: Jenny Pergelt
: Chefarzt Dr. Norden 1175 - Arztroman Die Frau, die sie früher war
: Martin Kelter Verlag
: 9783740970413
: Chefarzt Dr. Norden
: 1
: CHF 1.80
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: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Seit zwei Jahren pflegt Melanie ihren Mann Simon, der nach einem Unfall an den Rollstuhl gefesselt ist. Simon gibt Melanie die Schuld an seinem Zustand und hält es für ihre Pflicht, sich weiterhin um ihn zu kümmern. Melanie sieht es genauso und hat die vor dem Unfall geplante Scheidung zurückgezogen und sich von ihrem Freund Geert getrennt. Simon nutzt ihre Schuldgefühle schamlos aus und tyrannisiert sie Tag und Nacht - bis Melanie zusammenbricht. Dr. Daniel Norden will sie stationär in die Behnisch-Klinik aufnehmen, nicht zuletzt, um ihr ein bisschen Ruhe vor ihrem anstrengenden Mann zu verschaffen, doch Simon ist dagegen. Schließlich finden sie einen Kompromiss: Auch Simon lässt sich in die Klinik aufnehmen, damit Melanie immer in seiner Nähe sein kann. In der Klinik ist ein neuer Neurologe eingestellt worden, Dr. Bennet Lenz, der Simon nach dem Unfall behandelt hat und ihn sofort wiedererkennt. Dr. Lenz kennt Simons düsteres Geheimnis, das er jedoch nicht preisgeben darf. - Auf der Inneren wird Melanie von Dr. Schön betreut, aber auch von Dr. Berger besucht. Was Erik Berger im Schilde führt, hätte sich niemand träumen lassen ... Dr. Daniel Norden, der Chefarzt der Behnisch-Klinik, nahm die OP-Haube ab und warf sie in den Wäscheständer. Seine junge Patientin hatte die Operation gut überstanden und wurde nun auf die Intensivstation gebracht. Yvonne Banthien war für Daniel keine Fremde. Als einstiger Hausarzt der Familie kannte er sie seit ihren frühesten Kindertagen. Inzwischen war sie längst erwachsen, hatte geheiratet und eine kleine Tochter geboren. Noch wusste niemand aus ihrer Familie, dass sie zu den Verletzten eines schweren Zugunglücks gehörte. In den frühen Abendstunden war ein Regionalzug mit einem Güterzug zusammengestoßen. Es hatte unter den Passagieren viele Verletzte und leider auch einige Todesfälle gegeben. Wie die anderen Krankenhäuser im Umland hatte auch die Behnisch-Klinik Unfallopfer aufgenommen, um die sich nun die Mitarbeiter kümmerten. Daniel ging hinunter in die Notaufnahme. Inzwischen war hier schon wieder Ruhe eingekehrt. Alle Verunglückten waren versorgt und befanden sich nun in den unterschiedlichen Abteilungen der Behnisch-Klinik. Daniel wechselte noch ein paar Worte mit Dr. Berger, dem Leiter der Aufnahme, und machte sich dann auf den Weg, um im Haus nach dem Rechten zu sehen. Nötig war das eigentlich nicht. Auf den Stationen herrschte Ordnung, jeder wusste, was er zu tun hatte. Doch nach diesem ereignisreichen Tag war es Daniel wichtig, mit seinen Mitarbeitern zu sprechen und sich persönlich davon zu überzeugen, ob es ihnen und den Patienten gutging. Sein letzter Gang führte ihn im Anschluss auf die ITS. Dr.

Dr. Daniel Norden, der Chefarzt der Behnisch-Klinik, nahm die OP-Haube ab und warf sie in den Wäscheständer. Seine junge Patientin hatte die Operation gut überstanden und wurde nun auf die Intensivstation gebracht.

Yvonne Banthien war für Daniel keine Fremde. Als einstiger Hausarzt der Familie kannte er sie seit ihren frühesten Kindertagen. Inzwischen war sie längst erwachsen, hatte geheiratet und eine kleine Tochter geboren. Noch wusste niemand aus ihrer Familie, dass sie zu den Verletzten eines schweren Zugunglücks gehörte.

In den frühen Abendstunden war ein Regionalzug mit einem Güterzug zusammengestoßen. Es hatte unter den Passagieren viele Verletzte und leider auch einige Todesfälle gegeben. Wie die anderen Krankenhäuser im Umland hatte auch die Behnisch-Klinik Unfallopfer aufgenommen, um die sich nun die Mitarbeiter kümmerten.

