: Astrid Pfister
: Wie ein Leben ohne dich
: dp Verlag
: 9783987780318
: 1
: CHF 3.20
:
: Erzählende Literatur
: German

Eine Liebesgeschichte, die Vergangenheit und Gegenwart verbindet…
Der bewegende Liebesroman voller kleiner und großer Wunder

Seit zehn Jahren arbeitet Charlotte in einem Pflegeheim. Doch obwohl sie ihre Arbeit mag und die Senioren ihr am Herzen liegen, war es nicht das, was sie sich einst von ihrem Leben erhofft hat. Eigentlich wollte Charlotte studieren und Schriftstellerin werden. Zu ihrer beruflichen Unzufriedenheit kommt das Gefühl, dass auch in ihrer Beziehung der Alltag eingekehrt ist. Als eine Bewohnerin Charlotte von ihrer ersten großen Liebe erzählt, begreift sie, dass die Inspiration direkt vor ihr liegt und möchte endlich ihren eigenen Traum verwirklichen– ein Buch schreiben. Dazu kitzelt sie aus den Bewohnern ihre Lebensgeschichten heraus und begibt sich mit ihnen zurück in die Vergangenheit… bis sie ausgerechnet an Heiligabend ihr eigenes Wunder findet.

Erste Leser:innenstimmen
„Dieser gefühlvolle Liebesroman ist perfekt für Fans von Nicholas Sparks und Cecelia Ahern!“
„Der Erzählstil von Astrid Pfister hat mich fasziniert. Mit sanften Tönen und bildhaften Darstellungen von Emotionen ist er mitreißend und zieht einen mit Leichtigkeit tief in die Geschehnisse hinein.“
„Charlotte ist eine starke Frau, die endlich den Mut findet, für ihre Träume einzustehen und dabei ihr eigenes Weihnachtswunder erlebt.“
„Ich fand es toll,über all die Liebes- und Lebensgeschichten der Senioren im Pflegeheim zu lesen. Ich kann diesen dramatischen Liebesroman nur empfehlen!“



Astrid Pfister wurde am 23. Juni 1980 in Westerholt geboren, lebt zurzeit in Herne und arbeitet als Lektorin. Bislang wurden über siebzig ihrer Kurzgeschichten in Anthologien und Heftromanen veröffentlicht, u.a bei Bastei. Des Weiteren erschienen fünfzehn Romane, fünf Kurzgeschichtenbände und ein Gedichtband bei diversen Verlagen, wie Bastei Lübbe, Midnight by Ullstein und dem BLITZ Verlag.

Charlotte


„Nehmen Sie sofort diesen bescheuerten Mistelzweig wieder von meiner Tür!“, rief der Mann mit lauter und erzürnter Stimme.

Charlotte stieß ein leises Seufzen aus, während sie sich langsam der Tür näherte, aus der das Geschrei kam.

„Und wagen Sie es ja nicht, auch nur eine Christbaumkugel oder einen Tannenzweig in meinem Zimmer zu drapieren. Wie oft soll ich noch sagen, dass ich Weihnachten wie die Pest hasse? Kann man sich das denn so schwer merken?“, schimpfte der Mann weiter, während sie eintrat.

„Guten Morgen, Adrianne, dieses Zimmer bitte nicht dekorieren, es ist Mr Woolseys ausdrücklicher Wunsch. Wir haben das sogar in seiner Akte vermerkt.“

„Entschuldigung, das wusste ich nicht“, entgegnete die junge Frau verunsichert und beeilte sich, alle Weihnachtssachen wieder in einen Karton zu packen.

„Adrianne ist noch neu bei uns und hatte Ihre Akte nicht gelesen, Mr Woolsey, sie wird sofort alles mitnehmen“, sagte Charlotte zu dem alten Mann, der immer noch aussah, als wollte er der armen Adrianne den Kopf abreißen.

