: Sabine Stephan
: Silvia-Gold 104 Was niemand erfährt ...
: Verlagsgruppe Lübbe GmbH& Co. KG
: 9783732593361
: 1
: CHF 1.60
:
: Erzählende Literatur
: German
: 64
: Wasserzeichen
: PC/MAC/eReader/Tablet
: ePUB

Ist etwas dran an den Gerüchten, dass seine Frau und sein bester Freund hinter seinem Rücken eine Affäre haben? Volker kann es im ersten Moment nicht glauben, doch je länger er darüber nachdenkt ...
Die Saat des Zweifels geht auf, und Volker beschließt spontan, heute früher Schluss zu machen und nach Hause zu fahren, um Simone zu überraschen.
Die Überraschung gelingt ihm, doch seine Frau wirkt seltsam nervös ...

Was niemand erfährt …

Schicksalsroman um Simones Geheimnis

Von Sabine Stephan

Ist etwas dran an den Gerüchten, dass seine Frau und sein bester Freund hinter seinem Rücken eine Affäre haben? Volker kann es im ersten Moment nicht glauben, doch je länger er darüber nachdenkt …

Die Saat des Zweifels geht auf, und Volker beschließt spontan, heute früher Schluss zu machen und nach Hause zu fahren, um Simone zu überraschen.

Die Überraschung gelingt ihm, doch seine Frau wirkt seltsam nervös …

»Hat da nicht eine Autotür geklappt?« Frank von Osterwald hob lauschend den Kopf. »Kommt dein Mann etwa schon nach Hause?«

»Um diese Zeit?« Simone von Grevenhagen schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen, bleib ruhig sitzen, Frank.«

Der Mann erhob sich trotzdem und trat ans Fenster.

»Volkers Wagen«, murmelte er und runzelte die Stirn. »Wäre es eine Filmszene, würde ich mich jetzt durchs Fenster schwingen. Aber im realen Leben bleibt mir nichts anderes übrig, als den Unmut des hohen Herrn zu ertragen.«

Simone wandte sich zur Tür, als ihr Mann eintrat. Volker von Grevenhagen machte tatsächlich ein finsteres Gesicht, als sein Blick auf den Besucher fiel. Auch als er seine Frau begrüßte, brachte er kein Lächeln zustande.

»Du bist nicht allein«, stellte er fest.

»Äußerst genau beobachtet«, spottete Frank von Osterwald. Sein ehemaliger Freund und Schulkamerad hatte es nicht für nötig gehalten, ihn zu begrüßen.

»Wolltest du nicht gerade gehen?«, fragte Simone den Gast.

Frank nickte. »Es war mir eine Freude, dich einmal wiedergesehen zu haben, Volker. Simone …« Er zog die Hand der jungen Frau an die Lippen und schaute ihr dabei tief in die Augen. »Vielen Dank für den Kaffee und den Kuchen. Er war wieder einmal hervorragend. Ich will nicht vergessen, Hanna ein paar passende Worte zu sagen.«

»Das wird sie glücklich machen«, knurrte Volker böse.

»Ich hoffe es«, äußerte Frank lächelnd. »Nichts erfreut eine Frau mehr als ein Kompliment. Du solltest auch gelegentlich davon Gebrauch machen, Volker.«

»Falls ich einmal Ratschläge von dir brauchen sollte, werde ich es dir sagen.«

»Vergiss es nur nicht.« Frank hob lässig die Rechte und nickte Volker zu. »Du hast eine sehr nette und charmante Frau … Du solltest etwas mehr Zeit für sie haben. Tschüss.«

♥♥♥

»Ich dachte schon, der Kerl würde überhaupt nicht mehr gehen.« Volker runzelte die Stirn noch mehr, als sich die Tür hinter Frank geschlossen hatte. »Ob du einen angenehmen Nachmittag verbracht hast, brauche ich nicht zu fragen.«

»Stimmt.« Simone hob den Kopf trotzig. »Dein Freund ist ein äußerst amüsanter Gesellschafter.«

»Frank ist nicht mein Freund, und ich wäre dir dankbar, würdest du dir das merken. Wann ist er gekommen?«

»Ich habe nicht auf die Uhr geschaut. Frag Hanna, vielleicht kann sie dir die genaue Zeit sagen.«

Volker trat auf seine junge Frau zu.

»Es sieht fast so aus, als wollten wir anfangen zu streiten«, stellte er fest.

»Du hast mir nicht einmal einen Begrüßungskuss gegeben.«

»Während der Kerl zuschaut?«, fragte Volker heftig. »Ich habe mich extra früher freigemacht heute … ich wollte mit dir in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken, bevor wir ins Theater gehen. Ich habe nämlich Karten besorgt. Und dann komme ich nach Hause und finde …«

Simone legte die Arme rasch um seinen Nacken und verschloss ihm den Mund mit einem Kuss.

