1. KAPITEL
„So, da sind wir, Schätzchen.“ Jenny stellte den Motor des Wagens ab. Ihr Mund war wie ausgetrocknet, während ihr Herz vor Aufregung heftig schlug. „Jetzt wirst du gleich deinen Daddy kennen lernen.“
Sie schloss kurz die Augen, bevor sie dann sorgenvoll das Baby neben ihr im Kindersitz betrachtete.
Tat sie das Richtige?
Sie hatte die Entscheidung wochenlang mit sich herumgetragen, und nun, da der Augenblick der Wahrheit gekommen war, spürte sie plötzlich Zweifel.
War Alex Westerling der geeignete Vater, um ein unschuldiges Kind in seine Obhut zu geben?
Die Antwort auf diese Frage lautete ganz offensichtlich nein.
Aber hatte sie eine andere Wahl?
Mit einem Finger strich sie über die samtweiche Babywange. „Dir ist schon klar, dass ich das hier eigentlich nicht tun will, oder? Er ist vielleicht Arzt, aber sein Ruf als Frauenheld ist berüchtigt. Anscheinend hat er sich in seinem bisherigen Leben noch nie auf eine Bindung eingelassen. Ich möchte dich ihm wirklich nicht überlassen.“ Der besorgte Ausdruck trat wieder in Jennys Augen. „Aber ich sehe keinen Ausweg. Wir kommen alleine nicht mehr zurecht, sondern benötigen Hilfe. Und du brauchst deinen Vater. Es wird Zeit, dass Alex Westerling ein bisschen Verantwortung übernimmt.“
Das Baby machte ein fröhlich prustendes Geräusch und strampelte mit den Beinen.
Jenny lächelte. „Daisy Phillips, du bist ein Goldschatz. Hoffen wir nur, dass dein Vater das erkennt.“
Leider war sie in dieser Hinsicht nicht sehr optimistisch.
Nach allem, was sie über Alex Westerling wusste, schien er nicht geneigt zu sein, sich um ein Baby zu kümmern, wie süß es auch sein mochte.
Den Gerüchten und den Artikeln der Klatschpresse nach war er ein lebenslustiger, steinreicher Playboy, der eine ganze Reihe von gebrochenen Frauenherzen auf dem Gewissen hatte. Es war ausgeschlossen, dass er Jenny und Daisy mit offenen Armen aufnehmen würde.
Um die Konfrontation noch etwas hinauszuzögern, wandte Jenny ihren Blick aus dem Autofenster. Sie konnte das Meer erkennen, das in der Sonne glitzerte. Es war ein wunderschöner warmer Tag, und dennoch fröstelte sie.
Sie hasste Auseinandersetzungen, aber auch ohne hellseherische Fähigkeiten hatte sie keinen Zweifel daran, dass ihr genau das bevorstand.
Alex Westerling würde definitiv nicht begeistert auf ihre Neuigkeit reagieren.
„Okay, bringen wir‘s hinter uns.“ Jenny öffnete die Autotür und betrachtete die kleinen Fischerhäuschen, die die Bucht säumten. „Zumindest hat er Geschmack. Dir wird es hier gefallen, wenn du ein bisschen älter bist.“
Sie ging um das Auto herum, hob das Baby aus dem Sitz und legte es an ihre Schulter. Während sie dem Kind beruhigend über den Rücken strich, ging sie langsam den Weg zum Haus entlang. „Sieh dich vor, Alex Westerling. Deine Vergangenheit holt dich gerade ein.“
Mehrere Kilometer entfernt, in der Notaufnahme der örtlichen Klinik, beendete Alex Westerling seine Untersuchung und richtete sich auf.
„Also, wann entlassen Sie mich, Herr Doktor?“ Die ältere Dame auf der Trage sprach mit munterer Stimme, aber die S