: W. Mark Lanier
: Religionen im Kreuzverhör Auf der Suche nach Wahrheit in den Weltreligionen
: Gerth Medien
: 9783961226313
: 1
: CHF 13.60
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: Religion/Theologie
: German
: 288
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB
Ist eine Religion so gut wie die andere? Wie können wir wissen, was wirklich wahr ist? Auf dem Marktplatz der Religionen finden wir heute eine Vielfalt an religiösen Möglichkeiten. Buddhismus, Hinduismus, Islam, Judentum, Christentum und andere konkurrieren um die Wahrheit und die Herzen der Menschen. Wie blickt man da noch durch? Der renommierte Jurist W. Mark Lanier nimmt scharfsinnig, fair und feinfühlig die Weltreligionen ins Kreuzverhör und sucht in allen nach Spuren der Wahrheit - und der Unwahrheit.

Kapitel 1

EIN BLICK HINTER DIE KULISSEN DER GERICHTE


Das amerikanische Rechtssystem mag zwar erst etwas über zweihundert Jahre alt sein, doch seine Wurzeln reichen weit zurück. Amerikanische Gerichte nutzen ein Geschworenensystem, um die faktische Wahrheit zu ermitteln. Bereits in der Magna Carta (1215) galt eine „Jury aus Gleichgestellten“ als entscheidend für eine gerechte Beilegung von Streitigkeiten. Im Laufe der Jahrhunderte haben Gerichte spezifische Regeln entwickelt, um sicherzustellen, dass die Wahrheit bestmöglich ermittelt werden kann. Die Gesellschaft hat das Vertrauen und die Erfahrung, dass das System genutzt wird, um festzustellen, wer eine rote Ampel überfahren hat, wer wen betrogen hat und ob jemand ein Mörder ist oder nicht.

Wenn Menschen hingerichtet oder mit Freiheitsentzug bestraft werden, geschieht dies im Vertrauen darauf, dass Gerechtigkeit vollzogen wird. Dieses Vertrauen wurzelt in der Überzeugung, dass unser Gerichts- und Geschworenensystem, wenn es wie vorgesehen funktioniert, das bestmögliche System zur Ermittlung bestimmter Wahrheiten ist. Entscheidend dabei ist, dass Gerichte und Geschworene den geltenden Regeln folgen – dass sie vorurteilsfrei, unvoreingenommen, ehrlich und transparent urteilen.

Wäre ich heute im Gericht, würde ich wahrscheinlich hören, wie der Richter den Geschworenen im Einzelnen erklärt, was ihre Aufgabe ist und was nicht. Diese „Belehrung“ erfolgt routinemäßig, um die Jury bei ihrer wichtigsten Aufgabe zu unterstützen: Die Jury muss entscheiden, ob die im Verfahren dargelegten Fakten die zweifelsfreie Wahrheit darstellen oder nicht.

Im Jahr 2021 führten Pete Weinberger und ich den ersten Geschworenenprozess derUSA im Zusammenhang mit der Opioid-Epidemie. Dieser Fall, von derNew York Times als „der komplexeste in der amerikanischen Rechtsgeschichte“ bezeichnet, wurde durch die Belehrung der Jury durch den Richter erheblich vereinfacht.[1] Ein Richter gibt der Jury keine willkürlichen Anweisungen darüber, wie sie die Wahrheit ermitteln soll. Die Anweisungen des Gerichts wurden über Jahrhunderte der Rechtsprechung geformt. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese Belehrung die Jury am besten informiert und Leitplanken setzt, um sicherzustellen, dass Gerechtigkeit und Wahrheit sich durchsetzen.

Ich beziehe mich hier auf die Belehrung, die üblicherweise in einemZivilprozess gegeben wird, nicht die aus einemStrafprozess. Aber abgesehen von der „Last der Beweisführung“ (oder der Beweiskraft der Daten, die nötig ist, um die Anschuldigungen und Vorwürfe zu entkräften) entsprechen sie im Wesentli