»Ich habe ihn nicht eingeladen«, beruhigte sie ihren Mann danach. »Er ist ganz zufällig vorbeigekommen.«

»Zufällig«, wiederholte Volker grimmig. »Frank ist in dich verliebt. Und du genießt das. Ich muss mich über deinen Geschmack wundern, Simone.«

»Er ist nicht in mich verliebt, bilde dir da nichts ein.«

»Er ist in jede hübsche Frau verliebt, der gute Frank. Eine Frau hört erst auf, ihn zu interessieren, wenn er sie erobert hat.«

»Deine Eifersucht ist … demütigend«, schleuderte Simone ihrem Mann ins Gesicht. »Du solltest wissen, dass ich dir treu bin.«

»Natürlich weiß ich das. Und wäre es nicht gerade Frank … Schon auf der Schule konnte er jedes Mädchen haben, das er haben wollte. Mir war es immer ein Rätsel, was sie an ihm fanden!«

»Mir nicht«, erwiderte die junge Frau aufgebracht. »Frank ist äußerst charmant, ein blendender Unterhalter, und er gibt jeder Frau das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein.«

»Mit solch einem Wunderknaben kann ich natürlich nicht konkurrieren. Ich bin ja bloß ein langweiliger Ehemann.«

»Du bist ein dummer, eifersüchtiger Ehemann«, verbesserte Simone ihn. Sie seufzte. »Was erwartest du eigentlich von mir? Dass ich mich verleugnen lasse, wenn Frank vorbeikommt?«

»Solch ein Opfer würde ich dir nie zumuten«, höhnte Volker. »Wäre ich heute nicht früher nach Hause gekommen, dann hätte ich wahrscheinlich nie erfahren, dass du heute Nachmittag so einen charmanten, blendenden Unterhalter zu Besuch hattest.«

»Stimmt, Volker, das hättest du nicht erfahren. Weil ich solche Szenen, wie du sie mir jetzt machst, nämlich hasse. Möchtest du jetzt deinen Kaffee?«

»Danke, ich werde noch einen Blick in meine Akten werfen, bevor ich mich für das Theater umziehe. Hast du überhaupt Lust mitzukommen?«

Simone zuckte die Schultern.

»Dann können wir auch zu Hause bleiben«, ging Volker in die Luft. »Meinetwegen ruf Frank an, er kann gern meine Karte haben. Dann hast du wenigstens etwas von dem Abend.«

Simone ging hinaus, denn ihr war klar, dass diese Unterhaltung zu nichts weiter führen würde als zu neuen, unangenehmen Anschuldigungen.

♥♥♥

»Hast du noch Lust, eine Flasche Wein mit mir zu trinken?«, fragte Volker von Grevenhagen abends, als sie aus dem Theater nach Hause zurückkehrten. Die Vorstellung hatte ihnen sehr gefallen, und deshalb verspürte der Mann noch keine Müdigkeit.

»Gern.« Simone sah in ihrem Abendkleid hinreißend aus. Sie wäre keine echte Frau gewesen, hätte sie es nicht genossen, in den Pausen der Oper mehr oder weniger auffällig angestarrt zu werden.

Bevor der Mann in den Keller ging, um eine Flasche heraufzuholen, beugte er sich über seine Frau und gab ihr einen flüchtigen Kuss.

»Du bist die schönste Frau der Stadt«, murmelte er, dann schüttelte er den Kopf und verbesserte sich. »Die schönste Frau der Welt.«

»Und du entwickelst dich zu einem charmanten Mann.«

Volker stutzte. Jetzt vergleicht sie mich mit Frank, schoss es ihm durch den Kopf.

»Ich habe ein großes Vorbild«, stellte er fest und ging rasch hinaus.

Simone lächelte verträumt vor sich hin. Ihr war sein Stimmungsumschwung entgangen. Es dauerte nicht lange, bis ihr Mann mit der geöffneten Flasche zurückkam.

»Hat Hanna heute Ausgang?«, fragte er.

»Nein. Wie kommst du darauf?«

»Ihr Mantel hängt nicht an der Garderobe, und das gute Stück fällt ins Auge. Einen Geschmack hat das Mädchen …« Er goss den Wein ein und setzte sich.

»Sag es ihr nur nicht. Sie ist sehr stolz auf ihren neuen Mantel. Ich finde ihn übrigens nicht so fürchterlich wie du.«

»Weil du zu gut erzogen bist, um so etwas auch nur zu denken«, behauptete Volker. »Wir müssten öfter ins Theater gehen«, fuhr er fort. »Auf dein Wohl, Liebling.« Er hob das Glas und schaute über den Rand hinweg auf seine entzückende Frau.

Manchmal konnte er einfach nicht verstehen, dass sie ausgerechnet ihn geheiratet hatte. An Bewerbern hatte es ihr nicht gefehlt, und darüber hinaus stammte sie noch aus einer sehr reichen Familie.

»Warum hast du eigentlich mich geheiratet?«, sprach er aus, was ihn beschäftigte.

Simone lächelte verträumt. »Ist das so schwer zu erraten?«

»Ja!«

»Natürlich bist du nicht gut genug für mich«, äußerte Simone schmunzelnd. »Nur der Beste, den ich kriegen konnte. Und da habe ich selbstverständlich sofort zugegriffen.« Sie gähnte und nahm rasch die Hand vor den Mund. »Es ist ziemlich spät geworden …«

»Du hast recht.« Volker setzte sich auf die Lehne ihres Sessels und legte den Arm um ihre Schultern. Das Kleid ließ sie frei, und er konnte der Versuchung nicht widerstehen, einen Kuss auf die weiche, duftende Haut zu drücken.

»Ich bin sehr müde«, sagte Simone, und ihr Lächeln versprach...