1. Kapitel
Eine Straße. Nacht. Die Straßenbeleuchtung war ausgefallen. Am Himmel sah Carl die Sterne und einen halben Mond. Aber das war nicht alles. Zwischen den Sternen flackerte ein Leuchtgewitter. Vereinzelt fielen Sternschnuppen zur Erde. Eine Erinnerung flüsterte ihm zu, dass das keine Meteoriten waren sondern Schiffe.
Carl blickte an sich herab. Er trug die zerrissene Jeans, das Shirt und die Lederjacke, die er beim letzten Auftritt getragen hatte. Keuchend hob er die linke Hand, wappnete sich für den Anblick der fehlenden Finger. Aber die Hand war unversehrt. Seine Kehle wurde eng.
Der Boden unter seinen Füßen bebte. Erschrocken duckte er sich und sah sich um. Mehrere hundert Meter entfernt wurde die Nacht durch eine Explosion erhellt. Ein Gebäude wurde wie durch eine Titanenfaust zerschmettert. Flammen loderten in den Nachthimmel. Irgendwo schrien Menschen. Eine zweite Explosion schüttelte den Boden.
Das war der Angriff auf die Erde.
Die Explosionen kamen näher. Er musste weg hier. Erst zögerlich, dann zunehmend entschlossener setzte er sich in Bewegung. Blind folgte er dem Verlauf der Straße. Je mehr er sich anstrengte, sich von den Explosionen und den schreienden Menschen, die er hörte, zu entfernen, umso näher kam er ihnen.
Ein Glutball traf das Haus neben ihm. Die Druckwelle schleuderte ihn durch die Luft. Stöhnend kam er wieder auf die Füße. Seine Ohren klingelten. Durch die Staubwolke rannten Schatten auf ihn zu. Ein Pulk aus Menschen, deren Schreie dumpf durch seine betäubten Ohren drang.
Er wich zurück zur nächsten Hauswand, um der panikerfüllten Menge aus dem Weg zu gehen. Eine Frau stürzte nicht weit von ihm entfernt zu Boden. Doch ehe er ihr helfen konnte, wurde sie von den anderen umgerissen und niedergetrampelt. Er sah noch ihr blutüberströmtes Gesicht, da wurde er von der Menge mitgerissen.
Ein Ball aus Energie traf die Häuserwand zu seiner Rechten, blendete ihn. Die Druckwelle mähte die Menge um wie Grashalme. Carl schmeckte Blut. Als einer der ersten kämpfte er sich auf die Füße. Da sah er sie. Albtraumhafte Gestalten, deren unförmige Konturen sich aus der Staubwolke der Explosion schälten.
Carl begann zu rennen. Nach einigen hundert Metern wagte er es, einen Blick über seine Schulter zu werfen. Und sah, wie eine der Albtraumkreaturen einen flüchtenden Mann mit bloßen Händen auseinanderriss. Im selben Augenblick rannte er mit voller Wucht in einen Körper hinein. Er stürzte auf die Knie, während der Mann, mit dem er kollidiert war, von einem der Albtraumwesen ergriffen wurde.
Keuchend stand Carl auf, rannte weiter. Fort. Einfach nur fort. Er rannte, bis seine Beine zitterten und er glaubte, seine Lunge auskotzen zu müssen. Vorbei an Explosionen, die Häuser wie Spielzeug bersten ließen. Durch zerstörte Straßenzüge, deren rauchende Trümmer die Straße säumten. Über Lachen aus Blut und verrenkte und zerfetzte Körper von Menschen. Fort von den Explosionen und den Schreien, die immer weniger wurden. Bis sie endlich verstummten.
Außer Atem hielt er sich an einer Straßenkreuzung am Pfosten eines Straßenschilds fest. Eine breite Straße kreuzte die, der er gefolgt war. Sie bot ein Bild der Zerstörung. Einige hundert Meter entfernt stand ein großes Gebäude, dessen Seite aufgerissen war. Glühende Trümmerreste ragten in den nächtlichen Himmel.
Endlich wusste Carl, wo er sich befand. Vor ihm lag das Stadion, aus dem er beim Angriff der Insek