: Kris Brynn
: Out of Balance - Kollision
: beBEYOND
: 9783732567034
: Fallen Universe
: 1
: CHF 1.60
:
: Science Fiction
: German
: 105
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Die Erde in naher Zukunft: Völlige Zerstörung und Hungersnöte beherrschen den Alltag der Menschen. Um den Hunger zu bekämpfen, wird in eigens dafür gebauten Raumstationen genmodifizierte Nahrung produziert. Doch nur die reiche First Class kann sich die Lebensmittel überhaupt leisten.
Auf den Stationen selbst soll die Balance-Regel das Funktionieren garantieren: Überzählige Bewohner werden auf andere Stationen umgesiedelt - wenn es sein muss, auch ohne ihre Familie. Doch im Untergrund entsteht Unruhe, und eine Rebellion gegen das menschenverachtende System bahnt sich an ...

ÜBER FOLGE 1:

Ein Camp nahe Berlin: Hier sucht die Biotechnologiefirma SpaceSeed neue Feldarbeiter für ihre Raumstation Kopernikus. Um seine Schwester vor der Rekrutierung zu retten, meldet Cap Hallberg sich freiwillig. Doch auf halber Strecke zur Kopernikus geraten er und die zwei anderen Rekruten Michael und Larissa in eine Wolke aus Weltraumschrott, der den Frachter schwer beschädigt und sogar ein Loch in die Außenhülle reißt.

Und während die drei um ihr Leben kämpfen, erwartet Lawrence Huggins den Frachter schon ungeduldig. Der Security Chief der Kopernikus benötigt nicht nur dringend die Rekruten für die Feldarbeit - an Bord des Frachters befindet sich noch eine ganz besondere Ladung. Denn Huggins hat von oberster Stelle einen Auftrag erhalten, der die Zukunft von SpaceSeed für immer ändern soll ...

Die SF-Serie von der Gewinnerin des SERAPH-Preis 2019.
eBooks von beBEYOND - fremde Welten und fantastische Reisen.




<p><strong>Kris Brynn</strong> ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die die Wand ihres Kinderzimmers lieber mit Bildern der Mondlandung schmückte, als mit Pferdepostern. Trekkie aus Überzeugung und Autorin aus Leidenschaft. Während des Studiums der Literaturwissenschaften begann sie sich auch durch die klassische Phantastik zu lesen und entwickelte ein Faible für Inselutopien. Ihr Kunstgeschichtsstudium schloss sie mit einer Arbeit ab, die sich mit Filmarchitektur im SF-Genre beschäftigt. Nachdem sie zwei Jahrzehnte für ein internationales Medienunternehmen gearbeitet hat, widmet sie sich jetzt ganz ihren Storys. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Stuttgart.</p>

3. Der Orkan


Er verabscheute sie.

Auch wenn Verbrennungsmotoren schon seit Langem nicht mehr benutzt werden durften, waren die Männer der Security wieder mit Jeeps gekommen. Die Fahrzeuge hatten den vertrockneten Boden aufgewirbelt, als die Reifen schlitternd zum Stehen gekommen waren, und die knöchelhohen Stiefel der Männer brachten den Staub zum Tanzen, als sie vor den heruntergekommenen Zelten mit den zerrissenen Planen auf und ab gingen.

Eng in die Mulde gedrückt, lag Cap da und wagte kaum zu atmen, obwohl die Schreie und gebellten Befehle der Security jeden anderen Laut übertönten. Verdorrte Kiefernnadeln stachen durch Caps Hose in sein Knie. Der unangenehme Geruch von Benzin heftete sich in seine Nase wie frische Farbe an eine Tapete und malträtierte seine Lunge.

