: Lotte R. Wöss
: Die Frau auf Sylt: Roman
: Empire-Verlag
: 9783757917807
: 1
: CHF 2.40
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 233
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
anna verschwand vor zehn Monaten spurlos, nachdem sie ein gewaltiges Vermögen geerbt hatte. Während ihre Freunde und Ex-Freund Thorben noch heute der Meinung sind, sie genieße ein Leben in Saus und Braus und sie wolle nicht gefunden werden, ist ihre beste Freundin Marie sich sicher: Hanna ist ermordet worden. Doch nicht einmal die Polizei schenkt ihr Glauben. Gerade als Marie hofft, endlich mit der Sache abschließen zu können, traut sie ihren Augen kaum. In einer Zeitung entdeckt sie ein Bild von Hanna in Gesellschaft eines fremden Mannes in einem Café auf Sylt. Der Dekoration nach, muss es um die Weihnachtszeit entstanden sein - zwei Monate nach Hannas verschwinden. Sofort bricht Marie auf, um dem Geheimnis auf die Spur zu gehen. Schnell findet sie Freunde, die sie bei ihrer Suche unterstützen. Dabei lernt sie auch David kennen, einen Wissenschaftler, in den sie sich sogleich verliebt. Während zunächst alles den Anschein hat, als könnte Marie trotz der Sorge um Hanna glücklich werden, ahnt sie noch nicht, in welcher Gefahr sie tatsächlich schwebt und was für ein Netz aus Lügen und Intrigen Hannas Verschwinden umgibt.

Lotte R. Wöss, geboren 1959 in Graz, absolvierte nach der Matura die Ausbildung zur Diplom-Krankenschwester. Schon als Kind schrieb und dichtete sie, es folgten Artikel und Gedichte für kleine Zeitungen, doch erst im reiferen Alter fand sie zurück zu ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, und veröffentlichte ihren Debütroman"Schmetterling im Himmel" als Selfpublisherin. Mittlerweile hat sie zahlreiche Liebesromane, Krimis und auch Kurzgeschichten veröffentlicht.

Kapitel 1 (Marie)


»Hanna, du wirst abgeholt.«

»O schade.« Marie nahm Hannas Hand, und gemeinsam liefen sie über die nasse Wiese zum Haus zurück. Das Tempo war wohl zu rasant, denn sie landeten im Gras.

Marie lachte und rappelte sich hoch.

Hanna blieb sitzen und begann zu weinen.

»Was ist los?«

»Ich bin schmutzig«, flüsterte ihre Freundin unter Schluchzen.

Eine halbe Minute später stand eine dunkel gekleidete Frau vor ihnen. Hannas Kindermädchen, die Marie »Eule« getauft hatte, weil die Augen hinter dicken Brillengläsern verborgen waren.

»Wie siehst du wieder aus?«, schimpfte die Eule. »Du weißt, dass deine Mama es hasst, wenn du dich wie ein Ferkel benimmst. Zur Strafe gehst du ohne Abendessen ins Bett.« Sie zog Hanna grob hoch und zerrte sie zu Tür.

Marie lief auf ihre geliebte Mama zu, die sie zärtlich in die Arme nahm.

 

* * *

 

»Entschuldigen Sie, wir wollen einchecken«, ertönte eine Stimme vor ihr, und Marie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Wo war denn Joy? Eigentlich hätte die Auszubildende sich um die Anreisenden kümmern müssen.

Marie seufzte innerlich. An ihrer Autorität musste sie noch arbeiten. Aber das lag ihr einfach nicht. Sie hatte den Job in dem Innsbrucker NobelhotelAlpenglück nur ihrem Verlobten Hendrik zuliebe angenommen, dessen Eltern eine gewöhnliche Kellnerin nicht genügte. Sie hatten ihr auch die Arbeit hier verschafft. Glücklich war sie in den Monaten, seitdem sie hier arbeitete, nicht geworden.

Die verwöhnten Gäste mit ihren hohen Ansprüchen in diesem Luxusressort nervten sie zusehends.

Die Bedienung auf den Skihütten hatte einfach mehr Spaß gemacht. Mit Hanna.

Wehmütig dachte sie an die Zeit zurück. Hanna fehlte ihr so sehr.

»Hallo? Hören Sie mir zu? Wir wollen einchecken!« Die Stimme klang nun richtiggehend scharf.

Mit Macht konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit und blickte auf den Bildschirm. »Ihr Zimmer ist noch nicht bereit, Herr Maler, ich gebe der Hausdame Bescheid, dass Sie angereist sind. Vielleicht möchten Sie in der Zwischenzeit einen Spaziergang zum ›Goldenen Dachl‹ machen? Es ist nicht weit von hier.«

»Das geht auf keinen Fall.« Herr Maler hob die Hand. »Ich hoffe, das mit dem Zimmer dauert nicht zu lange, meine Frau ist etwas unpässlich.«

»Das tut mir sehr leid. Vielleicht nehmen Sie drüben in der Sitzgruppe Platz? Ich telefoniere sofort.«

Unnötig, das Ehepaar Maler darauf hinzuweisen, dass die Zimmer normalerweise erst ab 15 Uhr bezugsfertig und sie somit zwei Stunden zu früh dran waren. Hier hatte sie dafür zu sorgen, dass dem Gast der Mond vom Himmel geholt wurde, sollte er es wünschen.

Marie fand Joy in dem kleinen Kämmerchen hinter der Rezeption. Die Siebzehnjährige spielte mit ihrem Handy. »Wo steckst du denn? Gib der Hausdame Bescheid, dass die Gäste von 367 schon angereist sind. Und kümmere dich ums Gepäck.«

»Jaja.«

»Und spuck um Himmels willen den Kaugummi aus!«

»Ich schieb ihn eh nach hinten.« Immerhin wählte sie eine interne Nummer und brachte in Erfahrung, dass das Zimmer in einer Stunde bezugsfertig sei.

»Eine Stunde noch.« Marie ahnte bereits, dass das Paar damit alles andere als einverstanden sein würde.

Widerwillig richtete sie die Botschaft aus. »Darf ich Ihnen in der Zwischenzeit einen Kaffee anbieten?«

»Eine ganze Stunde!« Herr Maler schüttelte den Kopf.

»Einen Latte«, bat Frau Maler, deren Hochsteckfrisur ihre Wangenknochen betonte.

»Für mich einen Schwarzen, wenn es denn sein muss.« Herr Maler sah sich um. »Gibt es hier einen Kiosk? Dann hole ich m