: Lilac Mills
: Herzklopfen auf der Insel der Träume
: MORE by Aufbau Digital
: 9783967972290
: Sonnenschein und Liebesglück
: 1
: CHF 7.30
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: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 363
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Nach einer unschönen Affäre mit ihrem früheren Verleger leidet Ivy unter einer Schreibblockade. Um ihre Schreibkarriere wieder anzukurbeln, schlägt ihr Agent eine Auszeit vor. Sechs Monate in einer traumhaften Villa auf der wunderschönen Insel Teneriffa. Ohne Internet, ohne Fernsehen und ohne Ablenkungen - abgesehen von dem sehr attraktiven Sebastián, der jeden Tag vorbeikommt, um den Pool zu reinigen.

Bald schon schreibt Ivy wieder mit neuer Motivation an ihrem Roman, und auch Sebastián zeigt Interesse an ihr.

Doch ihr Ex ist noch nicht fertig mit ihr - weder beruflich noch privat. Und auch Sebastián scheint Geheimnisse vor Ivy zu haben.

Ist eine Rückkehr nach London vielleicht doch die beste Option?



Lilac Mills lebt mit ihrem sehr geduldigen Ehemann und ihrem unglaublich süßen Hund auf einem walisischen Berg, wo sie Gemüse anbaut (wenn die Schnecken sie nicht erwischen), backt (schlecht) und es liebt, Dinge aus Glitzer und Kleber zu basteln (meistens eine Sauerei). Sie ist eine begeisterte Leserin, seit sie mit fünf Jahren ein Exemplar von Noddy Goes to Toytown in die Hände bekam, und sie hat einmal versucht, alles in ihrer örtlichen Bibliothek zu lesen, angefangen bei A und sich durch das Alphabet gearbeitet. Sie liebt lange, heiße Sommer- und kalte Wintertage, an denen sie sich vor den Kamin kuschelt. Aber egal wie das Wetter ist, schreibt sie oder denkt über das Schreiben nach, wobei sie immer an herzerwärmende Romantik und Happy Ends denkt.

Kapitel 2


Ivy wurde vom Sonnenuntergang überrascht. Es war erst acht Uhr abends, doch obwohl der Himmel noch relativ hell war, war die Sonne bereits hinter dem Berg zu ihrer Linken verschwunden. Sie nagte nachdenklich an ihrer Lippe und überlegte, ob es klug wäre, sich jetzt noch in einer unbekannten Umgebung auf die Suche nach einem Restaurant zu machen. Die Villa lag immerhin einen ordentlichen Fußmarsch vom nächsten Ort entfernt, und zudem würde es in absehbarer Zeit dunkel werden. Zwar konnte sie in einiger Entfernung noch weitere Gebäude ausmachen, jedoch nur sehr wenige, und außerdem schien es sich bei ihnen um Privathäuser zu handeln. Nora hatte ihr erklärt, dass das nächste Dorf zwanzig Minuten zu Fuß entfernt lag, doch Ivy war sich nicht sicher, in welche Richtung sie gehen müsste, und hatte auch keine Lust, nachts einen derart steilen Hügel hinabzusteigen.

Vorhin, nachdem sie ihr Gepäck von der Haustür hereingeholt hatte, hatte sie sich das größte Schlafzimmer ausgesucht und ausgepackt. Sie hatte ihren Laptop auf den Schreibtisch unter dem Fenster im Wohnzimmer gestellt und dazu noch einige Notizblöcke, eine Handvoll Stifte und ihren Glücksbringer bereitgelegt – eine zerfledderte und zerlesene Ausgabe des ersten Buchs, das sie veröffentlicht hatte. Zu Hause stand dieses Buch auch immer auf ihrem Schreibtisch, als Erinnerung daran, wie weit sie es seit jenen Tagen gebracht hatte, als ein Ablehnungsschreiben nach dem anderen eingetroffen war – bevor Nora ihr Potenzial erkannt und sie unter ihre Fittiche genommen hatte.

Unter denen Ivy bisher noch nicht wieder hervorgekommen war.

