: Alister McGrath
: Richard Dawkins, C. S. Lewis und die großen Fragen des Lebens
: Gerth Medien
: 9783961224517
: 1
: CHF 8.00
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: Religion/Theologie
: German
: 128
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Der bekannte Biologe und Gotteszweifler Richard Dawkins (schrieb den Bestseller 'Der Gotteswahn') auf der einen Seite - der Literaturprofessor, Philosoph und Apologet C. S. Lewis auf der anderen. In einer fiktiven Auseinandersetzung lässt der renommierte Biophysiker und Theologe Alister McGrath von der Universität Oxford beide zu verschiedenen Themenstellungen antreten und ihre Überzeugung erläutern. Es geht um Glaube, Beweise und Indizien, um die scheinbare Überlegenheit eines naturalistischen Weltbildes, um die Natur des Menschen und um die unbändige Suche nach Sinn. Wer die Auseinandersetzung zwischen Wissenschaft und Glaube nicht scheut, wird von diesem Buch fasziniert sein!

Alister E. McGrath, Jahrgang 1953, hat Mathematik, Physik, Chemie und Theologie studiert und arbeitete drei Jahre an der Universität Oxford in der Forschung über molekulare Biophysik. Von 1999 bis 2008 war er Professor für Historische Theologie in Oxford und ist jetzt Professor für Theologie am 'Kings College' in London. Als Autor zahlreicher wissenschaftlicher und populärer Bücher ist er in Großbritannien und darüber hinaus einer der führenden Systematischen Theologen.

Es wird oft gesagt, dass wir in einer postfaktischen Welt leben, in der wir unsere Glaubensüberzeugungen frei zusammenstellen können. Wir beschließen, was wir gerne für wahr halten würden, und dann leben wir so, als wäre es wahr. Dabei hoffen wir, dass niemand daherkommt und uns schwierige Fragen zu den Gründen unserer Glaubensüberzeugungen stellt. Religiöse Menschen werden häufig der „Wunscherfüllung“ beschuldigt, ein Begriff, der im frühen 20. Jahrhundert vom atheistischen Psychoanalytiker Sigmund Freud geprägt wurde. Gemeint ist damit ein gefühltes Bedürfnis, sich mit dem Glauben an einen Gott zu trösten, den es in Wirklichkeit gar nicht gibt. Allerdings kann auch der Atheismus als eine Form der Wunscherfüllung gesehen werden. Schauen wir uns einmal ein Beispiel an.

Der Philosoph Thomas Nagel stellte klar, dass sein Atheismus hauptsächlich seiner Abneigung gegen die Vorstellung eines Gottes entsprang:

Es ist nicht nur so, dass ich nicht an Gott glaube und natürlich hoffe, dass ich mit meinem Glauben richtigliege. Vielmehr hoffe ich, dass es keinen Gott gibt! Ich will nicht, dass es einen Gott gibt; ich will nicht in einem derartigen Universum leben.1


Man kann Nagel leicht dafür kritisieren, dass er seine angeblich objektive philosophische Analyse von seiner persönlichen Abneigung gegenüber Gott oder seinem Wunschuniversum beeinflussen lässt, doch es gibt zahllose Menschen, die sich ihre Glaubensüberzeugungen je nach Geschmack zusammenstellen und erst im Nachhinein Begründungen dafür anbieten, in der Hoffnung, doch noch ihre intellektuelle Integrität zu bewahren. Weder Richard Dawkins noch C. S. Lewis wollen etwas mit einer solchen Denkweise zu tun haben. Beide bestehen darauf, dass wir unser Leben auf etwas Wahrem und Realem gründen, nicht bloß auf einer persönlichen Wohlfühlwelt.

Der Philosoph Bertrand Russell bemerkte einmal, dass sich „in der modernen Welt die Dummen todsicher sind, während die Intelligenten voller Zweifel sind“.2 Zu diesem Zeitpunkt fand in Deutschland gerade der Aufstieg des Nationalsozialismus statt, und Russell, ein Atheist, war zutiefst besorgt über Menschen, die mit allzu simpler und einschüchternder Rhetorik die angeblich offensichtliche Wahrheit ihrer eigenen Positionen geltend machten und andere als verblendete Narren oder Scharlatane hinstellten. Für einige ist Einfachheit ein Zeichen von Wahrheit; für Russell konnte es auch ein Zeichen dafür sein, dass jemand den Grenzen des menschlichen Wissens und der Komplexität unserer Welt nicht ins Gesicht blicken will.

Wie können wir denn nun zeigen, dass unsere Glaubensüberzeugungen Sinn ergeben? Können wir sie beweisen? Oder was wäre das Nächstbeste, wenn wir sie schon nicht beweisen können? Das sind wichtige Fragen. So ziemlich alle von uns halten an bestimmten Glaubensüberzeugungen fest, seien sie religiöser, ethischer oder politischer Art. Gibt es einen Gott? Was macht ein gutes Leben aus? Niemand kann auf diese Fragen eine felsenfeste Antwort liefern, aber wir können trotzdem gute Gründe für unsere Überzeugungen haben. Dieser Punkt steckt hinter Russells berühmtem Ausspruch darüber, warum Menschen Philosophie studieren sollten: Sie lehrt uns, „wie man ohne Gewissheit lebt und doch, ohne von Bedenken gelähmt zu werden“.3