: Jenny Pergelt
: Durchschaut! Chefarzt Dr. Norden 1174 - Arztroman
: Martin Kelter Verlag
: 9783740969776
: Chefarzt Dr. Norden
: 1
: CHF 2.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 100
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Jenny Behnisch, die Leiterin der gleichnamigen Klinik, kann einfach nicht mehr. Sie weiß, dass nur einer berufen ist, die Klinik in Zukunft mit seinem umfassenden, exzellenten Wissen zu lenken: Dr. Daniel Norden! So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche! Melanie rückte die tiefroten Dahlien, die sie erst vor wenigen Minuten aus dem Garten geholt hatte, in der Porzellanvase zurecht. Sie würden schnell dahinwelken, aber im Moment sahen sie wunderschön aus und brachten etwas Farbe und Leben in das kleine ­Gästezimmer. Der Raum war perfekt ausgestattet, mit hellen Buchenmöbeln, faltenfreier Bettwäsche und einer gemütlichen Sitzecke. An den Wänden hingen moderne Drucke und ein Flachbildfernseher. Melanie wünschte sich aus ganzem Herzen, dass sich ihr Gast hier wohlfühlte. Nur so könnte sie ihrem Haus, das sich wie ein Gefängnis anfühlte, für eine kurze Zeit entfliehen. Sie eilte zurück in die Küche und schaffte es noch, die Kaffeemaschine einzuschalten und das Tablett mit dem Geschirr in den Wintergarten zu tragen, als Simon nach ihr rief. Durch die Sprechanlage, deren kleine, unauffällige Lautsprecher in jedem Zimmer des Hauses angebracht waren, tönte seine tiefe, ungeduldige Stimme: »Melly! Melly!« Ohne eine Miene zu verziehen, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Mann. Sie wusste, sie würde ihn im Arbeitszimmer finden, dort, wo sie ihn vor knapp zehn Minuten zurückgelassen hatte. Simon saß am Schreibtisch. Auf seinem Computerbildschirm sah Melanie die Tabelle mit den aktuellen Umsatzzahlen, die das Steuerberaterbüro vor einer Stunde gemailt hatte. »Ich brauche ein Kissen für den Rücken.« Simon sah sie nicht an, sondern studierte weiter die Zahlen. Das Kissen, nach dem ihm verlangte, lag auf einem Stuhl in seiner Reichweite. Melanie nahm es und schob es zwischen seinen Rücken und die Lehne des Rollstuhls. »Ist es gut so?«, fragte sie automatisch. »Etwas tiefer.

Melanie rückte die tiefroten Dahlien, die sie erst vor wenigen Minuten aus dem Garten geholt hatte, in der Porzellanvase zurecht. Sie würden schnell dahinwelken, aber im Moment sahen sie wunderschön aus und brachten etwas Farbe und Leben in das kleine ­Gästezimmer.

Der Raum war perfekt ausgestattet, mit hellen Buchenmöbeln, faltenfreier Bettwäsche und einer gemütlichen Sitzecke. An den Wänden hingen moderne Drucke und ein Flachbildfernseher. Melanie wünschte sich aus ganzem Herzen, dass sich ihr Gast hier wohlfühlte. Nur so könnte sie ihrem Haus, das sich wie ein Gefängnis anfühlte, für eine kurze Zeit entfliehen.

Sie eilte zurück in die Küche und schaffte es noch, die Kaffeemaschine einzuschalten und das Tablett mit dem Geschirr in den Wintergarten zu tragen, als Simon nach ihr rief. Durch die Sprechanlage, deren kleine, unauffällige Lautsprecher in jedem Zimmer des Hauses angebracht waren, tönte seine tiefe, ungeduldige Stimme: »Melly! Melly!«

Ohne eine Miene zu verziehen, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Mann. Sie wusste, sie würde ihn im Arbeitszimmer finden, dort, wo sie ihn vor knapp zehn Minuten zurückgelassen hatte.

Simon saß am Schreibtisch. Auf seinem Computerbildschirm sah Melanie die Tabelle mit den aktuellen Umsatzzahlen, die das Steuerberaterbüro vor einer Stunde gemailt hatte.

»Ich brauche ein Kissen für den Rücken.« Simon sah sie nicht an, sondern studierte weiter die Zahlen.

Das Kissen, nach dem ihm verlangte, lag auf einem Stuhl in seiner Reichweite. Melanie nahm es und schob es zwischen seinen Rücken und die Lehne des Rollstuhls.

»Ist es gut so?«, fragte sie automatisch.

»Etwas tiefer. Ja … so geht’s.« Simon wies mit einem Kopfnicken auf seine leere Tasse. »Mein Kaffee ist alle. Muss ich denn immer erst betteln, bevor ich einen neuen bekomme?«

»Nein, natürlich nicht«, gab Melanie erschöpft zurück. »Ich dachte nur, du wartest mit der nächsten Tasse, bis Frau Franke kommt. Sie wird in ein paar Minuten hier sein. Dann trinken wir sicher noch alle zusammen einen Kaffee.«

»Und deswegen steht mir jetzt keiner mehr zu? Bekomme ich ihn jetzt schon von dir zugeteilt?«

Melanie seufzte leise. »Schon gut, ich bringe dir sofort einen, wenn du nicht warten magst.«

Als sie nach der leeren Tasse griff, klingelte es an der Tür.

»Das wird sie sein«, sagte Melanie und bemerkte plötzlich ihre Aufregung. Simons Tasse begann in ihren Händen zu zittern, und der kleine Löffel schlug in einem leisen melodischen Rhythmus gegen die Untertasse. Schnell fasste Melanie mit der zweiten Hand nach, um wieder Ruhe reinzubringen. Zu spät.

Simon war nicht entgangen, wie nervös sie war und wie sehr sie sich auf Jana Franke freute. Für ihn war das ein weiterer Grund, um die Frau, die er nur flüchtig kannte, abzulehnen.

»Sie ist zu früh«, knurrte er. »Das fängt ja gut an.«

»Simon, bitte …«

»Was denn? Ich darf doch wohl noch meine Bedenken äußern, wenn du mich einer so unzuverlässigen Person überlässt, während du dir einen schicken Urlaub gönnst.«

»Schicker Urlaub?« Obwohl Melanie kaum ihre Stimme erhob, war deutlich die Empörung aus ihren Worten herauszuhören. »Ich gönne mir keinen schicken Urlaub unter Palmen. Ich bin zehn Tage in einer kleinen Pension am Ammersee, keine Stunde Fahrt von hier entfernt. Und Frau Franke ist keine unzuverlässige Person. Sie besitzt hervorragende Referenzen. Außerdem hatten wir beide einen guten Eindruck von ihr, als wir sie kennenlernten.«

»Und trotzdem ist sie sieben Minuten zu früh«, erwiderte Simon unwirsch.

»Ja, das stimmt«, sagte Melanie frustriert. »Und deshalb bleib einfach noch sieben Minuten an deinem Computer sitzen. Ich unterhalte mich mit Frau Franke allein, bis die Zeit ran ist.«

»Aber bring mir vorher meinen Kaffee!«

Jana Franke wurde etwas ungeduldig, als niemand kam, um ihr zu öffnen. Sollte sie noch einmal klingeln? Sie wusste, sie war ein paar Minuten zu früh, aber sie hatte gehofft, dass das keine große Rolle spielen würde. Simon Koenig verließ nur selten das Haus. Er war seit einem schweren Verkehrsunfall an den Rollstuhl gefesselt und verbrachte die meiste Zeit daheim. Genau wie seine Frau Melanie, die nur noch für ihren Mann zu leben schien und