: Lotte R. Wöss
: Wenn jedes Wort nur Liebe ist
: Empire-Verlag
: 9783754617137
: Nie mehr ohne dich
: 1
: CHF 4.00
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 312
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Am fünften Hochzeitstag will Clea, die eine Buchhandlung führt, endlich Nägel mit Köpfen machen und ihrem Mann Jonas - einem Arzt - unterbreiten, dass sie sich ein Kind von ihm wünscht. Doch dann kommt alles anders als erwartet. Jonas offenbart ihr, dass er schon länger nicht mehr an ihre gemeinsame Ehe glaube und eine andere Frau, die besser zu ihm passt, gefunden habe. Noch am selben Abend packt er seine Koffer und verlässt sie.
Verletzt und mit sich allein versucht sie, diese Kränkung zu verdauen. Ihre schräge beste Freundin Lulu überredet sie schließlich, sich bei der Dating-App Tinder anzumelden. Clea erlebt eine Vollkatastrophe nach der anderen, bis ihr der Geduldsfaden reißt. Schluss mit allen Netzwerken! Bei strömendem Regen steigt sie auf die Brüstung der Brücke in der Stadt und wirft ihr Handy in hohem Bogen in den Fluss. Plötzlich umklammern sie von hinten zwei starke Arme. Eine tiefe Stimme erklingt und in Clea vibriert es von den Zehen bis zum Kopf. Der Fremde denkt, dass sie springenwill und hält sie fest. Als er bemerkt, dass dies nicht der Fall ist, zieht er sie auf den Boden undlöstden Griff. Groß, gut gebaut und charmant, das ist Emil, und von Anfang an fühlt Clea sich ihm nahe. Sie verbringen den Abend und die Nacht miteinander.
Doch Emil hat ein Geheimnis und verschwindet am nächsten Morgen ...

Lotte R. Wöss, geboren 1959 in Graz, absolvierte nach der Matura die Ausbildung zur Diplom-Krankenschwester. Schon als Kind schrieb und dichtete sie, es folgten Artikel und Gedichte für kleine Zeitungen, doch erst im reiferen Alter fand sie zurück zu ihrer Leidenschaft, dem Schreiben, und veröffentlichte ihren Debütroman 'Schmetterlinge im Himmel' als Selfpublisherin. Mittlerweile hat sie zahlreiche Liebesromane, Krimis und auch Kurzgeschichten veröffentlicht.

Ich bin hundemüde


 

Wo blieb er nur? Ausgerechnet heute. Clea wusste, dass seine Arbeit als Chirurg Jonas sehr beanspruchte. Überstunden waren an der Tagesordnung. Aber er hatte versprochen, heute pünktlich zu sein.

Er war schließlich nicht der einzige Arzt im Krankenhaus. Und an diesem besonderen Tag hätten doch die Kollegen bestimmt Verständnis.

Der Braten schmorte im Rohr, die Bratkartoffeln brutzelten in der Pfanne und der Salat wartete nur noch auf das Dressing.

Ihr Blick fiel auf den Tisch, den sie mit großer Sorgfalt gedeckt hatte. Das weiße Damasttischtuch, das sie nur zu besonderen Anlässen hervorholte, kunstvoll gefaltete Servietten und der silberne Kerzenständer in der Mitte.

Heute war ihr fünfter Hochzeitstag. Und sie wollte endlich Nägel mit Köpfen machen.

Cleas Buchladen schrieb mittlerweile schwarze Zahlen und auch Jonas hatte vor Kurzem eine Gehaltserhöhung bekommen. Seine Facharztausbildung zum Chirurgen hatte er beendet, das Krankenhaus hatte ihm eine Festanstellung angeboten. Der Zeitpunkt war so günstig wie nie zuvor.

Ihr Blick fiel, wie so oft, auf das Gemälde an der Wand. Clea hatte es auf einem Flohmarkt gekauft, der Künstler war unbekannt, aber es war im Stil von Claude Monet gemalt. Es zeigte eine Familie beim Picknick. Ein Paar saß auf einer Decke in der Wiese, sie hielten ein Kleinkind auf dem Schoß, zwei weitere Kinder spielten davor mit einer Katze. Rundum waren Blumen und so strahlte das Bild Fröhlichkeit und Sorglosigkeit aus. Aber am meisten berührte Clea der innige Blick, in den das Paar versunken schien.

Eine wundervoll glückliche Familie. Das war auch ihr Wunsch.

Es war genau der richtige Zeitpunkt für ein Kind. Nach der Hochzeit hatten sie beschlossen, noch zu warten. Mit neunundzwanzig erschien es ihr schließlich passend, eine Familie zu gründen. Wann, wenn nicht jetzt?

Endlich hörte sie, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Eine ganze Stunde zu spät. Aber sie würde sich zusammenreißen, ihm keine Vorwürfe machen, nicht heute. Rasch zündete sie die Kerzen an.

Wie vertraut die Geräusche waren! Das Aufhängen der Jacke, das Klappern der Schuhe und schließlich das Öffnen der Tür.

Clea drehte sich zu ihm um und ihr strahlendes Lächeln schwand von ihren Lippen. Jonas starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die so liebevoll arrangierte Szene.

Freude sah anders aus. Enttäuschung kroch in ihr hoch. Sie versuchte, sich dennoch nichts anmerken zu lassen.

»Ich hoffe, du hattest einen angenehmen Tag?«

Er holte Luft. »Wir hatten eben noch zwei Notoperationen, ein Verkehrsunfall.« Fahrig fuhr er sich durch die Haare, auch eine Geste, die ihr vertraut war. »Ich bin hundemüde.«

»Deine Kollegen hätten einspringen können,« rutschte es ihr nun doch beleidigt heraus. »Gerade an so einem Tag.«

Jonas trat vorsichtig näher. Dann tippte er sich an die Stirn. »O Gott, ist heute der Vierte? Unser Hochzeitstag.«

»Du bist nicht der erste Mann, der ihn vergisst.« Clea fand zu einem bemüht lockeren und fröhlichen Ton zurück, obwohl ihr Hals eng wurde. Auf keinen Fall wollte sie Streit. »Du siehst echt erschöpft aus. Setz dich doch. Was möchtest du trinken?«

Zwei Notoperationen, sein Arbeitsalltag war wirklich anstrengend. Dafür musste sie Verständnis haben. Sie würde ihn einfach aufmuntern. Das war ihr bereits oft gelungen.

Und danach wollte sie das Thema behutsam auf ihren Wunsch lenken. Sie hoffte so sehr, dass es auch seiner wäre.

Ein Baby. Es wurde Zeit, eine Familie zu gründen.

Er ließ sich auf den Stuhl plumpsen, lehnte sich zurück, räusperte sich. »Es tut mir leid, ich habe bereits gegessen.«

Was? Der Kloß im Hals wurde größer. »Aber?« Ihr Blick wanderte vom sorgfältig gedeckten Tisch zur Küche, wo das mühevoll zubereitete Essen schon lange über der Zeit im Backrohr war.

»Es stört mich nicht, wenn du isst.« Er stand au