Vorsichtig spähte er über den Rand seines Verstecks und konnte gegen das grelle Sonnenlicht hinter den Silhouetten der Bäume sechs Männer in Uniform ausmachen. Würde die Station Security keine Freiwilligen finden, würde sie sich aufteilen, ausschwärmen und die Zelte nach Frischfleisch durchsuchen. Nach jungen Männern und Frauen, die sich nicht schnell genug in Sicherheit gebracht hatten oder denen ihre Rekrutierung komplett einerlei war, weil sie nicht mehr wussten, was Hoffnung und Überlebenswillen bedeuteten. Bliebe auch diese Suche erfolglos, wäre mindestens eine der Frauen an der Reihe. Bevorzugt unverbraucht, mit langem dichtem Haar und festen Kurven, die sich unter unförmigen T-Shirts und weit sitzenden Jeans immer noch gut erahnen ließen. Sie würde zu den Reichen und Schönen gebracht werden, die ihr Leben in bewachten Villen durch technische Enhancements verlängerten. Eine künstliche Leber, um mehr saufen, einen elastischen Magen, um mehr fressen zu können.

Die First Class stand auf Frauen wie Marge, Caps damals achtzehnjährige Schwester, die vor zwei Jahren nach dem Auftauchen der Security während ihrer Flucht gestolpert und unglücklich gestürzt war. Die Männer hatten sie sofort in einen der Jeeps gesteckt.

Seitdem hatte Cap ihre Stimme im Kopf. Wie sie ihn anschrie, weiterzulaufen und sich nicht umzudrehen. Und genau das hatte er getan. Obwohl es ihm das Herz gebrochen hatte. Er hatte sie hinter sich gelassen. Seine kleine Schwester. Hatte sich nicht beschützend wie ein großer Bruder vor sie gestellt. Hatte den Schwanz eingezogen. Weil er Tess hatte retten müssen. Seine jüngste Schwester. Schon vor Langem hatte er die Verantwortung für die Geschwister übernommen, denn seine Eltern waren dafür einfach zu alt geworden. Und nachdem seine eigene kleine Familie …

Er schloss die Augen und atmete tief ein.

»Alles in Ordnung, Mann?« Louis lag flach wie eine Flunder neben ihm, den Kopf zur Seite gedreht, die Wange im Dreck.

»Hm.«

»Tess ist in Sicherheit, Cap. Mach dir keinen Kopf. Hab gesehen, wie sie auf den Baum geklettert ist. Wie ein Eichhörnchen.«

Cap musste grinsen. Tess, die Wildkatze. Er stellte sich vor, wie sie gerade in der Krone einer Kiefer hing und den Männern Grimassen schnitt, die unter ihr auf der Suche nach Opfern waren.

Sie dufte er nicht verlieren. Sie war erst elf. Die Nachzüglerin, die seine Eltern nicht mehr erwartet hatten. Sie würde ein Leben als Sklavin der First Class nicht überstehen. Immer wieder kursierten Gerüchte über Sklavinnen, die in den Kellerräumen der Villen gehalten wurden wie gefährliche Tiere. Und jedes Mal, wenn jemand im Camp anfing, davon zu sprechen, wirbelten Caps Gedanken herum wie ein Tornado. Marge geht es gut, redete er sich dann ein. Ihr geht es gut.

Sein Vater und seine Mutter hingegen hatten ein Alter erreicht, das ihnen ermöglichte, im Camp unbehelligt zu leben. Für die Station Security stellten sie keinen Gewinn dar; man konnte sie weder für den Dienst auf den Raumstationen noch als Angestellte eines Haushalts der Oberschicht gebrauchen.

Die Schreie wurden lauter.

»Was geht da ab?«, flüsterte Louis.

»Sie lassen alle antreten.«

»Unsere Leute sollen aufmarschieren? Scheiße, das ist neu. Das haben die sonst nicht gemacht. Dann waren heute die meisten von uns schnell wie die Hasen, nehme ich an.«

Louis hatte recht. Irgendein Idiot hatte sich sonst immer zu langsam vom Acker gemacht, sodass die Security am Ende ihres Besuchs mindestens einen jungen Mann in die Jeeps verfrachten konnte.

»Wer ist denn noch übrig, außer den Alten, die sie sowieso nicht wollen?«, fragte Louis weiter.

Cap sah vertraute Gesichter a