: Gabriella Wollenhaupt
: Grappa und die keusche Braut Maria Grappas 20. Fall
: Grafit Verlag
: 9783894258122
: 1
: CHF 6.50
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 183
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sechzehn tote Schüler und eine verletzte Lehrerin - das ist die schreckliche Bilanz eines Amoklaufs. Auch der mutmaßliche Schütze Patrick Sello gehört zu den Toten. Der 18-Jährige, der sein Vorhaben im Internet ankündigte, hat sich am Ende selbst erschossen. Doch auf der großen Trauerfeier mit vielen Betroffenheitsreden kommen Polizeireporterin Maria Grappa Zweifel am Tathergang. Denn Patricks Freundin beschuldigt die einzige Überlebende des Amoklaufs, die verletzte Lehrerin, die Jugendlichen auf dem Gewissen zu haben. Das Motiv: gnadenloses Mobbing durch die Schüler. Grappa geht der Sache nach und findet sich in einer Welt wieder, in der nur Mord real ist ...

Gabriella Wollenhaupt, Jahrgang 1952, arbeitet als Fernsehredakteurin in Dortmund. Ihre freche Polizeireporterin Maria Grappa hatte 1993 ihren ersten Auftritt. Seitdem stellte sie ihre Schlagfertigkeit in mehr als zwanzig F?llen unter Beweis.

Schock im Schloss


Ich erinnere mich noch genau. Es war der Montag nach einem wunderbaren Wochenende, das wir ganz entspannt verbracht hatten. Mein Frühstücksgast mochte sein Spiegelei von zwei Seiten gebraten. Gerade als ich es auf dem Bratenwender balancierte, schlug mein Handy Alarm. Der Klingelton signalisierte, dass der Anrufer auf meiner Freundesliste stand.

»Gehst du mal bitte dran?«, sagte ich.

Friedemann Kleist griff nach dem Apparat, der auf dem Küchenschrank lag. »Hier bei Maria Grappa«, hörte ich ihn sagen. Inzwischen war es mir gelungen, das Ei zu wenden.

»Pöppelbaum!« Kleist reichte mir das Mobiltelefon.

Ich stellte die Kochplatte aus.

»Na? Mal wieder ganz mit Privatleben beschäftigt?«, fragte der Bluthund.

»Geht dich das etwas an?«, erkundigte ich mich zuckersüß. »Was gibt es? Ich hab heute frei.«

»Na dann, einen schönen Tag.«

»Nun sag schon!«

»Geiselnahme. Im Schloss Waldenstein.«

Ich warf einen kurzen Blick auf Kleist. Er hatte sich hinter demBierstädter Tageblatt versteckt.

»Erzähl mehr!«, bat ich. Nur nicht zu viel fragen, dachte ich, sonst verwandelt sich mein Gast gleich wieder in den Kommissar.

»Genaues weiß man nicht«, sagte Pöppelbaum. »Die Bullen sperren gerade alles ab. Das Spezialkommando ist angefordert und es wurde eine Nachrichtensperre verhängt. Das haben wir bestimmt mal wieder diesem verdammten Kleist zu verdanken!«

Ich schluckte. Warum wusste der gerade Verdammte nichts von der Sache? Dann erinnerte ich mich. Er hatte sein Handy gestern Abend abgestellt, denn wir wollten es uns gemütlich machen. Auch er hatte ein paar freie Tage.

»Wo treffen wir uns?«, fragte ich.

Kleist ließ die Zeitung sinken und fixierte mich mit leisem Amüsement. Ich wusste genau, was er dachte. Dass wir beide nicht wirklich in der Lage waren, unsere Arbeit zu vergessen.

Pöppelbaum schlug den Parkplatz einer Gaststätte vor, eines Ausflugslokals, das sich in der Nähe des Internates befand. Ich versprach, so schnell wie möglich dorthin zu kommen.

»Tut mir leid«, seufzte ich. »Du solltest dein Handy einschalten. Es müssten einige Anrufe drauf sein. Es gibt eine – wie nennt ihr das? – Bedrohungslage.«

»Wir beide haben aber doch frei«, lächelte er. »Hast du mir gestern Abend nicht erzählt, dass jeder Mensch ersetzbar ist und man die eigene Bedeutung überschätzt?«

»Stimmt. Aber diese Geschichte kann ich nicht auslassen.«

»Dann viel Vergnügen.« Der leitende Hauptkommissar der Bierstädter Kripo machte keine Anstalten, sich vom Frühstückstisch zu entfernen.

»Ich bin dann mal weg«, kündigte ich an. »Man sieht si