Während die junge Pflegerin eilig den Raum verließ, seufzte Charlotte innerlich abermals auf. Sie konnte sich wirklich Schöneres vorstellen, als direkt am Morgen mit so einem Spezialfall wie Mr Woolsey zu tun zu haben. Eigentlich bemühte sich das Altenheim, das sich gerne Seniorenresidenz nannte, um einen familiären und lockeren Umgang, dazu gehörte auch, dass die Bewohner die Pflegerinnen alle mit Vornamen ansprachen. Aber Mr Woolsey war knurrig, unfreundlich und siezte jede der Schwestern bis heute, und das, obwohl er mittlerweile schon dreieinhalb Jahre hier lebte. Er schien auch vorher schon kein besonderer Menschenfreund gewesen zu sein, denn in all der Zeit war ihn nie jemand besuchen gekommen, weder von der Familie noch von Freunden.

Sie hatte im Laufe der Zeit schon viele verbitterte ältere Menschen kennengelernt, aber bei Mr Woolsey hatte sie das Gefühl, dass er auch früher nicht anders gewesen war.

Gerade zur Weihnachtszeit war er ganz besonders unerträglich, als würde ihn all die gute Laune und friedliche Atmosphäre um ihn herum noch verdrießlicher machen. Sie wusste, dass er bei den anderen Pflegerinnen längst den Spitznamen „Scrooge“ weghatte und sie ihm gerne auf seine knurrigen Antworten ein „Humbug“ entgegneten. Wohlweislich aber so leise, dass er es nicht hörte.

Da sie ihn vom ersten Tag an mit ausgesuchter Höflichkeit und Respekt behandelte, war er zu ihr noch mit Abstand am freundlichsten und sie drang wenigstens hin und wieder zu ihm durch, aber „freundlich“ war für ihn ein relativer Begriff. Deshalb verbrachte sie die Morgenstunden doch lieber mit den netteren Patienten.

„Es tut mir leid, Mr Woolsey, es wird nicht wieder vorkommen. Ich werde die anderen Pflegerinnen noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen“, meinte sie zu ihm.

„Und nicht nur das ganze Weihnachtszeug im Zimmer, ich will auch nicht zum Weihnachtsbasteln, Plätzchenbacken, Liedersingen oder sonst einen Schwachsinn eingeladen werden“, schnappte er.

„Natürlich, ich werde all das noch einmal betonen.“

Ein wenig besänftigt lehnte sich der alte Mann in seinem Sessel zurück, in dem er immer nach dem Frühstück saß, und starrte aus dem Fenster.

Sie hatte keine Ahnung, warum der alte Mann Weihnachten so sehr hasste, und sie hatte es aufgegeben, ihn danach zu fragen. In den ersten zwei Jahren hatte sie herausfinden wollen, welcher Grund dahintersteckte und mit den anderen Pflegerinnen versucht ihm Weihnachten und all die schönen Dinge, die dazugehörten, schmackhaft zu machen, aber er hatte sich jedes Mal so aufgeregt, dass sie fast einen Arzt rufen mussten. Deshalb hatte sie irgendwann beschlossen, das Thema einfach nicht mehr anzusprechen. All die anderen Feiertage mochte er sehr gerne, egal ob es Ostern, Thanksgiving oder der Unabhängigkeitstag war. Ihr war klar, dass es irgendeinen Grund dafür geben musste, aber solange Mr Woolsey nicht darüber sprechen wollte, musste sie das akzeptieren.

Nachdem sie sich noch ein paar Minuten mit ihm unterhalten hatte, verabschiedete sie sich von ihm, um nach den anderen Patienten zu sehen. Aber als Allererstes machte sie einen Abstecher in den Aufenthaltsraum und schenkte sich einen großen Becher Kaffee ein. Ohne Kaffee war morgens nichts mit ihr anzufangen, besonders nicht, wenn sie so eine nette Begrüßung wie von Mr Woolsey erwartete. Danny und sie hatten sich heute Mor