: Andrea Nagele
: Grado in Flammen Ein Adria Krimi
: Emons Verlag
: 9783960417316
: 1
: CHF 8.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 272
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Commissaria Maddalena Degrassi ist zurück. In Grado wütet ein Feuerteufel, der bereits ein Menschenleben auf dem Gewissen hat - doch die Polizei jagt ein Phantom. Commissaria Maddalena Degrassi wird von ihrer ehemaligen Dienststelle zu Hilfe gerufen. Zusammen mit ihrem Team begibt sie sich auf die fieberhafte Suche nach dem Täter, bevor es weitere Opfer gibt. Doch möglicherweise ist es dafür längst zu spät ...

Andrea Nagele, die mit Krimi-Literatur aufgewachsen ist, leitete über ein Jahrzehnt ein psychotherapeutisches Ambulatorium. Heute arbeitet sie als Autorin und betreibt in Klagenfurt eine psychotherapeutische Praxis. Mit ihrem Mann lebt sie in Klagenfurt am Wörthersee und in Grado.

1

Maddalena kniete vor Franjos Grab.

Der Boden unter ihr fühlte sich kalt an. Kälter als zu dieser Jahreszeit üblich. War er etwa gefroren? Sie schüttelte den Kopf und hob die Hand an die Stirn. Eine Locke verfing sich im Stein ihres Verlobungsringes, und als sie die feinen Haare daraus löste, fuhr ein wilder Schmerz durch ihren Körper und bündelte sich in ihrem Herzen.

Es tat so weh.

Verzweifelt hämmerte sie mit der Faust auf ihre linke Brust. »Hör auf, hör endlich auf!«, schrie sie und presste ihr tränennasses Gesicht gegen den marmornen Stein mit Franjos Namenszug, seinen Geburts- und Sterbedaten.

Es war Ende September, und die Kälte der Erde spiegelte die Erstarrung in Maddalenas Inneren wider.

»Mädchen.« Jemand tippte auf ihre Schulter.

Sie drehte sich ruckartig um und wäre fast gegen die Person hinter ihr gestolpert.

»Was soll das?«, zischte sie und rang um Fassung. Vor ihr stand eines der alten Weiber, die hier auf dem Friedhof zu leben schienen, und brummte ihr ein verlegenes »Buongiorno« entgegen. Am liebsten hätte sie die Betschwester an den dürren Oberarmen gepackt und so lange geschüttelt, bis deren von Osteoporose zerbröselnde Knochen nur so klapperten. Aber natürlich tat sie nichts. Auch wenn diese Hexen in ihren rabenschwarzen Kleiderschürzen Maddalena stets misstrauisch beäugt hatten, so schlimm und grausam wollte sie ihnen gegenüber nicht sein. Verlorene Seelen waren das, nicht anders, als sie eine war.

Gab es denn überhaupt noch einen großen Unterschied zwischen ihr und den düsteren Krähen ihrer Kindheit?

War sie nicht längst eine der ihren geworden?

Die Berührung der Alten auf ihrer Schulter, war das deren Art, Trost zu zeigen?

Sie brauchte kein Mitleid.

Tag für Tag und oftmals auch nachts stieß sie die schmiedeeiserne Tür des Friedhofs hoch oben auf dem schroffen Felsen über dem Golf von Triest auf, griff nach der blechernen Kanne und goss die von ihr gepflanzten Blumen auf der letzten Ruhestätte ihres Verlobten, der neben ihrem geliebten Vater begraben lag.

Sicher, zu beten hatte sie früh aufgehört und sich schon zeitig von einem Gott, der so viel Böses auf diese Welt brachte, abgewandt.

Darin unterschied sie sich von den Klageweibern.

Aber sonst?

Der Geruch nach Salbei, Thymian, Lavendel und Rosmarin, der für die Gegend hier charakteristisch war, wurde seit Franjos Begräbnis verdrängt vom Gestank modrig vor sich hin welkender Blumen. Er löste ein Gefühl des Ekels in ihr aus.

Sie ging an der Alten vorbei, die zwei Gräber weiter vor dem Gedenkstein für ihre Lieben stehen geblieben war, verließ den Friedhof und machte sich traurig auf den Weg zur Bar. Dort angekommen, setzte sie sich auf einen der klapprigen Stühle auf der Terrasse und zündete sich eine Zigarette an.

Jeden Morgen erwachte sie lange vor Tagesbeginn. Sie stand auf, stellte sich ans Fe