: Jenny Pergelt
: Chefarzt Dr. Norden 1227 - Arztroman Wem gehört dein Herz, Lilly?
: Martin Kelter Verlag
: 9783740999032
: Chefarzt Dr. Norden
: 1
: CHF 1.80
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Dr. Daniel Norden weilt zum Jahresausklang bei einem todkranken Patienten in der Behnisch-Klinik. Der Wetterdienst hat eine stürmische Silvesternacht angekündigt, in der auch mit einigen heftigen Windböen zu rechnen sei. Fee und Anneka sind auf dem Weg zu Freunden. Anneka wurde von ihrem alten Freund Raik Simon eingeladen. Fee setzt Anneka in Irschenberg ab und fährt zu ihren Freunden weiter. Später in der Nacht will sie Anneka wieder abholen. Anneka wünscht sich derweil, sie hätte Raiks Einladung nie angenommen. Er sieht in Anneka nur eine gute, alte Freundin. Seit einigen Wochen ist er in einer festen Beziehung mit Janine, die ihn an diesem Abend begleitet. Anneka fühlt sich völlig fehl am Platz. Ihr gefallen weder die Party noch die anderen Gäste. Daniels Patient stirbt kurz nach Mitternacht. Fee verabschiedet sich gegen zwei von ihren Freunden. Der Wind hat inzwischen deutlich an Stärke zugenommen und ist zu einem ordentlichen Sturm angewachsen. Auf der Fahrt zu Anneka hat Fee einen Unfall und kommt von der Straße ab. Die Neujahrsnacht hat es in jeder Hinsicht in sich ... Es war fast neun, als Dr. Daniel Norden an diesem Abend heimkam. Im Hausflur begrüßte ihn Dési, die jüngste Tochter, mit einem Kuss auf die Wange. »Das ist ja mal wieder spät geworden, Paps.« »Ein Notfall auf der ITS, um den ich mich kümmern musste. Aus meinem pünktlichen Feierabend wurde deshalb nichts.« »Aus meinem wird heute auch nichts. Die nächsten beiden Stunden werde ich am Schreibtisch mit Lernen verbringen. Wir schreiben morgen einen Test an der Uni.« »Solltest du dann nicht lieber schlafen, damit du dafür ausgeruht bist?« »Der Test ist erst am frühen Nachmittag. Ich kann also vorher noch ausschlafen.« Dési grinste. »Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, Paps. Ich bin schon groß und weiß, was gut für mich ist.« Dési setzte eine strenge Miene auf, ohne das belustigte Funkeln in ihren Augen zu verlieren. »Im Gegensatz zu dir habe ich sogar brav zu Abend gegessen.« »Das habe ich auch«, erwiderte Daniel schmunzelnd. »Ich habe mir eine kleine Pause in unserer Cafeteria gegönnt, bevor ich wieder zu meinem Patienten musste.«

Es war fast neun, als Dr. Daniel Norden an diesem Abend heimkam. Im Hausflur begrüßte ihn Dési, die jüngste Tochter, mit einem Kuss auf die Wange.

»Das ist ja mal wieder spät geworden, Paps.«

»Ein Notfall auf der ITS, um den ich mich kümmern musste. Aus meinem pünktlichen Feierabend wurde deshalb nichts.«

»Aus meinem wird heute auch nichts. Die nächsten beiden Stunden werde ich am Schreibtisch mit Lernen verbringen. Wir schreiben morgen einen Test an der Uni.«

»Solltest du dann nicht lieber schlafen, damit du dafür ausgeruht bist?«

»Der Test ist erst am frühen Nachmittag. Ich kann also vorher noch ausschlafen.« Dési grinste. »Du brauchst dir keine Sorgen um mich zu machen, Paps. Ich bin schon groß und weiß, was gut für mich ist.« Dési setzte eine strenge Miene auf, ohne das belustigte Funkeln in ihren Augen zu verlieren. »Im Gegensatz zu dir habe ich sogar brav zu Abend gegessen.«

»Das habe ich auch«, erwiderte Daniel schmunzelnd. »Ich habe mir eine kleine Pause in unserer Cafeteria gegönnt, bevor ich wieder zu meinem Patienten musste.«

