KAPITEL 2
DER MANN, DER ALLES HATTE
Owen Todtsteltzer, Lord vonVirimonde, letzter in einer berühmten Linie von Kriegern, lag nackt und erschöpft auf den zerknitterten seidenen Laken seines Bettes und überlegte träge, ob er genügend Energie aufbringen könnte, um nach einem großen geeisten Drink zu rufen. Es war spät am Morgen eines weiteren vollkommenen Tages auf der besten aller möglichen Welten. Die Sonne schien, und was aufVirimonde als Vogel durchging, sang sich das kleine Herz aus dem Leib. Jedermann ging fleißig seiner Arbeit nach, und Owen hätte noch jahrhundertelang nicht aus dem Bett gemusst, wenn ihm nicht danach gewesen wäre. Er seufzte, streckte sich genüsslich und lächelte das langsame Lächeln des wirklich Befriedigten. Er hatte eben hervorragenden Sex mit seiner langjährigen Mätresse gehabt, und wenn sie endlich zurückkam von wo auch immer sie hin verschwunden war, dann hatte er ganz im Ernst vor, die Sache zu wiederholen. Übung macht den Meister.
Sie war nicht wirklich seine Mätresse in dem Sinn, dass er ihr ein Honorar zahlte oder etwas in der Art, aber ihm gefiel das antiquierte Wort mit seinen unterschwelligen Anspielungen auf Sünde und Laster. Owen Todtsteltzer streckte sich erneut zufrieden wie eine satte Katze in der Sonne und blickte an die Decke. Wenn er endlich aufstand, wartete bereits sein neuestes Werk in den Rechnern darauf, dass er seine Arbeit fortsetzen würde. Es würde ein gutes Buch werden. Scharf und pointiert und voller neuer Erkenntnisse. Die Art von Arbeit, von der er immer gewusst hatte, dass er dazu imstande war. Wenn er es nur irgendwie fertigbringen könnte, die störenden Ablenkungen von Schwert- und Pistolentraining jeden Morgen und dem Studium militärischer Taktiken jeden Nachmittag zu entgehen, damit er der Kämpfer wurde, der zu sein seine Blutlinie von ihm forderte. Niemand hatte ihn je gefragt, ob er Lust dazu hatte, ein weiterer verdammter Krieger wie all seine berühmten Vorfahren zu werden.
Aber das lag jetzt alles hinter ihm. Sein Vater war tot. Owen hatte den Titel geerbt, und sein Leben gehörte endlich ihm allein. Um genau zu sein: Er hatte es geschafft. Zweifellos würde ihn die Perfektion seines Glücks eines Tages in ferner Zukunft zu langweilen beginnen, doch bis dahin war er fest entschlossen, jede einzelne Minute seiner Zeit zu genießen. Und warum auch nicht? Er war ein netter Kerl, und er hatte es sich verdient.
Owen blickte sich in der großen, steinernen Kammer mit den Wandteppichen und jahrhundertealten Holos um. Jede moderne Annehmlichkeit war vorhanden, in Griff- oder Rufweite, aber fachmännisch hinter der traditionellen Ausstattung verborgen. Die Festung war seit unzähligen Generationen die Heimat des Todtsteltzer-Clans, und sie hatte all ihren verschiedenen Zwecken mit gelassener Effizienz gedient. Al