: Marc Raabe
: Schnitt
: Ullstein
: 9783843702850
: 1
: CHF 7.30
:
: Krimis, Thriller, Spionage
: German
: 448
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ein kleiner Junge beobachtet einen grausamen Mord. Und er vergisst. Dreißig Jahre lang. Bis seine Freundin in die Hände eines gefährlichen Psychopathen gerät. Nur wenn er sich erinnert, kann er sie retten. Doch das bringt ihn in tödliche Gefahr.

Marc Raabe hat eine TV- und Medienproduktion aufgebaut, bevor er sich 2021 für ein Leben als Autor entschied. Zu diesem Zeitpunkt begann er mit der Art-Mayer-Serie. Raabes Bestseller erscheinen in mehr als zehn Sprachen. Sein Handwerkszeug sind filmisches Erzählen, Schnitttechniken, Cliffhanger und Psychologie. Das Ergebnis: ein rasantes Kopfkino mit Tiefe. So wie seine Ermittlerfiguren bricht auch Marc Raabe hin und wieder Regeln.

Prolog


Westberlin – 13. Oktober, 23:09 Uhr

Gabriel stand an der Türschwelle und starrte hinab. Das Licht aus dem Hausflur fiel die Kellertreppe hinunter und wurde von den Ziegelwänden verschluckt.

Er hasste den Keller, besonders nachts. Nicht etwa, dass es einen Unterschied gemacht hätte, ob es draußen hell oder dunkel war. Im Keller war es immer Nacht. Doch tagsüber konnte man nach oben flüchten, raus in den Garten, raus ins Licht. Nachts dagegen war esüberall finster, auch draußen, und in jeder Ecke hockten Gespenster. Gespenster, die kein Erwachsener sehen konnte. Gespenster, die nur darauf warteten, einem elfjährigen Jungen die Klauen in den Nacken zu schlagen.

Trotzdem konnte er nicht anders, als gebannt nach unten zu starren, in den hinteren Teil des Kellers, wo das Licht verebbte.

Die Tür!

Sie war offen!

Ein schwarzer Spalt klaffte zwischen der dunkelgrauen Wand und der Tür. Dahinter lag das Labor, dunkel wie Darth Vaders Todesstern.

Sein Herz schlug bis zum Hals. Fahrig wischte Gabriel sich die feuchten Hände am Schlafanzug ab, seinem Lieblingsschlafanzug, dem mit Luke Skywalker vonStar Wars auf der Brust.

Der schwarze hohe Türspalt zog ihn magisch an. Langsam setzte er seinen nackten Fuß auf die erste Stufe. Das Holz der Kellertreppe fühlte sich rau an und knarrte verräterisch. Doch er wusste, dass sie ihn nicht hören würden. Nicht solange sie stritten, hinter der verschlossenen Küchentür. Es war ein schlimmer Streit. Schlimmer als sonst. Und es jagte ihm Angst ein. Gut, dass David nicht dabei war, dachte er. Gut, dass er ihn in Sicherheit gebracht hatte. Sein kleiner Bruder hätte geweint.

Und trotzdem wäre es jetzt gut, nicht allein zu sein, in diesem Keller, mit den Gespenstern. Gabriel schluckte. Der Spalt starrte ihn an wie ein Höllenschlund.

Sieh nach! Luke würde es auch tun.

Vater w