»Heißt das, du verzichtest auf die Lasagne, die wir dir extra aufgehoben haben? Ich könnte sie dir schnell warm machen.«

Daniel schüttelte lächelnd den Kopf. »Danke für das Angebot, aber ich habe keinen Hunger. Und falls doch, käme ich gut allein zurecht.« Er stutzte, als er Fee im Wohnzimmer sprechen hörte. »Mit wem redet deine Mutter? Haben wir Besuch?«

»Nein, sie telefoniert mit Tante Constance in London.« Nach einem raschen Blick auf die Uhr setzte sie hinzu: »Übrigens bereits seit einer geschlagenen Stunde. Die beiden haben sich wohl sehr viel zu erzählen. Vielleicht sollten sie häufiger telefonieren. Dann staut sich nicht so viel an.«

»Das sagt sich so leicht.«

Dési zuckte die Achseln. »Das ist doch auch ganz leicht. Man greift zum Telefon, wählt die Nummer und quatscht drauf los.« Als ihr Vater widersprechen wollte, winkte Dési grinsend ab. »Spar dir das, Paps. Ich weiß selbst, wie wenig Zeit Mama für die profanen Dinge des Lebens hat. Die Leitung der Pädiatrie ist halt ein Vollzeit-Job. Und deiner erst recht.« Sie winkte ihrem Vater noch einmal zu und ging dann nach oben in ihr Zimmer, um für den morgigen Test zu lernen.

Ihre Mutter, Dr. Felicitas Norden, war die leitende Kinderärztin der Behnisch-Klinik; ihr Vater, Dr. Daniel Norden, der Chefarzt. Beide liebten ihre Arbeit heiß und innig und gingen ganz in ihr auf. Überstunden, Sonderdienste und Notfälle am Wochenende oder in der Nacht gehörten zum Leben des engagierten Arztpaares dazu. Die Zeit, um Freundschaften zu pflegen und ein Telefonat mit der guten Freundin in London zu führen, war dann manchmal mehr als knapp bemessen.

Als Daniel ins Wohnzimmer kam, war Fee gerade dabei, sich von Constance zu verabschieden. Er setzte sich zu ihr aufs Sofa und wartete geduldig, bis Fee das Gespräch beendet hatte. Erst dann gab er ihr einen Begrüßungskuss.

»Bist du schon lange zu Hause, Dan?«, fragte Fee. »Ich habe dein Kommen gar nicht bemerkt.«

Daniel lachte leise. »Wie denn auch? Wenn du mit Conny telefonierst, könnte ein LKW durchs Haus fahren, und du würdest es nicht bemerken.«

»Du übertreibst, mein Lieber«, erwiderte Fee lachend. Dann stand sie auf, hielt ihm ihre Hand hin und sagte: »Komm, wir gehen in die Küche. Ich wärme dir die Lasagne auf und du erzählst mir währenddessen, was dich solange in der Klinik aufgehalten hat.«

»Das Übliche, Feelein: Ein dringender Fall, bei dem meine Hilfe gebraucht wurde.« Fees Aufforderung, mit ihr in die Küche zu gehen, ignorierte er. Stattdessen griff er nach ihrer Hand und zog sie wieder aufs Sofa zurück. »Ich habe schon in der Klinik gegessen. Erzähl mir lieber, was es Neues in London gibt. Constance hatte doch bestimmt viel zu berichten.«

»Ja, das hatte sie.« Fee schmiegte sich in seine Arme und sagte dann betrübt: »Ich glaube, es tat ihr gut, sich ihren Kummer von der Seele zu reden.«

»Kummer? Was ist denn los? Geht es ihr nicht gut?«

»Nein, weder ihr noch William. Sie machen sich große Sorgen um Lilly.«

»Was ist mit der Kleinen?«

Fee musste lächeln, als Daniel den alten Kosenamen benutzte. Obwohl Lilly mit Mitte zwanzig längst erwachsen war, würde sie ihn wahrscheinlich für immer behalten. »Lilly ist jetzt schon eine ganze Weile mit ihrem Henry zusammen. Sie hat ihn während des St