: Roseanne A. Brown
: A Song of Wraiths and Ruin. Die Spiele von Solstasia Roman | Fulminantes Fantasy-Highlight. Von der New-York-Times-Bestsellerautorin.
: Verlagsgruppe Droemer Knaur
: 9783426462942
: Das Reich von Sonande
: 1
: CHF 15.00
:
: Fantasy
: German
: 512
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Sie braucht sein Herz für ein magisches Ritual - er ihren Tod für das Leben seiner Schwester: Der New-York-Times-Bestseller »A Song Of Wraiths And Ruin« von der aus Ghana stammenden Autorin Roseanne A. Brown führt uns in eine westafrikanisch inspirierte Fantasywelt, die auf allen Ebenen begeistert: mythisch, romantisch und modern! Alle fünfzig Jahre findet im Königreich Sonande das berühmte Solstasia-Turnier statt, bei dem alle Nationen des Reiches zusammenkommen, um dem Wettstreit der Champions beizuwohnen. Doch für die junge Königin Karina geht es um viel mehr: Um ihre Mutter wiederbeleben zu können, braucht sie das Herz eines Königs. Daher bietet Karina dem Gewinner des Festes ihre Hand an... Zur gleichen Zeit kommt Malik mit seinen beiden Schwestern in die Hauptstadt Ziran, voller Hoffnung auf ein neues Leben fern von Krieg und Gewalt. Malik freut sich auf die Festlichkeiten rund um Solstasia - bis ein rachsüchtiger Geist seine kleine Schwester Nadia entführt und einen furchtbaren Preis für ihr Leben verlangt: den Tod von Königin Karina. Für Malik gibt es nur eine Chance, Karina nahe genug zu kommen, um sie zu töten: Er muss das Solstasia-Turnier gewinnen ... Der Auftakt einer spannenden, von westafrikanischer Folklore inspirierten Fantasy-Dilogie, in der eine trauernde Kronprinzessin und ein verzweifelter Geflüchteter ihre Ziele nur erreichen können, indem sie einander töten. Dieser New-York-Times-Bestseller ist perfekt für Fans von Tomi Adeyemi, Renée Ahdieh und Sabaa Tahir.   »Ein explosives, atemberaubendes Fantasy-Debüt [...] Vor allem aber nutzt Brown eine üppige Fantasy-Kulisse, um auf ergreifende Weise Probleme der realen Welt zu diskutieren.« Booklist »Eine actiongeladene Geschichte über Ungerechtigkeit, Magie und Romantik, die den Leser in eine spannende Welt eintauchen lässt, die ?Children of Blood and Bones? in nichts nachsteht.« Publishers Weekly, Eine antirassistische Kinder- und Jugendbuch-Leseliste

Roseanne A. Brown wurde in Kumasi, Ghana, geboren und wanderte als Kind nach Maryland aus. Das Schreiben war ihre erste Liebe, und sie wusste von klein auf, dass sie die Kraft des Schreibens nutzen wollte, um die verschiedenen Kulturen, die sie ihr Zuhause nennt, zu verbinden. Ihr Debütroman »A Song of Wraiths and Ruin« war auf Anhieb ein New York Times-Bestseller, ein Indie-Bestseller und wurde mit sechs Sternen ausgezeichnet. Sie arbeitet unter anderem mit Marvel, Star Wars und Disney zusammen. Rosie lebt derzeit außerhalb von Washington D.C., wo sie in ihrer Freizeit meist in den Wäldern wandert, Memes erstellt oder über Star Wars nachdenkt.

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Malik

»Abraa! Abraa! Kommt und versammelt euch – hier beginnt gleich eine Geschichte!«

Der Singsang der Griotte strich durch die sengend heiße Wüstenluft, vorbei an den Eselgehegen und edelsteingeschmückten Wohnanhängern der Zeltsiedlung vor dem Westtor des Stadtstaates Ziran. Instinktiv reagierte Malik auf den Ruf und wandte sich in die Richtung, aus der die Stimme der Geschichtenerzählerin kam. Unwillkürlich umklammerte er den Tragegurt der Umhängetasche über seiner Schulter fester.

Die Griotte war eine untersetzte Frau, fast einen ganzen Kopf kleiner als Malik, und ihr Mund dehnte sich zu einem zähneentblößenden Grinsen. Jeder Zoll ihrer dunkelbraunen Haut war mit wirbelnden, knochenweißen Tätowierungen verziert und voller Symbole, die Malik nicht verstand.

