: Fiona Kawazoe
: Kirschblütenliebe
: dp Verlag
: 9783960878469
: 2
: CHF 4.90
:
: Erzählende Literatur
: German

Geplatzte Träume und gebrochene Herzen ... Zeit für einen Neuanfang!
Ein Roman über Liebe, Loslassen und echte Freundschaft

Vaness hat ihr ganzes bisheriges Leben ihren Geschwistern gewidmet, die sie alleine großziehen musste. Als die beiden zum Studium in eine andere Stadt umziehen, wird ihr zum ersten Mal bewusst, was sie alles aufgegeben hat. Damit soll nun Schluss sein: Ein Tapetenwechsel muss her! Kurz darauf sitzt Vanessa mit der Aussicht auf eine tolle Au-Pair-Stelle im Flieger nach Tokyo. Doch auch die neue Stadt und die fremde Umgebung scheinen nicht das bereit zu halten, was sie sich erträumt hat. Noch dazu hat die Halbjapanerin Saki Vanessa für ihren interkulturellen Hilfsdienst eingespannt - allerdings lässt Sakis bester Freund Vanessas einsames Herz eindeutig höher schlagen ...

Erste Leserstimmen
'Erfri chend realistisch kommt die Geschichte ganz ohne Klischees aus - endlich mal!'
'Vanessa hat es nicht leicht und das macht sie unglaublich greifbar und glaubhaft'
'die Autorin hat einen tollen Schreibstil, der mich durch die Seiten getragen hat'
'tolle Kulisse, die mich nach Japan entführte und in mir den Wunsch weckte, dieses Land endlich selbst zu entdecken'
'unglaub ich packend, daher eine klare Leseempfehlung von mir'



Fiona Kawazoe, geboren 1987 bei Frankfurt am Main, studierte vorerst Englisch mit dem Ziel, Übersetzerin zu werden. Nach Abschluss des Studiums zog sie nach Tokyo, wo sie als Sprachlehrerin arbeitete und ihren japanischen Mann kennenlernte. Mittlerweile wohnt sie mit ihrer Familie in Amsterdam, arbeitet als Übersetzerin, studiert nebenbei Psychologie und schreibt Romane.

Kapitel 1


Kühler Wind blies mir ins verschwitzte Gesicht, als ich mich endlich die Treppen der U-Bahn-Station hochgekämpft hatte. Ich ließ die gefühlten fünfzig Kilo Gepäck in Form zweier Reisetaschen und eines Koffers mit einem Poltern auf den Gehweg fallen. Zu meiner Rechten brausten Autos auf einer Straße entlang, die so viele Spuren hatte, dass sie mühelos als Autobahn hätte durchgehen können. Gläserne Bürogebäude und graue Betonklötze reihten sich aneinander, hin und wieder half eine einzelne Leuchtreklame den Straßenlaternen dabei, die abendliche Dunkelheit zu erhellen. Menschen hasteten an mir vorbei, die Männer in dunklen Anzügen mit weißen Hemden und Krawatten, die Frauen in eleganten Kostümen und auf Pumps, die ihre schlanken Beine betonten. Ein paar Schritte von mir entfernt standen zwei junge Frauen, je eine zu jeder Seite des Bürgersteiges, und drückten den Passanten kleine Taschentuch-Packungen in die Hand, auf deren Rückseite ein pinkfarbener Werbeflyer prangte.

Das also war Tokyo?

Sollte es hier nicht ... na ja, irgendwie anders sein? Wo waren die Menschen, die als Animefiguren verkleidet durch die Gegend liefen? Wo die nicht enden wollenden Leuchtreklamen, die so grell strahlten, dass man nicht mehr wusste, ob Nacht oder Tag war? Wo die Wolkenkratzer, die diese Bezeichnung wirklich verdienten? Und wo zur Hölle musste ich hin?

Tokyo, Minato-ku, Minami-Aoyama, 4-9-14. So lautete die Adresse. Die freundliche Frau am Flughafen-Infoschalter hatte mir erklärt, was das bedeutete: In der Stadt Tokyo, im Bezirk Minato, im Klein-Bezirk Minami-Aoyama, in diesem wiederum im Bezirk 4, Häuserblock 9, Hausnummer 14. Leider hatte sie mich auch gewarnt, dass Hausnummern nicht der Reihenfolge nach, sondern dem Baujahr nach verteilt wurden.

Und jetzt? Die Dame am Flughafen hatte auch irgendetwas von einem Umgebungsplan gesagt, der an jeder U-Bahnstation aushing und anhand dessen ich die von mir gesuchte Adresse finden könnte - oder zumindest bis hin zum Häuserblock, den ich dann noch nach der Hausnummer ablaufen müsste. So weit, so gut, nur: Wo fand ich diesen ominösen Umgebungsplan? Ich hatte nichts dergleichen gesehen, weder unten an der Station, noch hier oben! Oder ... Mir kam ein schrecklicher Gedanke. Konnte ich den Plan unten übersehen haben? Es gab da so viele Abzweigungen, so viele Ausgänge, die hatte ich zugegebenermaßen nicht alle abgelaufen. Musste ich etwa nochmal da runter, gefühlte eintausend Stufen mit meinem Gepäck? Meine Schulter fühlte sich bereits an, als hätte die schwere Reisetasche sie auf dem Weg vom Flughafen hierher ausgekugelt und meine Arme zitterten. Außerdem war ich viel zu spät dran! Sie hatten bereits vor zwei Stunden mit mir gerechnet. Was, wenn ich Ayumis Adresse überhaupt nicht fand? Vielleicht dachten sie auch, ich käme gar nicht mehr, hätte meinen Flug verpasst oder überhaupt nicht erst angetreten. Panik schnürte mir die Kehle zu.

Wie war ich nur in diese Situation geraten? Noch vor zwei Tagen war alles seinen normalen Gang gelaufen ... nun ja, normal war vielleicht das falsche Wort, aber immerhin hatte nichts darauf hingedeutet, dass ich achtundvierzig Stunden später mit meinem halben Haushalt im Gepäck auf einer Straße in Tokyo stehen würde, ohne funktionierendes Handy, ohne Stadtplan, ohne eine Ahnung, wie es weitergehen sollte.

Das alles war ein Fehler gewesen. Wie hatte ich glauben können, ich könnte das alles schaffen? Ich gehörte nicht hierher, ich gehörte in mein Bett. Doch dieses befand sich nun elf Flugstunden entfernt, sozusagen am anderen Ende der Welt. Ich war in Tokyo. Und wie es dazu gekommen war, wusste ich selbst nicht genau.

Ich war nahe daran, mich neben meinem Gepäck auf den Gehweg zu werfen und in Tränen auszubrechen. Aber genau diese Art von Verhalten hatte mich ja erst in diese Lage gebracht. Wenn es einen guten Zeitpunkt gab, sich zusammenzureißen, dann jetzt. Ich atmete tief ein und wied