: Robert Blake Whitehill
: DIE SNUFF-KILLER Thriller
: Luzifer Verlag
: 9783958356191
: 1
: CHF 4.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 440
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ex-Navy Seal Ben Blackshaw hat sich in die Abgeschiedenheit des Schiffswracks der American Mariner zurückgezogen, doch die Abenteuer der Vergangenheit holen ihn auch dort ein. Ein kleines Boot mit einer nackten, ohnmächtigen jungen Frau an Bord wird angetrieben. Blackshaw erfährt, dass sie einer gemeingefährlichen Gruppe von Soziopathen entkommen konnte, die für viel Geld Menschen entführen, foltern und hinrichten, und das Ganze auf einer Website zur Schau stellen. Blackshaw verfolgt die Spur des kleinen Bootes zurück ans Ufer der Chesapeake Bay, doch dort ermittelt bereits das FBI in einem Doppelmord und einem Entführungsfall, welche zweifellos die blutige Handschrift seines Erzfeindes Maynard Chalk tragen. Die Zeit arbeitet gegen ihn, denn Blackshaw ahnt, dass Chalks Auftauchen und das sadistische Treiben rund um die Entführungsopfer zusammenhängen ... (Neuauflage von / ersetzt: TAP RACK BANG)

Robert Blake Whitehill ist ein Einheimischer der Ostküste Marylands und ein preisgekrönter Drehbuchautor des Hamptons International Film Festivals und des Hudson Valley Film Festivals. Darüber hinaus ist er Gewinner des Alfred-P.-Sloan-Foundation-Pr ises für sein Filmdrehbuch U.X.O. (UNEXPLODED ORDNANCE). Er ist außerdem mitwirkender Autor für Chesapeake Bay Magazine und The Audiophile Voice.

Kapitel 2



Ben Blackshaw erwartete keinen Besuch. Als er steif von seinem Feldbett rollte, fiel seine Ausgabe von Aldo LeopoldsA Sand County Almanac als zerfledderte Ansammlung von Seiten zu Boden. Obwohl es noch dunkel war, stopfte er seine besockten Füße roboterhaft in die steifen, kalten Springerstiefel, die auf dem frostigen Stahl des Kabinenbodens warteten. Er wünschte, er hätte den kleinen Schmelzofen über Nacht angelassen. So viel zum warmen Mai. Es schien, als herrschten dem Kalender zum Trotz immer noch Aprilschauer vor. Er konnte das dumpfe Prasseln der Regentropfen hören, die auf das Deck über ihm peitschten.

Da war wieder dieses Geräusch. Es war also doch kein Traum gewesen. Das benommene Gefühl, zu früh geweckt worden zu sein, verging, aber der gedämpfte Gong hallte immer noch unter ihm, vermutlich nahe dem Laderaum 2, weit achtern vom Bug des alten Liberty-Frachters.

Ben schlüpfte in seine Feldjacke. Als er vorsichtig die verrosteten Leitern und Treppen in Richtung Laderaum hinabstieg, wusste er, dass dieAmerican Mariner nicht auf Grund gelaufen sein konnte. Sie war während der Johnson-Regierung absichtlich auf einer Sandbank in der Chesapeake Bay versenkt worden und hatte dem Patuxent River Marinestützpunkt als Zielübungsschiff gedient. Die Piloten von Pax River hatten in den frühen Siebzigern aufgehört, den Schiffsrumpf zu bombardieren. Nachdem dieAmerican Mariner weltweit den amerikanischen Streitkräften gedient hatte, vom Trainingsschiff bis zur Raketenvermessung, würde sie sich heute Nacht auch nicht mehr rühren.

Bens kleine Taschenlampe war mit einem roten Filter ausgestattet, um seine Nachtsicht nicht zu stören und zu verhindern, dass einzelne Lichtstrahlen durch ein ungünstiges Einschussloch drangen und dadurch einen aufmerksamen Bootsfahrer auf seine Fährte lockten. Sein Herz schlug schneller, als er seine langsame Pirsch nach unten fortsetzte. Er fragte sich, was zum Geier gegen seinen einsamen Unterschlupf irgendwo im Nirgendwo knallte. In den Monaten, seit er sich an Bord des verfallenen Wracks versteckte, war nur ein einziges Mal ein Baumstamm in den Laderaum getrieben worden, durch den Schlund auf Höhe der Wasserlinie, wo jahrzehntelang Eis mit Brackwasser und Rost zusammengearbeitet und den Rumpf von Backbord bis Steuerbord zerschnitten hatten. Zu der Zeit waren Wellenhöhe und Tidenhub ideal gewesen, um den halb versunkenen Stamm von mehreren Tonnen Gewicht direkt in den Laderaum zu rollen. Es war gefährlich gewesen, den Stamm im Kampf gegen Wind und Wellen zu befreien, da der Baum ihn jederzeit gegen die gezackte, klaffende Wunde im Schiffsrumpf hätte quetschen und damit zweiteilen können. Das Treibgut im gähnenden Frachtraum herumpoltern zu lassen, stand aber außer Frage. Die dröhnenden Einschläge waren nicht auszuhalten gewesen. Wie das Brüllen eines ewigen Sturms hatten sie seinen Verstand gefährdet.

Hatte sich Bens eigenes Schlauchboot aus seinem Versteck hinter Trümmern im Laderaum befreit? Unwahrscheinlich. Als ehemaliger SEAL kannte sich Ben mit Knoten und Tauen aus. Er betete, dass er nicht das Boot eines neugierigen Eindringlings hörte, wie es rhythmisch an seiner Fangleine zerrte und mit den wachsenden Wellen des Sturms gegen das Schiffswrack stieß. Das schlechte Wetter sollte redliche Menschen am Ufer halten. Gegner, die Ben schaden wollten, waren seit dem letzten Herbst wie Pilze aus dem Boden geschossen, und wie Fungi würden sie sich über seine Leiche hermachen. Ben fluchte leise und wünschte, er hätte seine Bersa Thunder 380 Pistole mit nach unten genommen, aber es war zwei Uhr morgens, er war müde, und wenn er ehrlich zu sich war, wurde er langsam