: Kristy Spencer, Tabita Lee Spencer, Beate Teresa Hanika, Susanne Hanika
: Dark Angels' Summer. Das Versprechen (1)
: Arena Verlag
: 9783401801223
: 1
: CHF 8.00
:
: Jugendbücher ab 12 Jahre
: German
: 488
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Es ist der Sommer, in dem Dawna und Indie beide 17 Jahre alt sind - vertraute, verrückte, beunruhigende 33 Tage lang. Gemeinsam mit ihrer Mutter kehren sie zur Oase ihrer Kindheit zurück: Whistling Wing, voll mit Erinnerungen an die geliebte Granny. Aber diese ist seit einem Jahr tot und Whistling Wing hat sich verändert. Nicht jeder hier spielt mit offenen Karten, Freund und Feind lassen sich immer schwerer voneinander unterscheiden und ein Schwarm unheimlicher Vögel sorgt für Unruhe und Angst unter den Einwohnern. Fast ist es zu spät, als Indie und Dawna beginnen, zu verstehen, was geschieht. Und erkennen, welches unglaubliche Opfer sie bringen müssen, um das aufzuhalten, was sich über ihnen zusammenbraut. Wie weit würdest du gehen, um den Menschen zu retten, der dir am wichtigsten ist?

Die Schwestern Kristy und Tabita Lee Spencer leben zusammen auf einem abgelegenen Anwesen. Sie können besser schießen als stricken und besser Holz hacken als kochen. Die besten Ideen haben sie, wenn sie gemeinsam am frühen Morgen mit den Pferden unterwegs sind und nur das Hufgeklapper ihre Gedanken unterbricht. Die Geschichte von Dawna und Indie beruht auf einem Traum von Kristy Spencer. Kristy und Tabita Lee Spencer auf Facebook: http://www.facebook.com/pages Kristy-Spencer-and-Tabita-Lee Spencer/220350751383714

1 Dawna

Wir sitzen zusammengequetscht vorne im alten Pick-up meiner Mutter. Ich sitze ganz rechts, lehne meinen Kopf gegen die Scheibe und starre hinaus, auf die vorbeihuschende Landschaft. Neben mir sitzt Indie, meine Schwester. Sie rutscht ungeduldig herum, nestelt am Radio und schneidet Grimassen in den Rückspiegel. Ab und zu remple ich sie an, damit sie stillhält, aber Indie ignoriert mich einfach.

»Mein Arsch ist eingeschlafen«, sagt sie alle fünf Minuten und ich tu so, als würde ich nichts hören, und wackle mit den Zehen in meinen Flipflops, bis sie zu kribbeln anfangen.

Mum fährt. Seit wir vor drei Stunden ins Auto gestiegen sind, hat sie keinen Ton mehr gesagt. Zumindest nicht zu uns. Ihre Lippen bewegen sich und ich weiß, dass sie ihr Mantra vor sich hin betet. Das Mantra, das sie seit ihrem letzten Workshop in unserer ganzen Wohnung verteilt. Irgendwelcher esoterischer Kram, den ich nicht kapiere oder kapieren will. Sie hat Angst vorm Autofahren, aber mit dem Mantra schafft sie sogar weite Strecken. Nur wenn uns Lastwagen entgegenkommen, zuckt sie zusammen. Sie lenkt einen Tick nach rechts, bis unsere Räder den Seitenstreifen berühren und dabei ein komisches surrendes Geräusch machen. Dann fängt sie sich wieder.

Es ist eine seltsame Zeit. Die Zeit zwischen dem ersten August und dem zweiten September. Die Zeitspanne, in der Indie und ich gleich alt sind. Genau dreiunddreißig Tage, in denen alles still zu stehen scheint. Die Hitze legt sich über uns. Wir schalten die Deckenventilatoren an und verschlafen den Tag. Nachts gehen wir hinaus und kühlen uns mit Eis die Handgelenke und die kleine Kuhle unterhalb des Halses.

Die seltsamsten Dinge passieren in diesen dreiunddreißig Tagen. Dinge, die uns Angst einjagen und uns unruhig schlafen lassen. Nachts treffen wir uns in der Küche. Rastlos. Wir sagen: »Das ist die Hitze, der verfluchte August, der heiße Südwind.« In Wirklichkeit haben wir Angst, dass das Telefon klingelt und jemand uns schlechte Nachrichten bringt. Letztes Jahr, zu der Zeit,

ist Granny gestorben. Ganz plötzlich. So plötzlich, dass wir nicht zur Beerdigung hingefahren sind. Wir warteten, dass die Sonne nicht mehr als gleißende Kugel über den Himmel wanderte und Mum sagte: »Granny hätte nicht gewollt, dass wir jetzt fahren, gerade jetzt.«

Der Unfall war auch zu der Zeit. Der Unfall, seit dem Mum diese Panik hat vor dem Fahren und die Narbe quer über ihrer Brust.

Dann kommt der zweite September und wir atmen auf. Mum holt einen Geburtstagskuchen aus dem Supermarkt, dem wir beim Auftauen zusehen. Wir öffnen die Fenster und beobachten, wie sich die Wolken am Horizont zusammenballen und der Wind sie über den Himmel treibt. Der Regen kommt, ich bin wieder ein Jahr älter als Indie und der Spuk ist vorbei. Dieses Jahr sind wir beide siebzehn. »Ein furchtbares Alter«, hat Mum gesagt.

Wir fahren vorbei an Feldern und kleinen Siedlungen. Die letzte Stadt haben wir lange hinter uns gelassen und alles sieht irgendwie trostlos aus. Sogar bei gleißendem Sonnenlicht. Die Häuser sind grau und heruntergekommen. Windräder stehen herum, alte, aus Holz, sie drehen sich langsam. Draußen ist es heiß. Mittag. High Noon.

Wir sind seit zwei Tagen unterwegs. Mir macht das nichts aus. Das Umziehen. Das Reisen. Immer wieder woanders aufwachen. Daran habe ich mich gewöhnt, denn wir ziehen ständig um. Mum hält es nie dort aus, wo wir sind. Die Städte sind ihr zu eng und das Land zu einsam. Wir mieten seltsame Häuser, die keiner will, in den