Der Alarm geht los, und kurz runzele ich die Stirn, öffne aber dennoch die Augen. Das kann nur ein Fehlalarm sein, immerhin hatten wir seit Wochen keine Einsätze mehr. Die Wache ist für mehrere Kleinstädte verantwortlich, sonst würden mir wohl die Füße einschlafen. Als ich noch in der Großstadt war, bevor sich alles verändert hat, war ich immer auf Tour.
Wohnungsbrand steht auf dem Funkmeldeempfänger, und ich springe auf und ziehe mich an. Fast bin ich aufgeregt, habe seit bestimmt zwei Monaten den Adrenalinkick nicht mehr gespürt, der nun durch meine Adern fließt.
Trotzdem habe ich auf der Wache übernachtet.
„Matt – bist du fertig?“
Ich nicke und steige zu meinen Kollegen in das Fahrzeug. Wir alle sind angespannt, wissen bei Wohnungsbränden nie, was auf uns zukommt. Vielleicht müssen wir nur löschen; im schlimmsten Fall sind noch Menschen im Gebäude. Die zickzackförmige Narbe auf meinem Bauch schmerzt. Manchmal ignoriert man alle Sicherheitsmaßnahmen, versucht, Menschen zu retten, und verliert sie dennoch.
„Wo müssen wir hin?“
„Nach Clarcton.“
Die Kollegen sehen genauso aus wie ich: aufgeregt und angespannt zugleich. Was wird uns erwarten?
Wir sind innerhalb von sieben Minuten am Einsatzort und steigen aus. Es sind keine großen Flammen von hier zu erkennen. Auch keine Rauchbildung.
Eine Frau kommt auf uns zu. „Das Gartenhaus!“
Ich nicke, sehe meine Kollegen an. „Kann es losgehen?“ Als Einsatzleitung gebe ich die Kommandos und bin derjenige, der die Kontrolle behalten muss. Ich gehe in den Garten. Das Häuschen dort qualmt ein wenig, es brennt nicht lichterloh. Die Anzeigen kommen von der Leitstelle.Rauchbildung steht darauf. Die Mitarbeiter dort geben uns die Information immer so weiter, wie die Betroffenen sie schildern. Fast bin ich enttäuscht und rüge mich sofort innerlich selbst. Natürlich ist es gut, wenn etwas nicht lichterloh brennt.
„Bry! Du gehst rein und sicherst.“ Mein Schützling, der Auszubildende, nickt und geht voraus. Ich muss ihm dringend mehr zutrauen, deshalb lasse ich ihn bei leichten Einsätzen vorausgehen und seine Erfahrungen sammeln. Er beendet seine Ausbildung bald. Ich bin stolz auf ihn, schon jetzt. Mit seinen zarten neunzehn Jahren zur Feuerwehr zu gehen ist wirklich etwas Besonderes. Normalerweise entscheiden sie sich erst ein paar Jahre später für den Job. Man beginnt meist mit der freiwilligen Feuerwehr und dann geht es zur Berufsfeuerwehr. Sein Vater ist der Captain, wahrscheinlich ist er deshalb unter Druck, aber er macht es gut. Ich beobachte, wie Bry, der eigentlich Bryan heißt, auf das Häuschen zugeht. Er kniet sich hin und tastet die Tür erst ab, um die Temperatur abschätzen zu können, bevor er sie langsam öffnet. Genau so habe ich es ihm beigebracht.
„Was siehst du?“, rufe ich ihm zu. Er soll es beschreiben, damit ich die Maßnahmen einleiten kann.
„Kleine Flammenbildung am Boden, dennoch sollten wir schnell handeln. Es ist Holz.“
Und in diesem Moment sehe ich die Stichflamme, die Bry nach hinten wirft. „Fuck! Gas geben! Wir brauchen den Pulverlöscher!“
Das kann nur Benzin gewesen sein. Das weiß ich aus meiner Erfahrung, und die Stichflamme ist das Anzeichen dafür. Ich ziehe mir die Maske auf, renne nach vorn und zerre Bry zurück. „Ist alles okay?“ Er nickt, sein Gesicht ist schmutzig. Auf den ersten Blick erkenne ich keine ernsthaften Brandwunden. „Geh zum Einsatzwagen.“
„Nein, ich bleibe hier.“ Ein strenger Blick reicht, und er gehorcht resigniert.
Die Männer rücken an, und gemeinsam bekämpfen wir die Flammen.
Es dauert nicht lange, immerhin ist es kein großer Brand, dennoch ärgere ich mich, dass ich Bry vorgeschickt habe. Das darf nicht wieder passieren. Als alles erledigt und gesichert ist, gehe zu der Frau, die uns gerufen hat. „Wir haben den Brand gelöscht. Können Sie mir sagen, wie er zustande gekommen ist?“
„Mein Mann raucht immer heimlich in dieser Hütte, er hat Demenz.“
Ich nicke, und in diesem Moment kommen die Kollegen mit einem Zigarettenstummel