: Stephanie Lang von Langen, Shirley Michaela Seul
: Entspannt mit Hund Dog-Life-Balance - die fünf Grundbedürfnisse des Hundes
: Piper Verlag
: 9783492975247
: 1
: CHF 7.30
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: Hobbytierhaltung
: German
: 224
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der moderne Hund ist Champion beim Dummytraining, geht wöchentlich zum Fährtenkurs, jagt der Frisbee bei Wettbewerben hinterher - und Dogdancing betreibt er auch noch. Tier und Halter sind häufig entsprechend gestresst. In unserem Bemühen, beim Zusammenleben mit dem Haustier alles richtig zu machen, haben wir verlernt, dass es auch einfach geht: Ich Mensch, du Hund! Die renommierte Trainerin Stephanie Lang von Langen zeigt in diesem Buch, dass weniger bei der Hundehaltung oft mehr ist, denn was Hunde wirklich brauchen, ist eigentlich ganz einfach: Sicherheit, Ruhe, Konstanz und Spiel.

Stephanie Lang von Langen wurde 1976 in München geboren, hat aber den größten Teil ihrer Kindheit in Afrika verbracht. Die Familie zog zurück nach Bayern als sie 11 Jahre alt war. Später studierte Lang von Langen Tierpsychologie für Hunde in Zürich. Heute arbeitet sie als Hundetrainerin mit den Schwerpunkten Verhaltenstraining für Problemhunde und Auslandshunde und bildet Therapiehunde und Hundetrainer aus.

Brauchen Hunde ein Abitur?


... oder reicht der Quali?

Viele Hunde in Deutschland leben als Familienmitglieder in ihrem Zweibeiner-Rudel. Sie genießen Privilegien wie Sofa und Fahrradanhänger, bekommen hochwertige Nahrung und schicke Colliers. Dafür müssen sie aber auch etwas leisten. Sie sollen der beste Freund des Menschen sein, brav und treu, aufs Wort folgen und rund um die Uhr gute Laune verbreiten sowie Herrchen oder Frauchen motivieren, sich zu bewegen. Das alles klappt mal besser, mal schlechter. Wo es nicht so gut klappt, werden oft Hundetrainer gebucht.

»Bitte, können Sie meinen Hund reparieren?«, sagte neulich eine Kundin zu mir. Allerdings beginnt die Reparatur des Hundes meist bei seinem Halter. Wobei ich das anders nennen würde. Denn wir sind ja keine Dinge, die funktionieren müssen ... oder? Verleitet uns die Leistungsgesellschaft dazu, auch unsere vierbeinigen Freunde so zu behandeln, als wären sie Dinge, und ihnen dadurch die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse vorzuenthalten? In meiner Praxis erlebe ich täglich, dass die Probleme, die Hundehalter mit ihren Vierbeinern haben, auf nicht erfüllte Grundbedürfnisse zurückzuführen sind.

Mit Sorge beobachte ich in den letzten Jahren einen Trend hin zum Leistungshund. Immer mehr Hundehalter verlangen zu viel von ihren Hunden. Teilweise wird völlig aus dem Blick verloren, dass ein Hund kein Sportgerät, kein Entertainer, kein Rundum-Clown, kein Kinderspielzeug ist. Es wird vergessen, was ein schönes Hundeleben ausmacht. Braucht ein Hund wirklich stundenlanges Gassigehen, tägliches Spezialtraining, Events und vieles mehr, was zahlreiche Halter in bester Absicht absolvieren? Sie meinen es gut, sie möchten ihren Hund optimal fördern, indem sie ihn fordern. Auf keinen Fall soll er sich langweilen. Aber womöglich ist das, was wir Menschen für Langeweile halten, beim Hund gar keine. Vielleicht meditiert er ja, wenn er irgendwo sitzt oder liegt und einfach nur schaut. Jedenfalls wollen solche Hundehalter die allerbesten Hundefreunde sein und stressen sich häufig selbst, weil das natürlich ziemlich viel Zeit kostet, die ja meistens knapp ist. Sie übertragen ihr persönliches Leistungsprinzip auf den Hund, der nun nicht mehr einfach Freude macht, weil er da ist. Er muss sich Aufmerksamkeit und Zuneigung verdienen, indem er etwas besonders gut kann oder schnell kapiert oder der Beste in einem Workshop ist. Und wenn nicht, dann sollte er wenigstens der Frechste sein. Klappt das nicht, ist der Halter zuweilen enttäuscht. Und das verunsichert den Hund, der sehr feine Antennen für die Emotionen seiner Menschen hat.

Eine Zeit lang kann es ein Hund kompensieren, wenn eines oder mehrere seiner Grundbedürfnisse nicht erfüllt werden. Doch eines Tages eben nicht mehr. Der überforderte Hund wird wie der unterforderte verhaltensauffällig. Er bellt, zieht an der Leine, kann nicht mehr alleine bleiben, leidet an Durchfall, knurrt Fremde an, ist total überdreht. Gerade Hunde, denen eine unbeschwerte Welpenzeit verwehrt wurde, weil ihre Halter in die wichtige Sozialisierungsphase so viel Lernstoff wie möglich hineinpackten, kommen überhaupt nie richtig runter. Mich erinnert das alles an Kinder, die heutzutage manchmal schon im Mutterbauch mit Mozart frühstgefördert und, kaum auf der Welt, zu unzähligen Babyaktivi