: Klaus-Peter Wolf
: Ostfriesensturm Das Original - Die Nummer 1 in der Spannung
: S. Fischer Verlag GmbH
: 9783104911922
: Ann Kathrin Klaasen ermittelt
: 1
: CHF 10.00
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: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 560
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der 16. Fall für Ostfrieslands Top-Ermittlerin Ann Kathrin Klaasen von Nummer-1-Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf. Der Anruf erreicht Ann Kathrin Klaasen und Frank Weller beim Spaziergang am menschenleeren Strand. In einer Ferienwohnung auf Wangerooge wurde die Leiche eines Mannes gefunden. Die Tötungsart lässt vermuten, dass hierfür das organisierte Verbrechen verantwortlich ist, ein Verdacht, der Ann Kathrin und ihr Team sofort in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Nur kurz darauf geschieht ein weiterer Mord im Tierpark. Wo versteckt sich der Killer? Die Polizei durchsucht unter Hochdruck leer stehende Ferienwohnungen, nachdem alle Touristen Ostfriesland verlassen mussten. Die Suche nach dem Killer wird für Ann Kathrin Klaasen zu einer Ermittlung unter noch nie dagewesenen Bedingungen. 

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden. Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über fünfzehn Millionen Mal verkauft worden. Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Der Autor ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, derzeit werden mehrere Bücher der Serie prominent fürs ZDF verfilmt und begeistern Millionen von Zuschauern.

Sie hielten vor ihrem Haus im Distelkamp im Norden. Sie stiegen nicht aus, sondern bestaunten eine Möwe, die die Videokamera attackierte, die den Eingang und zwei Fenster überwachte.

»Wahrscheinlich will das Tier nicht gefilmt werden, wenn es unsere Einfahrt zuscheißt«, scherzte Weller.

Ann Kathrin reagierte nicht.

Weller fuhr fort: »Möwen haben schließlich auch ein Recht auf Privatsphäre. Vermutlich verstößt die Kamera aus Möwensicht gegen die Datenschutzbestimmungen.«

Sonst lachte sie gern über seine Witzchen. Oft gelang es ihm, sie aufzuheitern. Heute nicht. Vielleicht, weil sie merkte, dass er mehr seine eigene Stimmung aufhellen wollte und nur den Spaßvogel spielte, ohne es wirklich zu sein.

Ann Kathrin wirkte merkwürdig unentschlossen auf Weller, als wisse sie nicht, wohin mit sich. Ein Zustand, den er von sich selbst sehr gut kannte, den er aber ihr nicht so ohne weiteres zugeschrieben hätte.

Sie erinnerte ihn plötzlich an den weißen Fischreiher, den sie an der Hunte gesehen hatten und der vermutlich viel zu auffällig war, viel zu sehr glänzte, um erfolgreich zu jagen. Oder er bekam bloß die unvorsichtigen, blöden Fische, von denen es aber vermutlich auch noch genug gab.

»Am liebsten«, sagte Ann Kathrin, »würde ich nackt ins Watt laufen und mich voll in den Matsch fallen lassen. Mich so richtig einsauen, am ganzen Körper und im Gesicht.«

Weller wusste, dass der Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeldt es oft nach einem Mord so gemacht hatte. Es war ein Reinigungsritual für ihn. Wollte Ann Kathrin ihm damit sagen, dass sie Mordlust empfand?

»Und dann würde ich am liebsten im Priel schwimmen. Nichts reinigt so sehr wie eine Naturgewalt«, schwärmte sie.

»Priele«, sagte Weller sachlich, »sind gefährlich. Das reißende Wasser kann einen ins offene Meer ziehen.«

Sie legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch, als sei sie bereits im Watt und könnte den Wind auf der Haut spüren.

Weller öffnete die Fahrzeugtür. Die Möwe floh und schiss auf die Windschutzscheibe. »Willkommen zu Hause«, brummte Weller.

Ann Kathrin stieg nicht aus. Er stand schon bei der Haustür und steckte den Schlüssel ins Schloss.

»Was ist, Ann?«

Sie bewegte sich langsam, ja schwerfällig. Sie schien kaum etwas mit der sportlichen Frau zu tun zu haben, die gerade noch ein Verhör beim Joggen an der Hunte geführt hatte.

»Wir werden bald das nächste Opfer finden, Frank. Wer immer diese Männer so zugerichtet hat, ist längst noch nicht fertig mit seiner Arbeit.«

»Woraus folgerst du das, Ann?«

»Erstens, weil es bestimmt noch viele Arschlöcher gibt, die es in seinen Augen verdient haben, so zu sterben, und zweitens, weil er sie uns so prahlerisch präsentiert.«

»Komm rein. Ich mache uns eine Fischsuppe.«

Immerhin reichte die Vorstellung, sich von ihm bekochen zu lassen, aus, dass sie aus dem Wagen ausstieg.

»Wir müssen das Prinzip, nach dem er sie aussucht, verstehen. Dann wissen wir, wer als Nächstes dran ist …«

Weller fiel auf, dass Ann Kathrin an einen Mann dachte. An eine Art Rächer, den sie noch nicht kannten.

Er stand schon in der Küche und zerhackte Zwiebeln, als er sie wie beiläufig fragte: »Wer sagt uns, dass dieser Bauer nicht auch einer unserer Oldenburger Studentinnen sein Flugblatt in die Hand gedrückt hat?«

Ann Kathrin saß mit angezogenen Beinen auf einem Küchenstuhl am Fenster, nah bei der Heizung, und sah Weller beim Kochen zu. Auf dem Tisch dampfte Kaffee in einem Becher mit der Aufschrift:Polizei Aurich Wittmund.

»Und du meinst, dann haben die bei einem netten Mädelsabend beschlossen…« Ann Kathrin sprach nicht weiter. Weller ergänzte: »Reinen Tisch zu machen.«

»Was wissen wir über ihre Mitbewohnerinnen?«, frag