: Alexander Lohmann
: Cotton Reloaded - 19 Unter Verdacht
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783838752297
: Cotton Reloaded
: 1
: CHF 2.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Digitale Romanserie. Folge 19. Vor einem Imbisslokal in der First Avenue explodiert eine Autobombe - der Fahrer ist Edward Archer. Jeremiah Cotton, Special Agent des geheim operierenden G-Teams, kennt Edward Archer. Erst vor kurzem trat der Enthüllungsjournalist an ihn heran. Er hatte von korrupten Regierungsbehörden und geheimen Agenten erfahren, die gewissenlos Menschen ermorden. Schon damals fürchtete Cotton um die Anonymität des G-Teams. Woher hatte Archer diese prekären Informationen? Und wie skrupellos sind die Agents des G-Teams wirklich? Gemeinsam mit seiner Kollegin Philippa Decker entdeckt er erste Indizien, die vermuten lassen, dass die NSA in den Fall verwickelt ist. Doch je weiter die Ermittlungen voranschreiten, desto heikler wird die Situation. Denn die Beweise führen alle nur zu einer Person - Jeremiah Cotton. COTTON RELOADED ist das Remake der erfolgreichen Kultserie und erscheint monatlich in abgeschlossenen Folgen als E-Book und Audio-Download. Nächste Folge: 'Eiskalter Tod' von Kerstin Hamann.

2


Sechs Tage zuvor

»Hummus Heaven«– der Name des Imbisslokals stand in goldenen Letternüber dem Eingang. Jetzt waren die Buchstaben geschwärzt, die großen Fenster darunter von der Explosion eingedrückt, und die roten Markisen hingen in Fetzen herab. Das ausgebrannte Autowrack vor dem kleinen Restaurant sah kaum besser aus. Teile des Fahrzeugs lagen noch in hundert Schritt Entfernung auf der First Avenue verstreut.

Es war bereits dunkel– so dunkel, wie es in New Yorküberhaupt werden konnte. Aber es war die Stadt, die niemals schlief. Vor allem dann nicht, wenn gerade ein Auto auf der Straße explodiert war und sämtlichen Anwohnern die Splitter um die Ohren geflogen waren.

Schaulustige drängten gegen die Absperrungen. Nachbarn standen an den Fenstern oder saßen auf den Feuertreppen gleichüber dem Tatort, von wo sie den besten Ausblick hatten. Ein Forensiker im weißen Schutzanzug bewegte sich um den zerstörten Wagen herum und nahm mit einem obszön großen Objektiv Tatortfotos auf.

Joe Brandenburg, Detective des New York Police Department, bahnte sich einen Weg durch das Getümmel, an den Beamten der Spurensicherung vorbei undüber die knirschenden Glasscherben ins Lokal hinein. Er schüttelte den Kopf.»Was für’ne Sauerei!«

Draußen auf dem Bürgersteig hatte er ein paar dunkle Flecken gesehen. Er fragte sich, ob es das Blut von dem Typen gewesen war, der in dem Wagen gesessen hatte. Der Mann saß jetzt längst bei den Engeln. Mehrere Passanten und Gäste des Restaurants waren verletzt worden. Am schlimmsten hatte es das Mädchen erwischt, das gleich hinter dem großen Schaufenster an der Theke bedient hatte. Der Besitzer des Ladens war in der rückwärtig gelegenen Küche unverletzt geblieben. Er war der erste Zeuge, den Brandenburg befragen wollte.

Mit einem Blicküber die Schulter vergewisserte er sich, dass Jacques noch bei ihm war, sein neuer Partner– ein nichtssagendes Jüngelchen haitianischer Abstammung, bei dem Brandenburg sich nicht mal merken konnte, ob er ihn nun mit dem Vor- oder Nachnamen ansprach. Der Bursche stakste durch das verwüstete Bistro wie ein Storch im Salat und bemühte sich anscheinend, keinen einzigen Glassplitter zu verschieben.

Brandenburg schnaubte.»Hummus?«, fragte er.»Was ist das eigentlich für’n Zeug?«

»Eine arabische Spezialität aus Kichererbsen, wenn ich mich recht erinnere«, sagte Jacques.

