: Torben Stamm
: Tanz in der Zeit
: tolino media
: 9783739488547
: 1
: CHF 4.00
:
: Fantasy
: German
: 249
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der dritte Teil der erfolgreichen Urban Fantasy-Reihe aus Köln: Während sich Armin Kern auf der Suche nach der Trägerin des Manifestes befindet, wird ein Mann erschlagen und sein Leichnam brutal verstümmelt. Europa ahnt, dass dieses Verbrechen nur einer verübt haben kann, denn er kennt die düsteren Legenden, die die Familie des Opfers umgeben...

Torben Stamm schreibt in seiner Freizeit gerne Krimis, Thriller und Fantasy!

Ausbildung


Als Yusuf am nächsten Morgen im Keller der Universitätsbibliothek an eine ihm inzwischen vertraute Tür klopfte, war er deutlich nervöser als bei seinen anderen Besuchen. Das erste Mal würde es umseine magische Ausbildung gehen. Zwar war er wie Armin in die magische Welt eingeführt worden und er konnte sich noch gut daran erinnern, wie Sivertsen ihn damals zu Studienzwecken magisch vermöbelt hatte – aber Yusuf hatte immer das Gefühl gehabt, es ginge dabei nicht um ihn. Er war so etwas wie die emotionale Stütze für Armin, dessen Potential familienbedingt riesig war. Deswegen war Armin alleine zu Popov geschickt worden und man hatte die Dinge auf sich beruhen lassen – bis das Gemälde aufgetaucht war, das seinen Kopf gezeigt hatte. Seinen Kopf und den seiner…

„Herein“, rief eine fröhliche Stimme und Yusufs Laune trübte sich ein wenig: Die Stimme gehörte nicht Blance, den er sehr schätzte und der Yusuf ebenfalls eine gewisse Wertschätzung entgegenbrachte. Nein, es war die Stimme von Nehir, seiner Zwillingsschwester, der erfolgreichen Anwältin, die immer gerne provozierte.

Besonders ihren Bruder.

Ihren armen Bruder.

Sprich: Yusuf.

Und die von Silent ebenfalls entführt worden war. Zum Glück hatte der psychopathische Wächter bei ihr auf Foltermaßnahmen verzichtet. Trotzdem hatte Yusuf bisher ein dermaßen schlechtes Gewissen gehabt, dass er ihr nach Möglichkeit aus dem Weg gegangen war. Natürlich war ihm klar gewesen, dass er sie hier treffen würde, aber als er jetzt ihre Stimme hörte, empfand er mit einem Mal derart viele Gefühle, dass er einen Augenblick brauchte, ehe er in der Lage war, die Tür zu öffnen.

Leider gab Nehir ihm diese Zeit nicht. Als Yusuf noch auf die Tür starrte, wurde sie bereits aufgerissen und die raumfüllende Persönlichkeit seiner Schwester ergoss sich in den Flur: „Yusuf! Was stehst du hier rum? Bist doch sonst so ein Streber! Oder hast du Angst, weil Armin nicht dabei ist?“ Yusuf sah sie an und war irritiert. Nehir sprach wie Nehir, sie machte die gleiche Art von Witzen, wie sie es immer tat – aber es klang nicht echt, im Gegenteil. Es klang aufgesetzt, irgendwie bemüht. Er musterte sie, versuchte, in ihren Augen, in ihrer Miene etwas zu lesen. War da Traurigkeit? War da eine Art Trauma, das sie verbergen wollte?

Nehir riss die Augen auf und machte mit dem Kopf seltsame Bewegungen: „Yusuf?“, fragte sie und klang jetzt wie eine Schlangenbeschwörerin. „Bist du da drinnen