nicht irgendwie schmierig. Er fühlte sich ja selbst nicht wohl seit jenem verhängnisvollen Moment. Die Tatsache, dass es zwischen ihnen zu keiner klärenden Aussprache gekommen war, machte das nur noch schlimmer.
Vara war mit sich selbst nicht im Reinen. Er litt nicht unter Selbstmitleid – das war ein Gefühl, das er aus tiefstem Herzen verachtete! –, aber er empfand ein gehöriges Maß an … Desorientierung. Nichts, was seine Effektivität einschränkte. Er fühlte sich nur nicht gut, wenn die Ärztin in seiner Nähe war, und er wusste, dass der Grund dafür bei ihm lag und nicht bei ihr.
»Wir hätten gerne eine möglichst knappe Zusammenfassung!«, sagte Ark und entsprach damit den Wünschen der meisten, wenn nicht aller Anwesender. Spezialistin Gimenez saß etwas eingeschüchtert neben von Kampen, obgleich sich ihr kleines Problem mit ihrem Selbstbewusstsein deutlich gebessert hatte. Simmons dagegen sah verloren aus, als wüsste er nicht, was ihn das alles eigentlich angehe, zumal seine Abteilung immer noch mit Reparaturen beschäftigt war. Jeder Tag, an dem sie das Tritranstriebwerk nicht benutzten, bot den Technikern einen Aufschub für die Aufholjagd, die wohl die ganze Mission über nicht nachlassen würde. Simmons wollte nicht hier sein. Er hatte Wichtigeres zu tun. Zumindest glaubte er das.
Maarten ließ sich nicht anmerken, ob er den Wunsch von Zadiya Ark ernst nahm oder nicht. Er atmete hörbar ein und sprach weiter: »Es gibt vor allem Hinweise auf eine Vielzahl von Fo