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Wir nennen sie die Bunnys, weil sie einander selbst so nennen. Allen Ernstes. Bunny.
Hier ein Beispiel:
Hi, Bunny!
Hi, Bunny!
Was hast du gestern Abend getrieben, Bunny?
Na, mit dir abgehangen, Bunny. Weißt du nicht mehr?
Stimmt genau, Bunny, mit mir abgehangen. Die beste Zeit meines Lebens.
Hab dich lieb, Bunny.
Ich hab dichlieb, Bunny.
Und dann umarmen sie einander so fest, dass es aussieht, als würden ihre Brustkörbe gleich implodieren. Insgeheim hoffte ich sogar darauf, wann immer ich am anderen Ende des Hörsaals / des Institutsfoyers / der Aula saß / stand / lehnte und Zeuge wurde, wie sich vier erwachsene Frauen – meine akademischen Mitstreiterinnen – zur Begrüßung girrend gegenseitig zerquetschten; oder zum Abschied; odereinfach nur, weil du so toll bist, Bunny. Wie sie sich leidenschaftlich in der rosig-bleichen Haut der jeweils anderen festkrallten und zu einem engen, überhitzten Zirkel verschmolzen, der vor brustberstender Liebe und Verständnis dermaßen überquoll, dass es mir schier den Atem raubte.
Wie sie die Stupsnäschen und Pfirsichflaumbäckchen aneinander rieben, die Schläfen so dicht an dicht, dass ich an die Schamlippenreibung vögelnder Bonoboweibchen oder die telepathische Kommunikation jener bildhübschen, mordlustigen Kinder aus Horrorfilmen denken musste. Dabei schlossen sie die acht Augen immer so fest, als würde diese Gruppenstrangulation eine Art religiöse Glückseligkeit auslösen. Und aus allen vier schimmernden Mündern drangen die Quietschlaute einer monströsen Liebe, von denen mir das ganze Gesicht brannte.
Hab dich lieb, Bunny.
Das gesamte letzte Jahr betete ich im Stillen dafür, dass die nächste Umarmung endlich in der ersehnten Implosion gipfelt, dass sie einander so fest in die Arme schließen, bis die Fleischmasse wie gehaltloser Zuckerguss aus den Ärmeln, Ausschnitten und Rocksäumen ihrer A-Linien-Kleider quillt. Dass sich ihreGame of Thrones-Frisuren ineinander verheddern und sie von den übertriebenen Zöpfen, die sie einander pausenlos an die herzförmigen Köpfchen flechten, erdrosselt werden. Dass sie an ihrem faden Grasparfüm ersticken.
Aber das passierte nie. Kein einziges Mal.
Aus jeder dieser Umarmungen lösten sie sich völlig unverletzt, trotz des bösen, vor Gift triefenden Blicks, den ich ihnen jedes Mal wie ein Comicbösewicht zuwarf. Sie lächelten einander nur weiter an, hielten Händchen, und ihre Haut leuchtete vor Liebe und Zugehörigkeitsgefühl, als hätten sie sich gerade im klarsten aller Gebirgsbäche erfrischt.
Hab dich lieb, Bunny.
Völlig immun gegen die Verachtung ihrer Kommilitonin. Gegen meine: die von Samantha Heather Mackey. Die kein Bunny ist. Und die nie eines sein wird.
In der hintersten Ecke des grünen Rasens unter dem Zelthimmel, wo ich an einer weißen, mit wallendem Tüll geschmückten dorischen Säule lehne, schenke ich Ava und mir noch einen Schluck Gratissekt nach. September. Warren University. Die alljährlicheWelcome-Back-Soiree des Instituts für Erzählende Künste – weil diese Uni zu sehr Ivy League und New England ist, um eine Party beim Namen zu nennen. Man beachte die mit Tigerlilien verzierten Tafelaufsätze; die von Lichterketten erleuchteten weißen Gazebahnen, die wie Gespenster überall durch den Raum schweben; die Zinntabletts voller Lachsröllchen und Entenleber-Crostini, verziert mit winzigen Zuckerorchideen; die weißen Gäste, die ganz in Schwarz gekleidet über Stipendien diskutieren, die ihnen für die Übersetzung irgendwelcher französischer Dichter gewährt wurden, die sowieso kein Schwein liest; das prunkvolle Zelt, unter dem sich die Übergebildeten tummeln, die in jeder Kunst außer der der Konversation bewandert sind, in selig lächelnder Unwissenheit darüber, dass sie sich eigentlich gerade im Schlund der Hölle befinden – oder, wie Ava und ich es zu nennen pflegen, in der Höhle Cthulhus. Cthulhu ist ein riesiges Tentakelmonster aus der Feder eines Horrorschriftstellers, der dem Wahnsinn verfallen und hier in der Gegend gestorben ist. Und das passt, denn wenn man durch die Straßen jenseits der Warren-Bubble streift, spürt man, d