VORWORT
Zu einfach, dachte Krauss. Es war bisher viel zu einfach gewesen.
In welcher Verbindung stehst du mit Mr Bright? Diese Frage hatte ihm das Mädchen gestellt, direkt bevor sie angefangen hatten zu kämpfen. Die dreizehnjährige Mischa Johansson, klein für ihr Alter, mit blondem Haar und einem rosa T-Shirt, hatte ihn fast umgebracht.
Stefan Krauss war ein Weltklassen-Auftragskiller mit siebenunddreißig professionellen Morden auf dem Lebenslauf, ohne die vielen weiteren Leichen mitzuzählen, die sich ihm in den Weg gestellt oder zu viel gesehen hatten. Dennoch hatte ein unscheinbares Kind ihn fast geschlagen. Nun ja – körperlich hatte sie ihn fast geschlagen. Mental war es ihr gewiss gelungen.
In welcher Verbindung stehst du mit Mr Bright?
Das Buchanan-Gebäude in der Stadtmitte von Manhattan war überraschenderweise weniger sicher, als er gedacht hatte. Dennoch traf Krauss Vorsichtsmaßnahmen. Er hatte sich gut gekleidet: ein Slim-Fit-Anzug von Giorgio Armani, eine italienische Wolljacke mit fallendem Revers, eine dunkelblaue Krawatte von Ermenegildo Zegna und Mokassins von Giuseppe Zanotti.
Krauss war materieller Besitz nicht besonders wichtig, aber selbst er musste zugeben, dass seine Leiche attraktiv wäre, wenn er an diesem Tag sterben sollte.
Das Buchanan-Gebäude hatte Portiers, einen Beschäftigten in der Eingangshalle, wo man sich eintragen musste und der Ausweis geprüft wurde, und drei bewaffnete Bodyguards. Trotzdem hatte Krauss es geschafft, sich unter dem Vorwand eines Termins bei einem Hedgefonds-Manager im fünften Stock einzuschleusen – was eigentlich keine Lüge war; zumindest nicht ganz. Der Hedgefonds-Manager hatte einen Termin mit einem Belgier namens Simon Woulters.
Krauss konnte es nicht riskieren, sein amerikanisches Alias, Patrick McIlhenney, erneut zu verwenden. Schließlich hatte das Mädchen Mischa ihn so in einem Hotel in Washington D. C. gefunden. Es tat ihm ein wenig weh, sich von einer Rolle zu verabschieden, die er etwa so genoss, wie er sich vorstellte, dass amerikanische Elitäre es liebten, Südstaaten-Landeier zu imitieren. Je mehr er den Stereotypen ausspielte, desto mehr schienen die Leute ihm zu glauben.
Nun ja, wenigstens erlaubte es ihm der Belgier, seinen deutschen Muttersprachen-Akzent zu verwenden, wenn er ihn auch ein wenig anpassen musste, damit der niederländische Einfluss ein wenig hervorstach.
In welcher Verbindung stehst du mit Mr Bright? Mr Bright sagte ihm nichts. Er hatte bis vor vier Tagen, bei dem Kampf mit Mischa Johansson, nicht einmal den Namen gehört.
Mr Bright, der von New York aus arbeitet. Der Geschäftspartner von Mr Shade. Er finanziert die Attentäter, die dich dafür bezahlen, Null umzubringen.
Das Mädchen hatte mehr Informationen als er, was ihm Sorgen bereitete. Stefan Krauss hatte Monate damit verbracht, die jetzt stillgelegten Terroristenzellen aufzustöbern, die Mr Shade finanziert hatte, und ihnen ihre Fonds zu entlocken im Austausch dafür, Agent Null umzubringen.
Nicht nur hatte er dabei versagt, Agent Null zu töten, doch jetzt hatte er auch noch herausgefunden, dass die ganze Zeit jemand anders der Drahtzieher gewesen war. Dieser Mr Bright wusste, was Krauss tat, und hatte ihn im Glauben gelassen, dass er es alles allein geschafft hatte.
Nein, nicht allein; Krauss hatte Hilfe von dem Neuseeländer gehabt. Ein ehemaliger Schmuggler, der sich Holländer nannte. Sie hatten sich drei Jahre zuvor in einer Bar in Jakarta kennengelernt. Holländer hatte angeboten, sein Gangster-Netzwerk und seine weitreichenden Kontakte im Austausch für fünfzehn Prozent von Krauss’ Anteil einzusetzen.
Es war ihm bisher niemals seltsam vorgekommen, wie es Holländer immer geschafft hatte, problemlos zu vermitteln.
Stefan Krauss war ein Weltklassen-Auftragskiller mit siebenunddreißig pr