Fabian Prinz von Rostow schlug den Kragen seines eleganten Mantels hoch, als er auf das hohe, geschnitzte Portal von Schloss Wildberg zueilte. Es nieselte, und die Dunkelheit war an diesem trüben Abend sehr früh hereingebrochen.
Der Prinz wurde in der Halle von Butler Wilhelm erwartet.
»Guten Abend Durchlaucht, darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?«
Fabian von Rostow legte die beiden Blumensträuße auf einen kleinen Tisch und schlüpfte aus dem Mantel. Obwohl er wusste, dass es nur ein Abendessen im kleinen Kreis war, trug er einen mitternachtsblauen Smoking und ein silbergraues Seidenhemd mit gleichfarbiger Weste.
»Bin ich der Letzte?«, fragte er den Butler, der die Blumen aus dem Papier wickelte und dann wieder auf den Tisch legte.
»Das Grafenpaar von Klamm ist bereits anwesend, Durchlaucht«, gab der Butler bereitwillig Auskunft. »Baron von Schützen und Komtess von Link sind noch nicht eingetroffen.«
Der Prinz griff nach den Blumen und nickte dem Butler zu.
»Danke Wilhelm, ich kenne ja den Weg.«
Fabian von Rostow war häufig Gast in Schloss Wildberg, das dem Fürsten von Kehlbach gehörte. Er lächelte, als er an den Grund dieser häufigen Einladungen dachte.
Fürstin Nora und Fürst Guntram von Kehlbach hätten es gern gesehen, wenn der attraktive, nunmehr fast dreißig Jahre alte Prinz um die Hand ihrer Tochter Melina angehalten hätte. Fabian selbst wünschte sich nichts sehnlicher, denn er hatte sich auf Anhieb in die zierliche, äußerst hübsche Prinzessin verliebt. Doch Melina von Kehlbach machte keine Anstalten, ihn zu erhören.
Der Prinz unterdrückte ein Seufzen, als er nach einem kurzen Klopfen in den kleinen Salon des Schlosses trat.
»Fabian, wie schön, dass Sie gekommen sind!« Fürstin Nora streckte ihm beide Hände entgegen und nahm einen der Blumensträuße in Empfang. »Herrlich, ich liebe Nelken über alles.«
Prinzessin Melina fand das Gehabe ihrer Mutter reichlich übertrieben. Sie ging auf Fabian zu und nahm ihm kurzerhand den Rosenstrauß aus der Hand.
»Nett, dass du gekommen bist«, begrüßte sie den Prinzen in ihrer unkonventionellen Art und steckte die Nase in die duftende Blütenpracht. »Sie sind wunderschön, danke.«
Der Prinz bedachte sie mit einem bewundernden Blick. Wie schön Melina doch war!
Das schlichte, mittelblaue Abendkleid betonte die Farbe ihrer Augen, und diese Augen strahlten in einem fast unwirklichen Blau. Das blonde, üppige Haar trug sie am Hinterkopf locker zusammengerafft, und diese F