Als ihr Magen knurrte, ging sie in die Küche. Sie nahm den Ordner mit den Informationsmaterialien mit, um beim Essen darin zu lesen. Sie beschloss, dass sie sich etwas kochen würde. Es standen eine Menge Zutaten zur Auswahl, und sie konnte ja einfach etwas Simples wie Steak und Salat essen.

Obwohl es schon eine ganze Weile her war, dass Ivy ein richtiges Essen zubereitet hatte, stellte sie fest, dass es irgendwie beruhigend war, das Fleisch aus dem Kühlschrank zu holen und unter den Grill zu legen und die Zutaten für den Salat auf der Arbeitsfläche aufzureihen. Schwer zu sagen, wann genau sie damit aufgehört hatte, selbst zu kochen. Es war ein schleichender Prozess gewesen, der langsam begonnen und sich über Monate hingezogen hatte, bis sie irgendwann fast nur noch auswärts zu Abend gegessen hatte. Natürlich zusammen mit Daniel und nicht allein, denn das wäre ja merkwürdig gewesen. Moment mal. War das nicht genau das, was sie ursprünglich, sofern sie ein Restaurant gefunden hätte, am heutigen Abend vorgehabt hatte? Vorhin hatte sie die Vorstellung plötzlich nicht mehr so merkwürdig gefunden. Vielleicht lag es an ihrer seltsamen Stimmung. Im Augenblick hatte sie nämlich nicht das Gefühl, zum Arbeiten hier zu sein, sondern eher, als wäre sie im Urlaub. Sie schätzte, dass es ihr morgen entsprechend schwerfallen würde, in Arbeitslaune zu kommen.

Vielleicht hätte Nora ihr lieber ein Haus in einem abgelegenen Teil von Yorkshire suchen sollen anstatt eine Villa auf einer Insel, die für Sonne, Meer und Sangria bekannt war.

Doch ihre Agentin kannte sie eben zu gut. Wahrscheinlich sogar besser, als sie sich selbst kannte. Wäre sie in Großbritannien geblieben, hätten die hellen Lichter und die Vertrautheit Londons sie unweigerlich dorthin zurückgezogen. Von Daniel ganz zu schweigen … Nein, so war es besser. Sie war Tausende Kilometer von allem, was sie vom Schreiben abhielt, entfernt, und wenn dieses Retreat (kein Urlaub, wie sie sich immer wieder ermahnen musste) keine Ergebnisse brächte, dann würde auch sonst nichts mehr helfen.

Ivy schnitt sich eine Scheibe von dem unglaublich frischen Brot ab. Es roch göttlich, und sie ertappte sich dabei, wie sie es sich gierig in den Mund stopfte. Ooh, das war gut, selbst ohne Belag. Sie kaute und schluckte und nahm anschließend gleich noch ein Stück. Wann hatte sie zum letzten Mal etwas so Einfaches wie frisches Brot genossen? Sie war so sehr damit beschäftigt gewesen, auf ihr Gewicht zu achten (wenn sie nicht aufpasste, bekam sie schnell einen dicken Po), dass sie kaum noch Kohlehydrate gegessen hatte.

Ach, egal, sie konnte die Kalorien ja am nächsten Tag in diesem herrlichen Infinitypool wieder verbrennen.

Während sie Olivenöl und etwas Essig zum Salat gab, die sie in einem der Schränke gefunden hatte, dachte sie über die kommenden Tage und Wochen nach. Urlaubsstimmung hin oder her, sie war zum Arbeiten hier, und wenn sie ihre Karriere retten wollte, musste sie sich motivieren. Ab morgen würde sie loslegen und dranbleiben, mithilfe einer Routine, die praktikabel war und die sie auch einhalten konnte. Es war sinnlos, sich übertrieben hohe Ziele zu stecken, wie beispielsweise zehntausend Wörter am Tag zu schreiben (das hatte sie schon ohne nennenswerten Erfolg ausprobiert und zahlte nun vermutlich die Zeche dafür). Sie musste einen Mittelweg finden, einen zwischen schreiben und sich selbst Zeit zur Heilung gewähren. Denn obwohl sie sich bemühte, sich taff zu geben, lagen in Wirklichkeit ihr Herz und ihr Selbstbewusstsein in Scherben.

