: Gabriele Popma
: Glücksfaserrisse
: tolino media
: 9783739373041
: 1
: CHF 3.20
:
: Gegenwartsliteratur (ab 1945)
: German
: 508
: kein Kopierschutz
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Bewährungsprobe für eine große Liebe

Nach langen Umwegen haben Corinna und Sandie ihr Glück gefunden. Doch plötzlich wird es bedroht. Sandie, der seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, wird das Ziel perfider Anschläge, doch er kann seinen Feind nicht lokalisieren. Immer öfter vertraut er sich in dieser Situation einer neuen Kollegin an, während Corinna einen attraktiven Mann kennenlernt, der eindeutiges Interesse an ihr signalisiert.

Unterdessen verliebt sich ihr Sohn Gerry mitten im Abiturstress in eine Mitschülerin. Die Beziehung erweist sich jedoch als ungeahnt problematisch. Große Sorgen macht er sich zudem um einen Freund, der seit einem einschneidenden Erlebnis keinen Sinn mehr im Leben sieht. Als Gerry die komplette Tragweite seiner Geschichte erfasst, ahnt er, dass Hilfe für ihn zu einem Wettlauf gegen die Zeit wird.

Und dann taucht auch noch Corinnas Ex-Ehemann wieder auf ...

Gabriele Popma ist Jahrgang 1963 und als wissenschaftliche Bibliothekarin ein alter Hase im Büchergeschäft. Bereits 1996 veröffentlichte sie ihren ersten Roman. Nach längerer Pause arbeitet sie nun wieder als Autorin. Mit ihrem niederländischen Mann lebt sie im südlichen Bayern und liebt neben dem Schreiben ihren Garten, große Stickbilder, die sie aus Zeitmangel nie beenden wird, und ihr altes Akkordeon.

2


 

Gerry war aufgeregt, als er zu Michaelas Adresse fuhr. Er konnte sich nicht erklären, warum ihm das Herz bis zum Hals klopfte. Lag es nur an ihr oder auch daran, dass er befürchtete, der Abend könnte ein Flop werden? Sein Instinkt sagte ihm, dass Michaela nicht der Typ für diese Musikrichtung war, doch er wollte ihr das besondere Flair eines Countryabends zeigen.

Er kannte die Highway Heroes schon lange. Sein Vater war seit seinen Studientagen mit Steve, dem Kopf der Truppe, befreundet und hatte die Gründung der Musikgruppe miterlebt. Als die Band an Gerrys zwölftem Geburtstag in München aufgetreten war, durfte er seine Eltern begleiten. Steve hatte ihn damals auf die Bühne geholt und ihn nach seinem Lieblingslied gefragt. Das einzige Countrylied, das Gerry zu der Zeit kannte, war John Denvers »Take Me Home, Country Roads« gewesen, und obwohl die Band es normalerweise nicht in ihrem Repertoire hatte, hatten sie den Song speziell für ihn gespielt. Plötzlich hatte Steve ihm ein Mikrofon vors Gesicht gehalten und ihn aufgefordert, mitzusingen. Gerry kannte nur einige Brocken des englischen Textes, doch er bekam tosenden Applaus vom Publikum für seine Gesangsversuche. An diesem Abend hatte er sein Faible für die Countrymusik entdeckt. Hauptsächlich hörte er sie bei den mitreißenden Auftritten der Highway Heroes, aber auch zu Hause hatte er sich eine Playlist mit Countrysongs erstellt, die er sich je nach Laune immer wieder mal anhörte.

Als er die richtige Adresse gefunden hatte und den Polo seiner Mutter in der breiten Hofeinfahrt abstellte, erschien auch schon Michaela. Sie deutete an, dass er das Fenster öffnen sollte, und beugte sich herunter.

»Können wir eine Freundin mitnehmen?«

»Wieso denn?« Ein weiteres Mädchen passte nicht in Gerrys Pläne.

»Yvonne wohnt neben mir. Ich habe ihr erzählt, wohin wir heute Abend gehen und sie würde gerne mitkommen.«

»Na gut«, stimmte Gerry mit einem unhörbaren Seufzer zu. »Meinetwegen.«

»Prima. Wir sind gleich da.« Schnell huschte Michaela wieder ins Haus.

Fünf Minuten später kam sie mit ihrer Freundin zurück. Das Mädchen begrüßte Gerry und stellte sich vor.

»Finde ich super, dass du mich mitnimmst«, sagte sie, als sie es sich auf dem Rücksitz des Polos bequem machte. »Ich mag Countrymusik und was Michaela erzählt hat, hört sich interessant an.« Sie lachte, als sie dem Mädchen einen Blick zuwarf. »Nicht, dass es besonders viel gewesen wäre.«

Gerry musterte Yvonne im Rückspiegel. Sie war Anfang zwanzig und hatte blonde Strähnchen in ihrem kurzen braunen Haar. Trotz ihrer Jugend sah er bereits leichte Krähenfüßchen in ihren Augenwinkeln. Obwohl sie seine Pläne von einem gemütlichen Abend mit Michaela durchkreuzte, fand Gerry sie sympathisch. Er warf ihr im Spiegel ein Lächeln zu, das sie erwiderte. »Du bist das erste Mädchen, das ich treffe, das Countrymusik hört.«

Yvonne schmunzelte. »Und immer wieder gern.« Sie klopfte Michaela auf die Schulter. »Es wird dir auch gefallen, glaub mir.«

Das Mädchen nickte, dann wandte sie sich an Gerry. »Ist das dein Auto?«

»Nö. Nur Leihgabe meiner Mutter. Vielleicht reicht mein Geld ja irgendwann mal für ein eigenes. Aber dafür muss ich noch eine ganze Weile sparen.«

»Deine Eltern kaufen dir keins?«

Gerry schnaubte. »Nein, dummerweise nicht. Und leider kann ich ihre Gründe dafür auch verstehen.« Er warf Michaela einen belustigten Blick zu, in den sich aber unterschwellige