: David Baldacci
: Memory Man Thriller
: Heyne
: 9783641182137
: Die Memory-Man-Serie
: 1
: CHF 8.00
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 560
: DRM
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Stell dir vor, du kannst nie mehr etwas vergessen. Auch nicht, was du unbedingt vergessen willst.
Seit einem dramatischen Unfall kann Amos Decker nichts mehr aus seinem Gedächtnis tilgen. Eine Eigenschaft, die ihn zu einem perfekten Ermittler werden lässt. Bis seine Familie bestialisch ermordet wird und er unter der Flut der unlöschbaren Bilder fast zerbricht. Ein Jahr später taucht ein Mann auf und bekennt sich zu der Tat. Und noch während Decker verwirrt feststellt, dass der Mann lügt, findet erneut ein Massaker statt, diesmal an Deckers alter Schule. Wie hängen die Verbrechen zusammen? Wurden sie nur begangen, um Decker zu treffen? Und wird es ihm gemeinsam mit seiner früheren Kollegin gelingen, den Wahnsinn zu stoppen?

David Baldacci, geboren 1960 in Virginia, arbeitete lange Jahre als Strafverteidiger und Wirtschaftsjurist in Washington, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Sämtliche Thriller von ihm landeten auf derNew York Times-Bestsellerliste. Mit über 150 Millionen verkauften Büchern in 80 Ländern zählt er zu den beliebtesten Autoren weltweit.

 

1

Blau. Lähmendes, bedrückendes Blau. Das war die Farbe, mit der Amos Decker die drei gewaltsamen Tode für immer in Verbindung bringen würde. Es waren Erinnerungen, die jedes Mal plötzlich und gewaltsam sein Inneres durchschnitten wie Schlachtermesser aus farbigem Licht. Er würde nie davon frei sein.

Die Observierung hatte lange gedauert und letzten Endes zu keinem Ergebnis geführt. Als Decker nach Hause gefahren war, hatte er sich darauf gefreut, ein paar Stunden Schlaf zu bekommen, bevor er wieder hinaus auf die Straße musste. Er war auf die Einfahrt seines bescheidenen zweistöckigen Hauses eingebogen, das fünfundzwanzig Jahre auf dem Buckel hatte und das er mindestens genauso lange noch würde abbezahlen müssen. Der Regen hatte den Bürgersteig glatt gewaschen; als Deckers Stiefel von der Größe 48 die Pflastersteine berührt hatten, war er ein wenig gerutscht, bevor er Bodenhaftung bekam. Leise hatte er die Wagentür zugedrückt, denn er war sicher gewesen, dass zu dieser späten Stunde alle im Haus schliefen. Dann war er bedächtig zur Küchentür mit dem Fliegengitter gegangen und hatte aufgeschlossen.

Es war damit zu rechnen gewesen, dass das Haus so still dalag. Aber nicht damit, dass eszu still dalag. Nur dass Decker es in diesen Sekunden gar nicht wahrnahm (und sich später nach dem Grund dafür fragte). Ein Versagen mehr in dieser grauenhaften Nacht. Er hatte in der Küche haltgemacht und sich ein Glas Leitungswasser eingeschenkt, hatte es mit einem tiefen Schluck geleert und das Glas ins Spülbecken gestellt. Dann hatte er sich das Kinn abgewischt und war ins Nebenzimmer gegangen.

Wo er schon wieder ausrutschte. Diesmal schlug sein massiger Körper der Länge nach hin. Es war ein glattes Parkett mit Fischgrätmuster, auf dem er schon öfter ausgeglitten war. Diesmal aber stürzte er aus einem ganz anderen Grund, wie er bald feststellte. Es fiel genug Mondlicht durchs Fenster, dass er deutlich sehen konnte.

Als er die Hand hob, schimmerte sie dunkel.

Feucht. Rot.

Blut.

Verdammt, wo kam das Blut her?

Decker rappelte sich auf, um es herauszufinden.

Er entdeckte die Quelle im nächsten Zimmer. Johnny Sacks, sein Schwager. Ein großer, massiger Mann wie Decker selbst, jetzt der Länge nach ausgestreckt. Decker ging auf die Knie, beugte sich vor, bis sein Gesicht nur eine Handbreit von dem Johnnys entfernt war. Jemand hatte ihm die Kehle durchgeschnitten, von einem Ohr zum anderen. Es wäre absurd gewesen, nach einem Puls zu fühlen; es konnte keinen mehr geben. Der größte Teil von Johnnys Blut war auf den Boden geflossen.

Decker hätte in diesem Augenblick sein Handy hervorholen und den Notruf wählen können, aber er wusste es besser. Er wusste, dass man nicht an einem Tatort herumtrampeln durfte – und genau das war sein Haus nun geworden, dank des toten Johnny, der so unverkennbar