»Abraa! Abraa! Kommt und versammelt euch – hier beginnt gleich eine Geschichte!«

Nun wurde der Ruf vom stetigen Rhythmus einer Djembé-Trommel untermalt, und binnen weniger Minuten hatte sich eine beachtliche Menschentraube bei dem Baobab versammelt, unter dem sie stand. Es war die perfekte Zeit für eine Geschichte – diese Stunde, in der die Abenddämmerung in die Nacht überging und das letzte schwache Sonnenlicht den Himmel noch erhellte, während die Welt darunter schon in Dunkelheit getaucht war. Die Zuhörer setzten sich auf umgedrehte Kisten und zwischen abgenutzte Karren und blickten alle paar Minuten suchend zum Himmel hinauf, obwohl Bahias Komet erst in ein paar Stunden erscheinen und den Beginn des Solstasia-Festes ankündigen würde.

Die Griotte rief ein drittes Mal, und Malik ging einen weiteren Schritt auf sie zu, dann noch einen. Als die Zirani seine Heimat im Eshran-Gebirge erobert und besetzt hatten, waren die Griots die Ersten gewesen, die gegangen waren. Doch die wenigen Verbliebenen hatten einen tiefen Eindruck in Maliks Seele hinterlassen. Einem Griot oder einer Griotte zuzuhören war, als würde man eine neue Welt betreten. Eine Welt, in der Helden durch den Himmel tanzten und Geister ihnen folgten. Eine Welt, in der Gottheiten mit einer einzigen beiläufigen Bewegung ganze Berge schufen. Maliks Körper schien sich von allein in Bewegung zu setzen, gefangen im hypnotischen Lockruf der Frauenstimme.

Zwei Monate lang waren seine Schwestern und er durch die Wüste Odjubai gereist. Ihre einzige Gesellschaft waren das Knarren des falschen Karrenbodens, unter dem sie sich versteckten, der Wind, der durch die Dünen heulte, und das leise Wimmern der anderen Geflüchteten gewesen. Was konnte es schon schaden, sich eine einzige Geschichte anzuhören und nur einen Moment lang zu vergessen, dass sie kein Zuhause mehr hatten, zu dem sie zurückkehren konnten, und kein …

»Malik, pass auf!«

Eine kräftige Hand packte ihn am Kragen, und er stolperte zurück. Den Bruchteil einer Sekunde später landete ein ledriger Fuß von der Größe einer kleinen Kuh stampfend auf der Stelle, an der er gerade noch gestanden hatte. Ein Schatten schob sich über Maliks Gesicht, während der Chipekwe vorüberschlenderte und bei jedem donnernden Schritt Sand und Kiesel aufwirbelte.

Als Kind hatte Malik Geschichten über Chipekwes gehört, aber keine der Erzählungen hatte die gigantische Größe dieser Kreaturen einfangen können. Sie jagten Elefanten in der Savanne, und mit ihrem gepanzerten Kopf hätten sie mit Leichtigkeit das Dach des alten Hofhauses seiner Familie durchbrechen können. Das spitze Horn, das ihnen aus der Nase spross, war fast so groß wie Malik selbst.

»Willst du dich umbringen?«, fauchte Leila, nachdem der Schatten des Chipekwes vorübergezogen war. Über ihre schiefe Nase hinweg funkelte seine ältere Schwester ihn an. »Pass auf, wohin du gehst!«

Die Wirklichkeit sickerte zurück in Maliks Körper wie ein Tropfen aus einem rostigen Wasserhahn, und allmählich wurde der Ruf zur Geschichte von den Stimmen der Wagenfahrer übertönt, die ihren Tieren Befehle zubrüllten. Von den Melodien der Musizierenden, die ihr Publikum mit Sagen von vergangenen Solstasia-Festen unterhielten, und von den anderen Klängen der Zeltsiedlung. Ein paar Leute waren stehen geblieben, um diesen Trottel anzustarren, der sich fast zu Tode hätte trampeln lassen, und das Gewicht ihrer Blicke ließ Malik die Hitze ins Gesicht steigen. Er drehte an seinem zerschlissenen Tragegurt herum, bis ihm das Leder in die Handfläche schnitt. Schatten huschten am Rand seines Blickfelds umher, und er drückte die Augen so fest zu, dass es wehtat.

»Tut mir leid«, murmelte er.

Ein kleiner Kopf, umgeben von einer Wolke fröhlicher, springender dunkler Locken, tauchte hinter Leila auf. »Hast du das gesehen?«, rief Nadia. Seiner jüngeren Schwester stand vor Staunen der Mund offen. »Der war … mindestens eine Million Fuß hoch! Ob der wegen Solstasia hier ist? Kann ich ihn mal anfassen?«

»Er ist sehr wahrscheinlich wegen Solstasia hier, weil jeder wegen Solstasia hier ist«, gab Leila zurück. »Und du fasst hier gar nichts an.« Sie wandte sich wieder an Malik. »Gerade du solltest es eigentlich besser wissen, als einfach so davonzuschlendern.«

Malik umklammerte seinen Tragegurt noch fester. Es hatte keinen Sinn, seiner großen Schwester erklären zu wollen, welche Macht ein Ruf zu ei