Doch das war noch nicht alles. Es gab noch dieses Problem, das so schrecklich war, dass sie es kaum ertrug, darüber nachzudenken. Sie hatte das furchtbare, quälende Gefühl, dass ihr Schreiben eigentlich gar keinen Spaß mehr machte. Diese Angst traf sie noch härter als Daniels harsche (wenn auch berechtigte) Kritik und die Tatsache, dass er sie für eine aussichtsreichere Kandidatin fallen gelassen hatte.

Ivy deckte den Esstisch und nahm ihr Essen dorthin mit. Nun, da sie den Grill ausgeschaltet hatte und ruhig am Esstisch saß, wurde ihr wieder bewusst, wie still es im Inneren der Villa und auch ums Haus herum war. Nicht einmal das Rauschen des Meeres leistete ihr Gesellschaft, und der Wind hatte sich inzwischen gelegt und war kaum mehr als ein leises Flüstern. Der Abend war allerdings recht warm, und sie hatte beide Flügeltüren geöffnet.

Vielleicht sollte sie sich lieber draußen an den Tisch setzen und die Nachtluft genießen?

Schulterzuckend verschob sie diese Idee auf einen anderen Zeitpunkt und machte sich über ihre einfache Mahlzeit her, die sie mit einem Glas Rotwein aus einer der Flaschen hinunterspülte, die sie im Weinregal entdeckt hatte. Nur ein Glas, mehr würde sie sich nicht gestatten, weil sie wusste, dass sie am nächsten Morgen hellwach sein musste.

Apropos – sie sollte sich einen Zeitplan erstellen.

Bislang hatte sie immer bevorzugt in der Frühe geschrieben, wenn der Rest der Welt noch schlief und Ablenkungen auf ein Minimum reduziert waren. Zu dieser Zeit, zwischen ungefähr sechs und neun Uhr morgens, hatte sie immer am besten arbeiten können. Dann hatte sie erst einmal aufgehört und gefrühstückt, bevor sie die übrigen Aufgaben angegangen war, wie beispielsweise E-Mails beantworten, einen Roman überarbeiten, dessen Veröffentlichungsprozess schon weiter fortgeschritten war, einen Coverentwurf absegnen (oder auch nicht) oder recherchieren (sie dachte sich schließlich nichtalles aus!). Doch nach und nach, im Lauf der letzten Jahre, hatte sie immer öfter die Abende mit Daniel verbracht und war entsprechend spät zu Bett gegangen und auch morgens später aufgestanden. Außerdem war sie meistens bei Daniel in seinem Haus gewesen und hatte deswegen erst einmal zu sich fahren müssen, bevor sie mit der Arbeit hatte beginnen können. So war es oft fast Mittag gewesen, bis sie sich endlich hatte hinsetzen und etwas schreiben können.

Warum hatte sie zugelassen, dass er ihre Schreibroutine so stark beeinflusste? Er hatte doch genau gewusst, dass sie ein Morgenmensch war. Doch wenn sie erwähnt hatte, dass sie früh zu Bett gehen wollte, hatte er oft beleidigt reagiert. Sie hätte ein Machtwort sprechen sollen und nicht gestatten dürfen, dass ihre Liebe zu ihm ihren Zeitplan diktierte. Bestimmt wäre es von Vorteil gewesen, wenn er hin und wieder einmal bei ihr übernachtet hätte, doch er hatte behauptet, dass ihr Haus zu weit außerhalb der Stadt läge und er von dort aus morgens zu lange ins Büro bräuchte. Außerdem hatte er behauptet, ihre Matratze sei unbequem, doch selbst nachdem sie in eine neue investiert hatte, hatte er sich weiter darüber beklagt.

Also gut, dachte sie bei sich. Nun,...