: Susanne Popp
: Die Teehändlerin Die Spiegel-Bestseller-Serie zum Eintauchen und Wegschmökern
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104913407
: Die Ronnefeldt-Saga
: 1
: CHF 10.00
:
: Historische Romane und Erzählungen
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Die große Welt des Tees, die bewegende Geschichte einer Frau, die ihren Weg geht und das Schicksal einer Kaufmannsfamilie - eine bewegende Saga von Bestseller-Autorin Susanne Popp Frankfurt 1838: Als Kaufmannstochter und Ehefrau des Teehändlers Tobias Ronnefeldt genießt Friederike es sehr, ab und an hinter der Theke ihres Geschäfts zu stehen - sie liebt den blumigen, leicht erdigen Duft der dunklen Teeblätter. Doch tiefere Einblicke in den Handel bleiben ihr verwehrt. Das ändert sich, als Tobias 1838 zu einer monatelangen Reise nach China, dem Land des Tees, aufbricht. Ausgerechnet jetzt, wo sie schwanger ist. Bald merkt sie, dass sie dem neuen Prokuristen, den Tobias eingestellt hat, nicht trauen kann. Das ganze Unternehmen ist in Gefahr. So bleibt Friederike nichts anderes übrig, als die Geschicke des Hauses selbst in die Hand zu nehmen. Um diese Herausforderung zu bestehen, muss sie neue Kräfte entwickeln - und den Mut, sich zu behaupten. »Eine sinnliche Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Toll recherchiert und liebevoll erzählt. Zum Eintauchen und Wegschmökern.« Miriam Georg Die Ronnefeldt-Saga von Susanne Popp Band 1: »Die Teehändlerin« Band 2: »Der Weg der Teehändlerin« Band 3: »Das Erbe der Teehändlerin«

Die Bestseller-Autorin Susanne Popp wurde in Speyer am Rhein geboren und ist im Südwesten Deutschlands mit Blick in die Rheinebene aufgewachsen. Der Rhein als Fluss der Mythen und Legenden, als Sehnsuchtsort der Romantik und als Transportweg von den Alpen bis zum Meer hat sie seit jeher fasziniert. In den Romanen rund um die Figur der Loreley finden sowohl überraschende historische Fakten als auch märchenhafte Elemente ihren Platz. Susanne Popp hat zuletzt mit »Die Teehändlerin«, eine Trilogie über das Familienunternehmen Ronnefeldt, zahlreiche Leserinnen begeistert. Sie lebt heute mit ihrem Mann am Zürichsee in der Schweiz.

Sie sind wohl nicht von hier


Mainz, ebenfalls am16. April1838

Julius schlug den Kragen seines Gehrocks hoch. Obwohl tagsüber die Sonne geschienen hatte und es schon recht warm gewesen war, wurde es abends immer noch empfindlich kalt. Bedauernd dachte er an Marseille zurück. Dort begann der Sommer wesentlich früher. Doch diese schöne Zeit war erst einmal vorbei, seine Ersparnisse waren beinahe aufgebraucht. Es würde nur noch wenige Wochen dauern, bis er endgültig pleite war. Er musste dringend eine neue Möglichkeit finden, seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Er lief am Dom vorbei in Richtung Leichhof und bog auf der Suche nach einem Wirtshaus, in dem er ein oder auch zwei Gläser Wein trinken konnte, in die Augustinergasse ein. Der Gasthof in der Nähe des Holzturms, in dem er für die Nacht untergekommen war, hatte ihn enttäuscht. Der Eintopf war fade gewesen, und das Brot hatte schimmlig geschmeckt. Dunkel und verrußt, wie die Gaststube war, hatte er zudem nicht einmal sehen können, was er aß. Also wollte er den Abend wenigstens mit einem ordentlichen Riesling beschließen.

Vor einer Wirtsstube mit dem NamenLe Coq au Vin blieb er stehen. Er war seit zwanzig Jahren nicht mehr in Mainz gewesen und nicht wenig überrascht, wie viel sich aus der Franzosenzeit gehalten hatte. Das Französische hatte die Sprache und die Gewohnheiten durchdrungen, und man hatte es offenbar nicht eilig, es wieder loszuwerden. Ihm sollte es recht sein. Nach den langen Jahren, die er in Frankreich verbracht hatte, fühlte er sich ohnehin als halber Franzose. Die Entscheidung, nach Deutschland zurückzukehren, war ihm nicht leichtgefallen. Trotzdem war seine Erleichterung groß gewesen, als er vor nicht einmal achtundvierzig Stunden die Grenze ohne Probleme überquert hatte. Und wie die Dinge standen, würde er wohl bis auf weiteres hierbleiben.

Zwei Gestalten näherten sich, die mit gedämpften Stimmen miteinander sprachen. Der Silhouette ihrer Kopfbedeckungen nach zu schließen, waren es Polizisten. Julius hatte keine Lust, ihnen zu begegnen, öffnete die Tür zur Wirtsstube und trat ein. Schwüle Wärme, Pfeifenqualm und der Lärm vieler Menschen schlugen ihm entgegen. Laternen und Kerzen an den Wänden und auf den Tischen verbreiteten ein schummriges Licht. Julius’ Augen brauchten einen Moment, bis sie sich an die schwache Beleuchtung gewöhnt hatten. Nach der Leere, die draußen geherrscht hatte, erschien ihm das Lokal übervoll. Bestimmt ein Drittel der Anwesenden waren Soldaten, aber auch ein paar wenige Frauen befanden sich unter den Gästen, und ein rotwangiges hübsches Schankmädchen bahnte sich soeben den Weg zu einem der Tische. Die Stimmung war ausgelassen, einen freien Sitzplatz sah er nicht. Er bestellte beim Wirt einen Schoppen, blieb am Schanktisch stehen und ließ seinen Blick durch den Raum wandern.

Ein Mann fiel ihm auf, der zwar inmitten einer lärmenden Gruppe saß, jedoch nicht dazuzugehören schien. Er war ein wenig jünger als er selbst, vielleicht Mitte oder Ende dreißig, hatte rötliche kurze Locken, einen Backenbart und eine Weste mit Uhrkette, was auf einen Sekretär oder Kaufmann schließen ließ. Seinen Rock hatte er über die Stuhllehne gehängt. Der Mann bemerkte seinen Blick und nickte ihm freundlich zu, und als einige Minuten später der Platz neben ihm frei wurde, setzte Julius sich zu ihm.

»Gestatten, Julius Mertens mein Name«, stellte er sich vor und hob sein Glas zur Begrüßung.

»Wilhelm Weinschenk«, sagte der Mann und hob ebenfalls sein Glas. »Ich hab Sie reinkommen sehen. Sie sind wohl nicht von hier?«

»Wie man’s nimmt. Aus der Gegend, aber ich war lange im Ausland.«

Weinschenk rieb sich das Kinn und studierte das Aussehen seines Gegenübers, als betrachtete er ein wissenschaftliches Exponat. »Mal sehen. Natürlich, ich hab’s. Sie kommen aus Wiesbaden!«

»Knapp daneben. Frankfurt.«

»Ha! Hab ich doch gleich gewusst, dass Sie kein Mainzer sind!«

»Und was ist mit Ihnen?«

»Ja, hört man das denn nicht?«, erwiderte Weinschenk. »I