Brandenburg verzog das Gesicht. Araber. War ja klar. Er beschloss, dem Wirt besonders gründlich auf den Zahn zu fühlen.

Sie fanden den Besitzer des»Hummus Heaven« immer noch im hinteren Teil des Restaurants, zusammen mit den Forensikern, die sich dort umsahen. Rami Zaber war ein kleiner Bursche mit mediterranem Teint und nach hinten gegeltem schwarzem Haar. Brandenburg nahm ihn zur Seite.

»Also, erzählen Sie mal. Was ist hier passiert?«

»Ich weiß es nicht!« Zabers Blick glitt durch sein verwüstetes Lokal. Seine Augen waren weit aufgerissen.»Ich war im Nebenraum. Ich habe nur den Knall gehört, und als ich hier reinkam…«

Er konnte nicht weitersprechen.

Brandenburg fühlte eine Berührung am Arm. Es war Jacques. Bei Gott, der Typ zupfte ihn tatsächlich amÄrmel! Jacques war ihm erst seit sechsunddreißig Stunden als Partner zugeteilt, aber er ging Brandenburg jetzt schon gehörig auf die Nerven.

»Was ist?«, schnappte er.

Jacques beugte sich zu ihm hin.»Der Mann steht unter Schock«, flüsterte er ihm ins Ohr.»Wir sollten lieber…«

»Quatsch«, beschied ihm Brandenburg.»Der wird uns schon nicht umkippen. Bestimmt hilft er uns gern, damit wir rauskriegen, wer ihm seinen Schuppen verwüstet hat, was?«

Rami Zaber schüttelte den Kopf.»Das Restaurant ist nicht so wichtig.« Er flüsterte.»Ich meine, es ist schrecklich! Aber was mit Alia passiert ist… Das ist viel schlimmer. Ich hoffe, es wird alles wieder gut.«

Brandenburg runzelte die Stirn. Dann fiel es ihm ein: Alia Amsari war die Angestellte, die das meiste abbekommen hatte.

»Als ich nach vorne kam, habe ich erst einmal gar nichts gesehen«, fuhr Zaber fort.»Überall war Qualm. Ich dachte, es brennt. Ich bin zum Ausgang gestolpert, und dann habe ich sie gefunden. Alia war voller Blut. Ich wollte sie rausbringen…«

Brandenburg fiel ihm ins Wort.»Ja, ja, klar.« Er hatte selbst noch einen Blick auf das Mädchen erhascht, als die Sanis sie abtransportiert hatten. Alia hatte ausgesehen, als hätte sie die Scherben mit dem Körper aufgefangen, wie die geistesgestörte Assistentin eines Messerwerfers.

»Ich weiß, was mit Ihrer Angestellten passiert ist. Wer hat ihr das angetan? Haben Sie jemand Verdächtigen gesehen? Haben Sie Drohungen erhalten?«

Zaber schüttelte heftig den Kopf.»Nein. Da war nichts. Wir sind ein kleines Restaurant. Sind Sie sicher, dass das ein Verbrechen war? Vielleicht ein Unfall, eine Gasexplosion?«

Brandenburg lachte.»Nee. Der Bursche in dem Wagen da draußen hat eine Bombe vor Ihr Restaurant gefahren. Es sei denn, er hatte den miesesten selbst gebastelten Gasantrieb in seiner Karre, den New York je gesehen hat.«

»Eine Bombe.« Zaber blickte Brandenburg fassungslos an.»Das kann ich nicht glauben. Er kam regelmäßig her. Und er sah nicht so aus, als hätte er etwas mit Bomben…«

»Augenblick!« Brandenburg hob die Hand.»Sie wissen, wer in dem Auto saß? Ich dachte, Sie wären erst nach vorn gekommen, als der Wagen längst hochgegangen war?«

»Bin ich auch«, bestätigte Zaber.»Aber ich habe das Auto später gesehen. Als ich bei Alia am Rettungswagen stand.«

Zaber berichtete, wie er das Nummernschild erkannt hatte, das noch lesbar an dem ausgebrannten Wrack