Logan
»Ich hab Mist gebaut.«
»Logan … was …?« Chloe klang verschlafen. Kein Wunder. Es war drei Uhr in der Nacht, und ich hatte meine beste Freundin gerade mit meinem Anruf aus dem Schlaf gerissen.
»Ich habe Mist gebaut«, wiederholte ich. »Großen Mist. Eigentlich hab ich so richtig Scheiße gebaut.« Meine Stimme war brüchig. So, wie ich mich fühlte. Alles brach gerade zusammen.
Ich hörte sie am anderen Ende gähnen. »Jetzt mal ganz langsam, Lo. Ich kann dir gerade nicht folgen. Kannst du etwas konkreter werden?«
»Ich habe –«
»Mist gebaut, ja. Das sagtest du bereits. Ist das ein großer Mist? Dauert’s länger? Sollte ich mir einen Kaffee machen?«
Nur zu gut konnte ich mir vorstellen, wie sie sich die Haare zurückstrich, so, als würde eine freie Stirn ihr beim Denken helfen. Obwohl ich verzweifelt war, musste ich grinsen.
Meine Hand schnellte nach oben, um ein Taxi anzuhalten. »Glaub mir, es ist ein verdammter Scheißhaufen. Machst du mir einen Kaffee mit?«
Wieder ein Gähnen. »Sicher. Bis gleich.«
Ich ließ mich auf die Rückbank des Taxis fallen und nannte dem Fahrer die Adresse von Chloes Appartement in Queens. Um diese Uhrzeit waren die Straßen zwar belebt, aber zumindest nicht verstopft, sodass der Wagen gute zwanzig Minuten später vor ihrer Wohnung hielt. Zwanzig Minuten Fahrt, die ich mit einem bleischweren Klumpen in meinem Magen zurücklegte. Mir war kotzübel.
Kaum hatte ich den Klingelknopf gedrückt, sprang die Eingangstür des mehrstöckigen Wohnhauses auf. Die Treppen ganz nach oben war ich schon unzählige Male hochgestiegen, aber noch nie hatte ich dabei das Gefühl gehabt, zu meiner eigenen Hinrichtung zu gehen. Chloe erwartete mich bereits an der Tür. In einem knallroten T-Shirt mit Popeye-Aufdruck, das ihr bis zu den Knien ging, und dicken, ebenfalls roten Socken. Der silbergraue Bob war verwuschelt, und natürlich trug sie kein Make-up, das die wenigen Sommersprossen auf ihrer Nase hätte verstecken können. Ich liebte diese kleinen Punkte, Chloe verabscheute sie.
Chloe reichte mir bis zur Nasenspitze – wenn sie Schuhe trug. Jetzt kitzelten ihre Haare mich am Kinn, als ich sie kurz umarmte und an mich drückte.
»Hey, Kleines. Du siehst sexy aus.«
»Du dagegen siehst aus, als hättest du die letzten Stunden unter der Kennedy Bridge verbracht«, entgegnete sie mit einem Stirnrunzeln und wischte über meine Wange. »Du hast da was. Ist das … Lippenstift?«
Unwillig verzog ich mein Gesicht, woraufhin sich ihr müder Ausdruck in Erstaunen verwandelte. »Na los, komm rein.« Sie drehte sich um und schlurfte über die dunklen Holzdielen den Flur entlang, bevor sie links in das mit Möbeln im Industrie-Look eingerichtete Wohnzimmer abbog. Sich selbst hatte sie bereits einen Kaffee eingeschenkt, für mich standen ein Becher, Milch und Zucker und eine Kanne auf dem niedr