: Andrea Illgen
: Vom Goldenen Segel
: Elektronik-Praktiker
: 9783969010051
: 1
: CHF 3.20
:
: Spannung
: German
: 280
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Nach einem schweren Autounfall hängt das Leben von Friederike Wolkenreichs Lebensgefährten Christian Neuville buchstäblich am seidenen Faden. Schnell wird klar: Das war ein Mordanschlag Konni, Sandra, Ratte und nicht zuletzt der Clausthaler Motorradclub, die Flying Devils, haben ihren Anteil daran, für Ordnung zu sorgen und die Verantwortlichen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Andrea Illgen legt mit »Vom Goldenen Segel« ihren 6. Friederike-Wolkenreich-Krimi vor. In einem spannenden Bogen erzählt die Autorin eine Geschichte vom Oberharz bis hinunter zum fruchtbaren Land zwischen Braunschweig und Elm. Dort verortet sie die Caplingenburg, eine Komturei, damals Sitz eines Ritterordens, heute ein Gut in privater Hand.

Andrea Illgen legt mit »Vom Goldenen Segel« bereits ihren 6. Friederike-Wolkenreich-Krimi vor. Die Musikerin lebt seit einiger Zeit mit ihrem Mann in den Tiefen der Oberharzer Wälder und lässt sich von den gluckernden Quellen, schroffen Hängen und hohen Tannen zu ihren Harzkrimis inspirieren.

Pfefferminz und Schaukelstuhl


Christians Augen waren geschlossen, aber er sah unter seinem weißen Kopfverband nicht mehr ganz so grünlich-weiß aus. Sein verbundener linker Arm lag auf der schneeweißen Bettdecke. Friederike hatte den harten Stuhl, den die Krankenhausverwaltung für sorgende Angehörige bereitgestellt hatte, so dicht ans Bett herangezogen wie möglich. Sie saß vorgebeugt, die Hände im Schoß fest geschlossen. Jedes Mal, wenn ihre Augen vor Müdigkeit zufielen, drückte sie ihre Fingernägel ins Fleisch, sie wollte nicht einschlafen, nicht so lange er da so lag.

Christians letzter Auftrag. Woran erinnerte sie sich? Fang ganz von vorn an, dachte sie. Kahlhut hat ihn angerufen. Natürlich. Der Bürgermeister der Samtgemeinde pfiff und Christian sprang, das war die Verabredung in all den Jahren gewesen, seit sie Christian hier oben wiedergetroffen hatte. Rudolph Kahlhut, immer am Rand der Legalität, immer offen für Beteiligungen und Provisionen, immer bemüht ums eigene Ich. Bei diesem Lebensstil brauchte man schon mal hier und da einen Privatdetektiv, der einem Vorteile über einen Geschäftspartner verschaffte, nützliche Informationen, mit denen der andere sanft aber beharrlich dazu zu bringen war, das zu tun, was Rudolph Kahlhut wollte.

Ein Job wie jeder andere, hatte Christian das genannt. Und was war nun dieser letzte Job gewesen? Eine Fälschung hatte er gesagt. Wie sau-, saudumm war sie gewesen, nicht ordentlich zuzuhören. Aber da waren ihre Konzertproben gewesen, die Reisen quer durchs Land zu Engagements, diese ständige Müdigkeit. Eine Müdigkeit wie jetzt. Wieder sackte ihr Kopf nach unten. Wieder holte sie sich mit Hilfe ihrer Fingernägel zurück. Eine Fälschung. Was für eine? Geldscheine? Gemälde? Aktienpapiere? Grundstücksverträge? Herrgott, was war es gewesen? Kahlhut, sie musste selbst zu Kahlhut. Aber erst, wenn ...

Christians Wimpern flatterten. Ein Auge öffnete sich zu einem Schlitz. Sein Mund verzog sich etwas, bevor er mühsam herausbrachte: »Meine Mutter... Mutter, du bist hier ... Wo bin ich?«

Seine Mutter? Friederikes Magen verkrampfte sich. Er war doch nicht ... Dann sah sie, dass der schiefe Mund eine Art Grinsen war. Und eine unbeschreibliche Erleichterung stellte sich ein. Die Tränen schossen in ihre Augen, ohne dass sie es wahrnahm. Sie ergriff seine rechte Hand auf dem Bettrand, drückte sie fest, lachte und weinte gleichzeitig und brachte endlich schluchzend heraus: »Ja, mein Lieber, ich bin deine Mutter, du bist im Himmel«, beugte sich vor und küsste ihn so auf den Mund, dass kein Zweifel darüber bestehen konnte, in welchem Verhältnis sie zu ihm stand.

Schwach kam die Antwort. »Du hast einen niederträchtigen Charakter, Friedchen. Sieche Menschen verführt man nicht.«

Eine Ärztin mit Stethoskop und Hornbrille kam herein. »Er ist wach. Oh, gut.« Ihr Blick wanderte vom Patienten zu der hold erröteten Friederike. »Regen Sie ihn nicht auf, er braucht viel Schlaf und Ruhe.« Sie fühlte Christians Puls. »Alles ein bisschen aus dem Takt, aber keine Sorge, er wird wieder. Ko