: Frank Lauenroth
: Despektion: Roman
: Empire-Verlag
: 9783752135749
: 1
: CHF 4.00
:
: Science Fiction
: German
: 300
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Trev r Man ist weit davon entfernt, ein Held zu sein. Er liebt Filme, Whiskey, Frauen. In der Reihenfolge. Ein einfaches, sorgenfreies Leben - wenn sein Asthma nicht wäre. Jede Anstrengung könnte seinen Tod bedeuten. Als seine Mutter stirbt, muss er sein Leben neu ordnen. Nicht weil er es will, sondern weil er mit der unverhofft hohen Erbschaft endlich seine Krankheit zu besiegen hofft.
Eine experimentelle Behandlungsmethode verspricht Erfolg: Ein künstliches geckoähnliches Wesen wird fortan mit ihm in Symbiose leben, auf seiner Haut, unter seinen Shirts. Der Biss des Wesens injiziert ihm die Medizin, im Gegenzug ernährt sich das Wesen von seinem Blut.
Fast hätte er die Erbschaftsklausel vergessen, dem ,Simon-Club' beitreten zu müssen. Doch je tiefer er in die Spiele des Clubs involviert wird, desto deutlicher werden auch die Schatten seiner Vergangenheit und der Triebfeder hinter allem: Despektion!

Frank Lauenroth wurde 1963 in Aschersleben (Sachsen-Anhalt) geboren. Nach dem Gewinn des Romanwettbewerbs 'Deutschland schreibt' im Jahre 2005 widmete er sich vorrangig Thrillern und SF-Kurzgeschichten. Letztere wurden zwischen 2013 und 2018 viermal für den Deutschen Science-Fiction-Preis und einmal für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert.

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Leuchtend hell hängt der Vollmond über New York City. Ein seltenes Schauspiel, denn normalerweise verhüllt der Smog den klaren Himmel. Doch an einem kalten Winterabend wie diesem geschieht hin und wieder ein kleines Wunder, und der Blick vom Grund der Fifth Avenue hinauf zu den Sternen ist unverschleiert. Trevor Man ist auf dem Weg nach oben. Allerdings nur zur Aussichtsplattform des Empire State Building. Und selbst das nicht aus eigenem Antrieb. Er fühlt sich nicht wohl in seiner Haut. Aber wie heißt es so schön? Versprochen ist versprochen. Und immerhin war es der letzte Wunsch seiner Mutter. Als sie vor fünf Tagen starb, da hatte er an ihrem Bett gestanden, hatte ihre Hand gehalten und sah sie ins Jenseits gleiten. Zwei Jahre hatte er sie davor nicht gesehen. Als sie sich damals trennten, geschah es im Zorn.

Für einen Moment denkt Trevor zurück und ihm ist heute wie damals unverständlich, warum seine Mutter aus ihm unbedingt ein Vorbild für die Gesellschaft machen wollte. Im Leben hatte sie sich klare, für ihn kaum nachvollziehbare Grundsätze auferlegt. Sie führte ihm gegenüber ein hartes Regiment und stellte Regeln auf, an die andere Eltern nicht einmal gedacht hätten. So nötigte sie ihn, sich täglich zwei Mal komplett zu waschen. Morgens, damit ihn die ‚Gesellschaft’ gut riechen konnte, und abends, damit die Bettwäsche nicht ständig gewechselt werden musste. Kaum einer von Trevors Freunden konnte Ähnliches berichten. Und das war nur ein Beispiel. Ihre Ansichten wurden nach dem Tod seines Vaters nur noch schlimmer, geradezu unerträglich. Sein Beruf war nicht gut genug, sein Lebensstil nicht, seine Freundinnen … Sein Job als Journalist hatte in ihren Augen kaum etwas Edles, Gewinnendes. Sein Loft erschien ihr protzig, und zu guter Letzt hatte sie sich für ihren Sohn eine ‚stete’ Partnerin gewünscht.

Obwohl seine Mutter und er in Brooklyn wohnten, waren sie sich die besagten zwei Jahre aus dem Weg gegangen, und das Treffen an ihrem Krankenhausbett wurde ein trauriges Wiedersehen. Sie saßen sich eine lange Weile stumm gegenüber, ehe er sich vorsichtig nach ihrem Zustand erkundigte. Als sie von der Möglichkeit eines nahen Todes sprach, hatte Trevor sie belächelt ‒ selbst als sie ihm den Schlüssel zu ihrer Wohnung gab. Sie nahm ihm das Versprechen ab, dass er ihre Asche vom höchsten Punkt der Stadt aus verstreuen würde. Sie, die doch immer so betont rechtschaffen war, erlegte ihm bewusst auf, etwas Verbotenes zu tun!

Trevor steigt um in den Fahrstuhl zur Aussichtsplattform. Sein Atem geht schneller. Bis er das 101. Stockwerk erreichen wird, sind es nur noch Sekunden. Dann wird er