: Eva Adam
: DAS LEBEN HATTE ICH MIR ANDERS VORGESTELLT - Das glückliche Drama einer Trennung Roman
: Luzifer Verlag
: 9783958357532
: 1
: CHF 4.00
:
: Comic, Cartoon, Humor, Satire
: German
: 240
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Lina lebt ein vermeintlich normales, glückliches Leben als verheiratete Mutter, bis ihr Mann sie eines Tages Hals über Kopf für eine jüngere Frau verlässt und mit Schulden sitzen lässt. Plötzlich ist sie gezwungen, ihr privilegiertes Leben aufzugeben, sich als alleinerziehende, berufstätige Mutter durchzukämpfen und in ihr Elternhaus zurückzukehren, wo der alte Konflikt mit ihrer gefühlskalten Mutter Hilde wieder aufflammt. Und auch ihr ungeliebter Beruf als Krankenschwester bringt einige Probleme mit sich. Immer tiefer fällt Lina in ein Loch aus Selbstzweifeln, Zorn auf ihren untreuen Ehemann, Existenzängsten und Einsamkeit. Wie kann ein Neuanfang nach einer persönlichen Katastrophe gelingen? Wer oder was muss sich ändern, um ein solches Tief wieder zu überwinden? Eine Geschichte über Tiefschläge, Veränderungen, neue Wege, Glück, den Tod und das Leben.

Eva Adam, geb. 1975, wuchs auf dem Land in Bodenmais im Bayerischen Wald auf. Ihre Kindheit als 'Wirtshauskind' war dabei wohl schon in gewisser Weise prägend­ für ihre späteren Dorf­geschichten. Nach beruflichen Stationen als Steuer­sekretärin und in der inter­nationalen Fünfsterne-Hotellerie ist sie heute wieder in ihrem Heimatort als Event-Managerin tätig. Dort lebt sie mit ihrer Familie und zwei Hunden.

Kapitel 2 – Das Ende 



Da sitze ich nun vor meinem wunderschön geschmückten Weihnachtsbaum und fühle mich leer. Bleierne Schwere liegt auf meinem gesamten Körper.

Atme ich eigentlich? Schlägt mein Herz noch? Das einzige Gefühl, das ich wahrnehme, ist eine eisige Kälte, die sich tief in mir ausbreitet. Kann man innerlich erfrieren? Ich zittere wie Espenlaub und kann meine Gliedmaßen kaum unter Kontrolle halten.

Morgen ist Heiligabend – das Fest der Liebe und der Familie. Was habe ich heute Morgen noch hektisch gegrübelt, ob ich alles Nötige eingekauft habe und ob ich genügend Geschenkpapier zu Hause habe.

Ich wollte unbedingt die Erste beim Metzger sein, um die frischesten Würste für den morgigen Abend mit meiner geliebten Familie zu ergattern. Kartoffelsalat wollte ich machen, wie die letzten Jahre auch, wenn meine Eltern, Chris, Ida und ich zusammen Weihnachten feiern. Ich habe die kleinen Rituale im Laufe der Zeit sehr liebgewonnen. Nach der Kinderandacht in der Dorfkirche, in der Ida auch die letzten zwei Jahre eine Rolle im Krippenspiel ergattern konnte, hätten wir es uns in unserem Haus gemütlich gemacht. Die Holzscheite im Schwedenofen hätten gebrannt, die Kerzen am Christbaum ihr wohliges Licht verteilt. Idas Augen haben immer geleuchtet, wenn sie die bunten Päckchen ausgepackt hat. Der selbstgemachte Eierlikör wäre mir wie immer in den Kopf gestiegen, genauso wie meinem Vater.

Kurz muss ich schmunzeln, so bizarr ist diese Situation im Vergleich zur jetzigen. Vor 14 Stunden waren mir noch Käsewürste und Schleifenband wichtig.

Christians Worte waren wie eine Explosion. Ich konnte nicht einmal in Deckung gehen, denn ich war nicht darauf vorbereitet. Wie schwere, scharfkantige Trümmer flogen mir die wenigen Sätze um die Ohren, die er sachlich und aus kurzer Distanz auf mich abgefeuert hatte.

Meine kleine, heile Welt ist innerhalb weniger Minuten völlig in sich zusammengebrochen. Unter diesem »Schutt« liegt nun mein Herz und weiß im Moment nicht, wie es wieder darunter hervorkommen soll. Ich habe das Gefühl, unter all den Bruchstücken meines eben zerstörten Lebens zu ersticken.

Habe ich es wirklich nicht bemerkt? Wollte ich nichts bemerken? Kann man das Offensichtliche verdrängen, nur um nicht hinsehen zu müssen?

»Lina, wahrscheinlich hast du es sowieso auch selber längst gemerkt. Mit uns, das ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war«, sagte Christian und machte sich gleichzeitig eine Flasche Bier auf, als wenn es das Normalste der Welt wäre sich von mir zu trennen.

Einfach so kamen die Worte über seine Lippen. Es war kein Zögern in seiner Stimme, keine Überwindung, kein Bedauern. Sachlich und trocken erklärte er mir das Ende unserer Ehe in wenigen Sätzen. Seine Tonlage hatte dieselbe, mit der er seinen Kunden früher offenbarte, dass sich der Beitrag zur Haftpflichtversicherung erhöhen würde.

»Deshalb ist es nur logisch, dass ich mich neu verliebt habe. Dieses Schauspiel der heilen Familie müssen wir jetzt für keinen mehr aufrechterhalten. Ich ziehe zu Jasmin. Lass uns Freunde bleiben«, sprach er emotionslos und blickte dabei auf das Etikett seiner Bierflasche.

Jasmin? Welche Jasmin? Als dieser Name in meine Ohren, und erst ein paar Sekunden später in mein Gehirn drang, war es, als ob jemand mit einer langen Nadel in meine Lungenflügel bohrte. Ich bekam keine Luft mehr. Panisch schnappte ich nach Sauerstoff und das Einzige,