Daniel ging hinunter in die Notaufnahme. Inzwischen war hier schon wieder Ruhe eingekehrt. Alle Verunglückten waren versorgt und befanden sich nun in den unterschiedlichen Abteilungen der Behnisch-Klinik. Daniel wechselte noch ein paar Worte mit Dr. Berger, dem Leiter der Aufnahme, und machte sich dann auf den Weg, um im Haus nach dem Rechten zu sehen. Nötig war das eigentlich nicht. Auf den Stationen herrschte Ordnung, jeder wusste, was er zu tun hatte. Doch nach diesem ereignisreichen Tag war es Daniel wichtig, mit seinen Mitarbeitern zu sprechen und sich persönlich davon zu überzeugen, ob es ihnen und den Patienten gutging.

Sein letzter Gang führte ihn im Anschluss auf die ITS.

Dr. Schulz, der die Anästhesie und Intensivmedizin leitete, sah von seinem Computermonitor auf, als der Chefarzt der Behnisch-Klinik ins Dienstzimmer kam.

»Haben Sie Zeit für einen Rundgang?«, fragte ihn Daniel.

»Ja, das passt gut. Ich wollte ohnehin nach meinen Patienten sehen.«

Die ITS der Behnisch-Klinik war mit sechs Betten eher klein. Trotzdem dauerte der Rundgang fast zwei Stunden und endete schließlich am Bett von Yvonne Banthien.

»Sie schläft immer noch?«, fragte Daniel.

»Ja, sie macht keine Anstalten, aus der Narkose aufzuwachen. Dr. Lenz war schon zum neurologischen Konsil hier. Er vermutet ein mittelschweres Schädelhirntrauma. Blutungen im Gehirn konnten er aber sicher ausschließen.«

»Gut. Dann wird uns im Moment nichts anderes übrigbleiben als abzuwarten.«

Mehr konnte Daniel hier nicht tun. Deshalb beschloss er, der Kinderstation einen Besuch abzustatten, um nach Fee zu sehen. Dr. Felicitas Norden war nicht nur die Frau des Chefarztes, sondern auch die Leiterin der Pädiatrie. Genau wie Daniel liebte sie ihre Arbeit und vergaß darüber oft die Zeit und den dringend benötigten Feierabend.

Fee begrüßte Daniel mit einem so lieben Lächeln, dass er die vielen Dramen, die das Zugunglück verursacht hatte, für kurze Zeit vergessen konnte.

»Irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass du dich hier blicken lassen würdest.« Schmunzelnd deutete sie auf die beiden Kaffeegedecke und die Thermoskanne, die auf ihrem Schreibtisch standen.

Daniel gab Fee einen zärtlichen Kuss. »Danke, mein Schatz. Die Aussicht auf einen heißen Kaffee in deiner Gesellschaft macht mich sehr glücklich. Allerdings hätte ich mich auch gefreut, wenn du nach Hause gefahren wärst, um dich etwas auszuruhen. Die letzten Stunden waren hart.«

»Ja, das waren sie, Dan. Und ich bin wirklich froh, dass sie vorbei sind.«

»Erik Berger erzählte mir, dass du in der Notaufnahme ausgeholfen hast.«

Fee winkte ab. »Berger hatte alles im Griff. Auf meine Hilfe war er gar nicht angewiesen.«

»Ich denke schon. Er meinte, du hättest dich um die Angehörigen gekümmert, die im Warteraum um ihre Liebsten bangten. Und um die, für die er keine guten Nachrichten hatte.«

Fee nickte traurig. »Ulla und Rainer Hoffmann.« Sie wusste genau, wen Daniel meinte. Die Hoffmanns hatten heute einen schmerzvollen Verlust erlitten, und ihre große Verzweiflung war an Fee nicht spurlos vorübergegangen. Sie war deshalb froh, dass sie mit Daniel darüber reden konnte.

»Sie haben ihre Tochter Franziska verloren. Ihr einziges Kind, ihr Ein und Alles. Franziska war erst vor zwei Wochen nach München gezogen, um als Klavierlehrerin an einer Musikschule zu arbeiten. Das Verhältnis zwischen ihr und ihren Eltern muss sehr innig gewesen sein. Obwohl Franziska hier eine eigene kleine Wohnung hatte, ist sie oft nach der Arbeit zu ihren Eltern gefahren, die in der Nähe von Kirchheim leben.« Fee verzog bekümmert den Mund. »Sie waren froh, dass Franziska dann immer den Zug nahm. Er sei sicherer als das Auto, meinten sie.«

»Was meinst du, werden sie den Verlust irgendwann überwinden?«

»Kann man den Verlust eines Kindes jemals überwinden?« Fee schüttelte den Kopf. »Man lernt vielleicht, damit klarzukommen und weiterzuleben. Aber überwinden? Nein, das glaube ich nicht.«

Daniel schwieg dazu. Er empfand so wie s